Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
Selvaggia“, sagte sie nur, „muss mit einem solchen
coccodrillo
ins Bett gehen …“
Da musste Bianca lachen. „Da haben wir es schon besser … Hast du jemals ein Krokodil gesehen?“
„Bei einem Händler am Hafen hängt ein ausgestopftes von der Decke.“
„Stimmt“, bestätigte Bianca, „ich habe davon gehört.“
Südlich der vor wenigen Jahren als Grablege für den heiligen Antonius erbauten Kirche standen einige noble Landhäuser und eines davon bezog Bianca mit ihrer Dienerschaft. Etwa eine Meile weiter südlich erhob sich das uralte Benediktinerkloster Santa Justina, das der Kaiser zu seinem Aufenthalt während des Lombardenkrieges erwählt hatte.
Zurzeit war Friedrich auf dem Weg nach Verona, wo er seine Truppen sammelte, ein aus vielen Nationen zusammengesetztes Heer. Als Erstes ergab sich Mantua, doch Brescia widerstand. Keine Seite wagte schon jetzt eine offene Feldschlacht und so zog der Kaiser weiter nach Süden in die Gegend von Pontevico. Dann griff er zu einer List. Es war schon Mitte November und so hielten die anderen den geschäftigen Aufbruch seiner Truppen für einen Abzug in die Winterquartiere. Tatsächlich aber zog nur ein kleiner Teil des Heeres nach Cremona, während seine Kerntruppe, die Reiterei und die Sarazenen, sich etwas nördlich in den Uferauen des Oglio versteckten, um den Gegner bei seinem Rückzug nach Mailand zu überfallen. Die feindlichen Lombarden, gerade dabei den |273| Fluss zu überqueren, waren so überrascht, dass sich nach wenigen Stunden der Kampf zugunsten des Kaisers entschieden hatte. Er triumphierte und konnte es sich nicht versagen, dem Papst als Erstem eine Eilbotschaft zu übersenden: „Aber als Schrecken und Getöse wie vom Donner des Himmels bei Unserer Ankunft erdröhnten, da wandten sie sich so plötzlich zur Flucht …“
Der Gegner hatte nicht nur tausende von Gefallenen zu beklagen, sondern auch die Gefangennahme hochrangiger Geiseln und den Verlust des wertvollen Trosses. Zehn Tage nach der Schlacht ergaben sich weitere Städte des Lombardischen Bundes, sodass jetzt nur noch fünf Kommunen zu Mailand hielten.
In seinem Überschwang aber beging der Kaiser einen entscheidenden Fehler. Anstatt den Rest des geschlagenen Heeres nach Mailand zu verfolgen und dort im Sturm die fast schutzlose Stadt einzunehmen, gab Friedrich dem Gegner Gelegenheit, sich neu zu sammeln.
Ein Fehler war es zudem, nach alter Cäsarenart den Triumph auch in Rom zu feiern, wo er die erbeuteten gegnerischen Fahnen auf dem Kapitol aufstellen ließ. Papst Gregor, gleichsam der Schutzherr des Lombardischen Bundes, fühlte sich tief verletzt.
Den dritten und wohl größten Fehler aber beging Friedrich, als er die von Mailand vorgeschlagenen Friedensverhandlungen ablehnte. Des Kampfes müde bot ihm die Stadt den Treueid an, dazu eine Reihe von Geiseln und eine große Geldsumme zur Erstattung seiner Kriegskosten. Warum aber schlug der doch so nüchtern denkende Kaiser das Gebotene aus? Traute er den Mailändern nicht? Wollte er mehr? Erstickte politischer Hass seine praktische Vernunft? Wir wissen es nicht. Jedenfalls brachen die enttäuschten Mailänder die Verhandlungen ab und erklärten: „Wir fürchten, durch die Erfahrung gewarnt, deine Grausamkeit. Lieber wollen wir mit dem Schwert in der Hand sterben, als durch Hunger, Feuer oder Henkershand zugrunde zu gehen.“
Um seine Gemahlin von den Kämpfen fernzuhalten und wie bei Bianca die Möglichkeit einer Geiselnahme zu verhindern, hatte er sich schon in Verona von Isabella getrennt und ihr an der Brenta, einige Reitstunden von Padua entfernt, eine kleine Residenz einrichten lassen. Isabella hatte sich alles ganz anders vorgestellt und war tief enttäuscht. Sie vermisste das freie fröhliche Leben am englischen Hof, der ihr, der bildhübschen Schwester des Königs, zu |274| Füßen lag – und hier? Als Gemahlin des Königs von Sizilien und des römischen Kaisers hätte sie doch an seiner Seite sein müssen, doch sie war nicht gesalbt und gekrönt worden und trug diese Titel nur, weil er sie trug. Zum Glück erwartete sie jetzt ein Kind und beschäftigte sich mehr und mehr mit dem, was da in ihr heranwuchs, ein kaiserlicher Prinz oder eine kaiserliche Prinzessin.
Doch der Ärger, wie eine Gefangene bewacht zu werden, blieb und ein neuer kam hinzu. Natürlich gab es an ihrem Hof eine Reihe von Landsleuten, die ihr aus England gefolgt waren und treu zu ihr hielten. Darunter befanden sich zwei adlige
courtiers
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