Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
Vom Netzwerk:
brechen zu dürfen. Ich tröstete sie mit einem Goldaugustalis, der mein Bildnis trägt, und bat sie, stets meiner im Gebet zu gedenken. Es kann nicht schaden, wenn die Legende von einem frommen Kaiser aufs Neue genährt wird. Dann nahm ich meinen Schlaftrank, mit gesüßtem Würzwein, und bereute es doch ein wenig, das Mädchen fortgeschickt zu haben …“
    Bianca lächelte und ließ das Blatt sinken. Das glaubte sie ihm aufs Wort und sie sagte sich, er berichte ihr das so ausführlich, um von dem Verdacht abzulenken, dass auf eine nicht erhörte Johanna zehn andere kamen, die ans Ziel gelangten.
    Ursprünglich hatte sie gehofft, Friedrich werde im Frühjahr über die Alpen ziehen, sodass sie noch vor dem Hochsommer den Süden erreichten. Doch immer wieder gab es Aufschübe und als der Kaiser Ende August in Verona einzog, hatte ein Eilkurier schon lange zuvor eine Nachricht gebracht.
    „
Cara Domina – carissima
,
    in der ersten Hälfte des Septembers werde ich mit Heeresmacht in die Lombardei ziehen. Ich bin jetzt so gut gerüstet, dass – wie |267| ich hoffe – die abtrünnigen Lombarden schon aus Vernunftgründen einlenken werden. Wenn nicht, dann wird es zu Kämpfen, vielleicht größeren Ausmaßes kommen und deshalb gilt meine Sorge dir und den Kindern. Da du auf zwei meiner Briefe nicht geantwortet hast, muss ich annehmen, dass der Bote meinen Feinden in die Hände gefallen ist. Wenn diese Schreiben auch keine Staatsgeheimnisse enthielten, so war ihnen doch zu entnehmen, welchen Wert ich dir und unseren Kindern beimesse. Es kann zu Kämpfen kommen, von denen auch Pisa betroffen ist, und da wärst du mit den Kindern eine unsagbar wertvolle Geisel. Ja,
mia unica
, durch dich bin ich erpressbar geworden und dieses Risiko möchte ich nicht eingehen. So wünsche ich, dass du sofort nach Padua aufbrichst, der mir freundschaftlich verbundenen Stadt. Dort werde ich residieren, bis die Kämpfe in der Lombardei siegreich beendet sind. Wenn es möglich ist, soll dich Giordano mit einer Schutztruppe begleiten. Ich nehme an, dass er inzwischen geheiratet hat, doch eine kleine Ehepause wird ihm nicht schaden, denn Galvano brauche ich bei diesem Entscheidungskampf an meiner Seite.“
    So lautete die Botschaft und sie löste bei dem ohnehin schon zwischen ihr und der übrigen Familie schwelenden Zwist einen Streit aus, den letztlich Donna Giulia, Galvanos Frau, angestiftet hatte. Dazu lagen mehrere Gründe vor. Zum einen mehrte sich in Galvanos Frau das Gefühl, sie stehe im Schatten Biancas. Wer von den Lancia etwas wollte, bat im Haus nahe der Kirche San Matteo um ein Gespräch. Auch wenn Bianca nicht müde wurde, zu versichern, man solle etwaige Wünsche dem Kaiser – sein Besuch stand ja bevor – selber vortragen.
    Als Friedrich dann, in unerwarteter Stille, kam, ließ er sich kaum sprechen und verwies auf seine Sekretäre. Noch vor Weihnachten reiste er wieder ab und Giulia, die gehofft hatte, er würde das Christfest im Hause Lancia feiern und der für diese Zeit geplanten Verlobung Giordanos gleichsam seinen Segen geben, war tief enttäuscht und verbittert und sie ließ es Bianca spüren. Vor der ganzen Familie, ohne Rücksicht auf die Ohren der Dienerschaft, klagte sie Bianca immer wieder der Undankbarkeit an und fügte stets hinzu, dass ihr Verhalten nur dem Hass auf sie, Donna Giulia, zuzuschreiben sei.
    Was aber hatte Bianca getan? Gewiss nichts Anstößiges oder Verwerfliches. Sie hatte nur die in ihren Augen gebotene Zurückhaltung |268| geübt und es dem Kaiser überlassen, über die vorgetragenen Wünsche oder Bitten zu entscheiden. Giulia aber meinte, Bianca habe insgeheim den Kaiser in seiner Ablehnung bestärkt, sei auch die treibende Kraft hinter seiner vorzeitigen Abreise gewesen. Da Giulia dies vor aller Ohren hinausposaunte, erfuhr Bianca schon bald davon. Sie bat um eine Aussprache, doch Giulia stellte sich taub. Dazu kam, dass sie behauptete, der Kaiser wolle im Frühjahr bei Giordanos Hochzeit als Ehrengast zugegen sein. Dies war zwar nicht völlig frei erfunden, doch hatte Friedrich, als er sich Ende November verabschiedet hatte, tatsächlich lediglich zu Giordano gesagt, er hoffe bei der nächsten Zusammenkunft einen
marito
vorzufinden, vielleicht sogar einen werdenden Vater.
    So hielt Galvano seiner Gattin vor, sie müsse den Kaiser missverstanden oder das Gesagte falsch gedeutet haben. Da ergoss sich über ihn die randvolle Schale ihres Zornes.
    „Ah, du stehst also nun auch auf Biancas

Weitere Kostenlose Bücher