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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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die Aufständischen in Sizilien betraf, so hatte auch das erfreuliche Ereignis der Sohnesgeburt seinen Zorn auf die Gesetzesbrecher nicht dämpfen können. Seltsamerweise hatte sich der Aufruhr nur auf den Osten der Insel beschränkt, vor allem auf die Städte Messina, Catania und Syrakus.
    Anfang des Jahres 1233 tauchten am westlichen Horizont die Segel zahlreicher Schiffe auf und den Rebellen mögen sie wie die Flügel von Racheengeln erschienen sein. Zuerst wurde Catania besetzt und Friedrich ließ verbreiten, dass er Rebellen, die sich freiwillig |245| stellten, begnadigen würde. Wer dem Kaiserwort vertraute – und viele taten es –, musste es bitter bereuen. Auf den Marktplätzen wurden die Unglücklichen zur Schau gestellt, um dann gehängt oder verbrannt zu werden. Der Kaiser, so ließ Friedrich verkünden, sei falsch beraten worden und habe sich eines Besseren besonnen. So traf der erbarmungslose Hammer des Gesetzes Reuige wie Verstockte und zermalmte sie als furchtbare Warnung für andere. Als der Bergort Centorbi, südwestlich des Ätna gelegen, trotz aller Aufforderungen und Versprechungen die Übergabe verweigerte, ließ Friedrich ihn erstürmen und jeden, der sich zur Wehr setzte, niedermachen. Die Überlebenden wurden in den Stand von kaiserlichen Leibeigenen versetzt und in die neugegründete Stadt Augusta umgesiedelt.
    Diese Vorgänge sprachen sich herum, sodass die Rebellen in Messina, Syrakus und anderen Orten sich lieber im Bergland verkrochen, als sich freiwillig zu stellen. Dafür traf es dann ihre Familien, die enteignet und deren Häuser zerstört wurden. Wer sich aus Verzweiflung dennoch dem Kaiser auslieferte, durfte keine Gnade erwarten und wieder loderten die Holzstöße, wieder wurden neue Galgen errichtet.
    In den solchermaßen „befriedeten“ Städten wurde die Verwaltung reformiert und möglichst ortsfremde Männer als Beamte eingesetzt. Daneben hatten Friedrichs Heerführer das Innere der Insel nach Sarazenen abgesucht, was gar nicht so einfach war, da sich ein Teil von ihnen in kaum zugänglichen Bergregionen verschanzt hatte. Doch der unbeugsame Wille des Kaisers spornte seine Männer an und am Ende des Jahres schätzte Friedrich, dass etwa die Hälfte der Sarazenen in seinen Gefangenenlagern saß. Ihnen wurde mitgeteilt, dass für sie auf dem Festland eine Stadt zu ihrem Aufenthalt vorbereitet werde und sie weder auf ihren Glauben noch auf gewohnte Bräuche verzichten müssten. Doch die Menschen blieben misstrauisch und kaum einer glaubte diesen Versprechungen. Bald zeigte sich, dass der Kaiser sich ohne Abstriche daran hielt, und so wandelten sich Misstrauen und Ablehnung nach einigen Jahren in Treue und verlässliche kriegerische Gefolgschaft.

|246| Zweites Buch
    1
    Der Dominikanermönch Konrad von Marburg war ein hochgelehrter Mann. Sein Ruf drang bis zum Papst und nach einer ausführlichen Unterredung ernannte ihn Gregor IX. zum Visitator der deutschen Klöster. Die fromme und asketisch lebende Elisabeth von Thüringen machte ihn zu ihrem Beichtvater und er übte einen großen Einfluss auf sie aus. Als ihr Gemahl nach sechs Ehejahren starb, zog sie sich in eine Art von Klosterdasein zurück und Konrad hielt Ausschau nach einer neuen Betätigung. Mit Zustimmung des Papstes und unter der ausdrücklichen Billigung von Kaiser Friedrich führte Konrad im deutschen Reich die Glaubensgerichte ein und forschte – vor allem in Thüringen, Hessen und am Rhein – nach Ketzern, Hexen und schwarzen Magiern.
    Wer sich diesen Menschen als hageren und finster blickenden Asketen vorstellte, wurde enttäuscht. Konrad blickte zwar meist sehr ernst drein, doch er konnte auch lachen, schätzte, wenn es angebracht war, eine gute Tafel und wenn er Wein trank, dann musste es einer vom Besten sein.
    Wo immer der Inquisitor auftrat, hagelte es Denunziationen, und für solche, die ihre Feinde loswerden wollten, brachen paradiesische Zeiten an. Zudem erhielten die vor Gericht anonym bleibenden Ankläger einen kleinen Teil des Vermögens der Gerichteten, während der größere an den Landesherrn und die Kirche fiel. So kam es dann, dass kaum Unbemittelte von den Häschern aufgegriffen wurden, auch weil deren Verurteilung und Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen doch einiges Geld kostete. Freilich nahmen nicht alle der Angeklagten die unsinnigen Beschuldigungen so ohne weiteres hin. Bei König Heinrich VII. trafen körbeweise Beschwerdebriefe ein, mehr und mehr auch von Adligen, sodass der König sich

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