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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Seite! Freilich, als treuer Diener Seiner Majestät gehört sich das wohl so, da verlieren Frau und Kinder jede Bedeutung. Nun, wenn ich keinen Platz in dieser Familie habe, so kann ich ja gleich ins Kloster gehen.“
    So ging es unablässig weiter und als Galvano Friedrichs Nachricht erhielt, sein Bruder Giordano solle Bianca nach Padua begleiten, verlor Giulia jede Beherrschung. Wieder sollte Bianca an allem schuld sein. Dieser hinterhältigen
concubina
läge einzig und allein daran, den Hausfrieden der Lancia zu stören, und zwar so lange wie möglich.
    Niemand wagte ein Widerwort und Galvano meinte, ihr aufkochender Zorn werde sich mit der Zeit von selber abkühlen.
    Der seit Ostern verheiratete Giordano hatte übrigens keineswegs etwas dagegen, seine Schwester zu begleiten. Die Hochzeitsnacht mit Maria war ein rechter Jammer gewesen und wieder einmal trauerte er seiner Zeit mit Anna nach, einer Geliebten, die sich im Bett niemals zierte und es sichtlich und hörbar genoss.
    Seine
sposa
aber spielte mit Hingabe und Trotz das Pflänzchen Rührmichnichtan, das arme, bedauernswerte Mädchen, das die Grobheiten dieses Soldaten erdulden musste. Wenn sie zornig war, nannte sie ihn immer „den Soldaten“ und aus ihrem spöttisch gekräuselten Mund zischte das heraus wie ein Giftstrahl. Sie entstammte einer gänzlich unmilitärischen Familie von Viehzüchtern und ackerbauenden Gutsherren und hatte zudem von ihrer Frau |269| Mama, die alles Übel den Männern zuschrieb und die Frau als duldendes Opferlamm betrachtete, entsprechende Verhaltensregeln mit auf den Eheweg bekommen. Da dachte Giordano mit Wehmut an sein bisheriges freies Leben, das ihm nach dem Bruch mit Anna gewiss ein neues Liebchen beschert hätte und danach wieder eines … Das waren Frauen, die wussten, was ein Mann begehrte, und dafür sorgten, dass sie auch selber nicht zu kurz kamen. So war ihm Friedrichs Wunsch, den er flugs in einen Befehl umdeutete, hochwillkommen. Natürlich hielt er den Mund und äußerte Donna Maria gegenüber etwas wie: Pflicht gehe vor Vergnügen und die Gunst des Kaisers sei für sie alle lebenswichtig. Auch war es ihm, allem Widerstand zum Trotz, gelungen, mit der Unwilligen ein Kind zu zeugen, sodass ihm ihre wie auch seine Familie in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen hatten.
    Giulia fand unterdessen einen neuen Grund, über Bianca herzuziehen.
    „Jetzt, da es gefährlich wird und ein Krieg droht, ergreift die Dame das Hasenpanier und setzt sich mit ihrer Brut in sichere Gebiete ab.“
    Was nun Anna betraf, so hatte auch sie ihre Meinung ändern und ihren Wünschen eine andere Richtung geben müssen. In Pisa wusste inzwischen jeder, dass sie von Schafhirten abstammte, und kein junger Mann hegte die Absicht, der Leibdienerin von Donna Bianca einen Antrag zu machen. Da hätte man Schwiegereltern in Kauf nehmen müssen, denen noch der Mist an den bloßen Füßen klebte. Anna war klug genug, dies bald zu erkennen, und diese Erkenntnis brachte ihr Roberto näher und näher. Der wusste über ihre Herkunft nur, dass sie auch früher schon eine
cameriera
im Hause Lancia gewesen war, und seit er sie kannte, war sie Freundin und enge Vertraute von Donna Bianca gewesen, der „heimlichen Königin“. Dies und nichts anderes zählte, auch dass eine fette Mitgift zu erwarten war, sprach für sie. Bianca hatte ihr gegenüber angedeutet, dass sie im Falle einer Ehe auf ihre offene Hand zählen könne. So nahm Anna in aller Stille Abschied von ihrer Heimat, die sie allem Anschein nach niemals wiedersehen sollte.
    Bianca spürte, was in ihr vorging.
    „Ich habe es dir schon einige Male gesagt und sage es nun ein letztes Mal: Wenn dich irgendwer hier in Pisa festhält, so entlasse ich dich mit Bedauern und einer Mitgift, die es dir erlaubt, einen |270| geeigneten Bräutigam auszuwählen. Ich kann mir nicht vorstellen … Was ist dir?“
    Annas Augen schwammen in Tränen und eine davon rollte über die jetzt stark erblühten Sommersprossen, als springe ein Bächlein über Kiesel.
    „Nein, Donna Bianca, es ist nur so, dass – dass …“
    Sie brach in Schluchzen aus.
    „Dass du die Heimat wegen Roberto aufgeben musst?“
    Warum nicht sagen, dachte Anna, dass keiner mich, die frühere Gänsemagd, hier haben will? Aber sie schwieg und nickte mehrmals, denn Donna Bianca hatte zumindest einen Teil der Wahrheit erkannt.
    Und Roberto hatte es so eilig! Einige Tage vor der Abreise veranstaltete er eine kleine Verlobungsfeier, die Bianca in

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