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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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veranlasst sah, beim Papst gegen diese Übergriffe zu protestieren. Damit tat er, wie wir später sehen werden, den ersten Schritt zum eigenen Untergang.
    |247| Konrad jedoch, von seinen Erfolgen verblendet, sah sein Wirken vor Gott gerechtfertigt und wurde immer kühner. Warum, so fragte er sich, nur bei den Bürgern nach Ketzern forschen? Stellte sich doch auch der Adel zum Teil mit lästerlichen Sprüchen und Verfügungen gegen die Heilige Kirche. Fast allen Fanatikern, auch den klugen, fehlt der Sinn für das rechte Maß. Nachdem er schon über drei Jahre sein Unwesen in deutschen Landen getrieben und tausende von Unschuldigen auf den Scheiterhaufen gebracht hatte, richtete er seinen Blick auf den in seinen Augen unbotmäßigen deutschen Adel.
    Da gab es einige kleine Landesherren, die ihm den Zutritt auf ihre Gebiete verweigert hatten, und Konrad empfand dies als Sakrileg. Hatte nicht Gott selbst, durch seinen Evangelisten Johannes, das Urteil über jene Abtrünnigen gesprochen? Da hieß es doch: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt und man sammelt sie, wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen.“ So sprach Jesus zu seinen Jüngern und darum ist dies Gotteswort Gottes Gebot.
    Konrad schrieb dies in Briefen an die Grafen von Sayn, Solms und Arnsberg, verbunden mit einer Ladung vor das Glaubensgericht. Die Herren verständigten sich untereinander und richteten Beschwerdebriefe nach Rom und an den deutschen König. Das gehörte sich so, würde aber kaum etwas bewirken und so taten die drei Grafen ein Übriges. Sie sandten Vertrauensleute auf Konrads Spur und als er auf dem Weg von Mainz nach Paderborn war, stellten ihn seine Verfolger auf einer einsamen Heide und schlugen ihn mit Knüppeln tot. Zwei seiner bewährten Helfer konnten entkommen, fanden aber nicht die erwartete Hilfe, sondern den Tod am Galgen.
    König Heinrich nahm diese Kunde mit sichtlicher Genugtuung auf, nicht jedoch der Papst. Kurz darauf verhängte Gregor über den deutschen König den Kirchenbann und gebot den Reichsfürsten, nicht mehr ihm, sondern nur noch Kaiser Friedrich zu gehorchen. Der Hauptgrund für den Bannspruch war das auf einem Hoftag zu Frankfurt erlassene Gesetz, die „ungerechte Verfolgung“ müsse sofort eingestellt werden. Gregor sah darin einen schweren Verstoß gegen kirchliche wie weltliche Gesetze.
    |248| Friedrich hätte seinem Erstgeborenen das Gesetz gegen „ungerechte Verfolgung“ wohl verziehen, aber es gab andere, für den Kaiser weit schwerer wiegende Gründe, von König Heinrich Rechenschaft zu fordern. Seine Regentschaft war schwach, widersprüchlich, unentschlossen. Er vergaß immer wieder, dass er den deutschen Reichsfürsten sein Königtum verdankte, er ärgerte, enttäuschte und vergrämte sie. Anstatt sich mit seinem Sieg über Bayern zu begnügen und vernünftige Friedensangebote zu machen, zog er gegen die Bischofsstadt Straßburg, die sich gegen ihn gestellt hatte, und wieder tat er es ohne Zustimmung der Reichsfürsten. Sie drohten ihm nun mit einer Anklage beim Kaiser und Heinrich brach sofort die Belagerung ab. Nicht weniger kläglich scheiterte sein Versuch, im Streit der Bürger von Verdun mit ihrem Bischof vermittelnd einzugreifen. Er vergaß, dass er vor Jahren die Privilegien der Bürgerschaft selber anerkannt hatte, und musste seinen Aufruf zum Gehorsam gegen den Bischof zurücknehmen.
    Zu Bianca bemerkte Friedrich:
    „Es fällt mir zunehmend schwer zu glauben, dass ich diesen verdorbenen Spross selber gezeugt habe. Dass er die Frucht eines Ehebruchs ist, kann und mag ich nicht glauben. Ich muss mich damit abfinden, dass er Konstanzes und mein Kind ist. So wohlgeraten meine anderen Sprößlinge sind, so missraten ist er und ich muss es hinnehmen. Nicht aber kann ich sein hochverräterisches Handeln akzeptieren und er wird sich vor mir rechtfertigen müssen.“
    „Das wird ihm nicht leichtfallen“, meinte Bianca.
    „Er wird es nicht können“, sagte Friedrich ruhig, doch Bianca spürte, dass er tief enttäuscht und verbittert war. Beide schwiegen, bis der Kaiser mit leiser, fester Stimme verkündete: „Ich werde Anfang des nächsten Jahres ins deutsche Königreich reisen, um dort wieder Ordnung zu schaffen.“
    Daraus wurde aber vorerst nichts, denn aus Nord- und Mittelitalien kamen Schreckensbotschaften. Es

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