Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
Herzen kam – nein, das konnte er nicht. Mit den „ehelichen Pflichten“ hielt er es ähnlich. Der Sohn war geboren, die neue Gemahlin hatte ihre Aufgabe erfüllt. Vielleicht lag es an Biancas greifbarer Nähe, dass er lieber mit ihr – wenn auch weit seltener als früher – eine Nacht verbrachte.
Einmal fiel Friedrichs Besuch bei Isabella in die frühen Abendstunden, sodass der Kaiser sich zum Bleiben entschloss. Das Nachtmahl verlief in fröhlicher Runde, da Isabella Herrengesellschaft überaus schätzte und einer heiter-höfischen Unterhaltung durchaus gewachsen war. Wie immer, wenn der Kaiser hier erschien, lösten sich die Eunuchen in Luft auf.
Roberto, jetzt wieder als geschätzter kaiserlicher Jagdgehilfe tätig, nahm an diesem Nachtmahl teil und berichtete seiner Verlobten später davon.
„Es war schon seltsam, wie umsichtig und liebevoll der Kaiser sich um seine Gemahlin bemühte. Eigenhändig schenkte er ihren Becher nach, wählte aus der Schüssel die besten Stücke und legte sie ihr vor. Wir alle konnten sehen, wie Donna Isabella aufblühte – wie – wie …“
|309| Da ihm kein Vergleich einfiel, half Anna weiter.
„… wie eine schon etwas vertrocknete Blume, wenn sie wieder gegossen wird.“
Roberto strahlte sie an.
„Ja, ja, das trifft’s genau! Sie blühte auf, bekam rote Wangen und, so schien es mir wenigstens, bedachte den Kaiser mit – ja, mit feurigen Blicken, so muss man es wohl nennen. Wir waren eine kleine lockere Gesellschaft, es war kein Staatsbankett und wie immer bei Jagdausflügen gab der Kaiser sich fröhlich und umgänglich. Bis auf Isabella und einige Hofdamen war es eine Männergesellschaft und jeder von uns dachte, die kommende Nacht werden die beiden wohl gemeinsam verbringen, aber dann, um die Mitternachtsstunde, erhob sich der Kaiser, küsste Isabella auf beide Wangen, verneigte sich leicht vor den Hofdamen und verschwand in seinem Zelt. Ein gemeinsames Frühstück fand nicht statt, denn wir brachen schon in der Morgendämmerung auf.“
Natürlich gab Anna den Bericht sofort an ihre Herrin weiter. Bianca hörte schweigend zu, unterbrach mit keinem Wort.
„Ich danke dir, denn es ist immer gut, über manches Bescheid zu wissen. Doch eines solltest du wissen: Selbst wenn dein Roberto berichtet hätte, der Kaiser sei mit Isabella im Haus verschwunden, so würde dies für mich keinen Unterschied bedeuten. Es wäre ja ein Unding, ihm die Erfüllung seiner Ehepflichten vorzuwerfen. Jetzt aber fürchte ich fast, der Zorn der Königin könnte mich treffen.“
Sie schwieg und dachte eine Weile nach.
„Nein, ich empfinde keine Furcht, eher die Besorgnis, sie würde mir die Schuld am Verhalten des Kaisers zuschieben. Anna, glaube mir, selbst wenn es mich nicht gäbe, so hätte Friedrich nicht anders gehandelt. Seine politischen Ehen empfand er stets als Zwang, als manchmal auch lästige Pflicht. Ich kann daran nichts ändern und oft genug hat er mir erklärt, dass man den Mann vom Kaiser trennen muss. Ich kann das gut verstehen und dich, liebe Anna, muss ich wieder einmal bitten, das heutige Gespräch zu vergessen. Bedanke dich bei Roberto und sage ihm, dass ich solche Informationen durchaus zu schätzen weiß.“
Giordano Lancia wurde zu den kaiserlichen Jagdausflügen selten geladen und da er jetzt jede freie Stunde mit Antonia verbrachte, war ihm das sehr recht. Als er danach wegen des Ringes, des Geschenks |310| zur Geburt der Tocher, wieder vorsprach, zeigte der
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sich so zugänglich und entgegenkommend, dass Giordano sich wunderte. Hatte Antonia das bewirkt? Doch sie sprach nicht davon, sondern malte seltsam unwirkliche Zukunftspläne von einem Leben ohne Mann und mit ihrem Kind, bei dem auch er eine gewisse Rolle spielte.
„Du kannst mich dann besuchen, so oft du willst, da wird uns niemand stören oder dreinreden.“
Er versuchte, ihr geduldig die tatsächliche Lage zu erklären.
„Der Gedanke ist verlockend, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Erstens einmal bin ich verheiratet und zweitens wird der Kaiser höchstens noch zwei Monate in Padua bleiben. Außerdem lebt dein Mann noch, und so wie ich ihn gesehen habe, ist er gesund und munter.“
Ein kaltes Lächeln flog über Antonias füchsisches Gesicht und ihre rosige Zunge tanzte erregt über die spitzen Zähne.
„Das muss nicht so bleiben …“
Giordano nahm es zur Kenntnis, verdrängte aber den Gedanken, sie könne ihrem Gatten etwas antun.
Einige Tage später erhielt er zu seinem
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