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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Sonne wie ein silberner Regen und die meisten davon erreichten nicht den Boden, sondern wurden in der Luft aufgefangen. Dass am Ende nur acht Todesopfer zu beklagen waren, stimmte die Stadt eher froh, denn bei ähnlichen Gelegenheiten waren einige Dutzend Menschen zu Tode getrampelt worden.
    Der Kaiser trug ein strahlendes Lächeln zur Schau, und das war nicht aufgesetzt – es kam vom Herzen. Warum? Er befand sich |305| schließlich in einer Situation, da er täglich den Bannstrahl aus Rom erwarten und damit rechnen musste, dass die Lombardische Liga sich neu formierte. Friedrich, in seinem Glauben an einen Gott, der ihm die unbeschränkte Macht auf Erden verliehen hatte, sah sich nicht als Gegner des Papstes, sondern von Gott über diesen gestellt. Er folgte damit dem von Karl dem Großen vertretenen Glauben, der Stellvertreter Christi sei eine Stufe unter ihm, dem Stellvertreter Gottes auf Erden.
    Wo aber war Bianca an diesem festlichen Tag? Sie trat nicht in Erscheinung, und das war mit Friedrich so abgesprochen. Der Kaiser hatte seinen Einzug so legen lassen, dass sie an Biancas Haus vorbeiritten, und da stand sie dann am geöffneten Erkerfenster, zu beiden Seiten die größeren Kinder, die kleine Violante auf dem Arm. Friedrich blickte hinauf, mehr wollte und konnte er nicht tun, denn ein Zuwinken wäre in Isabellas Gegenwart ungehörig gewesen. Die Königin, von ihren Zuträgern genau instruiert, blickte nicht zum Erker empor, sondern behielt den Kaiser im Auge. Von hinten sah sie nur, dass er den Kopf hob, doch seine Hände waren nicht beteiligt. Damit konnte sie zufrieden sein. Am Abend hatte er das Festbankett für die Stadt angesetzt und als sie die beiden erhöhten Thronsessel sah, drückte sie ihre Zufriedenheit in einem heiteren Lächeln aus, das sie, mit einer anmutigen Kopfbewegung, nach allen Seiten richtete. Ja, sie konnte mit sich und der Welt zufrieden sein. Dass ein König sich Konkubinen hielt, war an allen Fürstenhöfen der Welt üblich und warum sollte es bei Friedrich anders ein? Eine gewisse Ungleichheit hatte sich durch Biancas drei Kinder ergeben, aber die war nun durch Heinrich Carlotto ins Lot gekommen.
    Eine Stufe tiefer standen die Sessel für Ezzelino da Romano und seine künftige Frau Selvaggia, deren Mutter niemand kannte. Es wurde gemunkelt, sie sei eine sarazenische Sklavin gewesen, die Friedrichs Gunst für längere Zeit genossen hatte. Jedenfalls hatte er dieses Kind anerkannt und so war aus ihr eine kaiserliche Prinzessin geworden. Die Art ihres Auftretens war alles andere als scheu zu nennen, sie entsprach ihrem Namen – „
selvaggio
“ bedeutet „wild“, auch im Sinne von „widerborstig“, und das traf ganz auf die hochgemute Prinzessin zu. Ihre schrägen dunklen Augen blickten so stolz wie herausfordernd um sich und es hatte den Anschein, dass ihr der künftige Gatte keine Furcht einjagte.
    |306| Isabellas zeremonieller Auftritt gestattete kein neugieriges Umsichblicken und erst als sie auf ihrem Thronsessel Platz genommen hatte, konnte sie sehen, dass Bianca mit ihren Kindern auf einer Art Galerie saß, zusammen mit dem zweiundzwanzigjährigen Enzio, Sohn der verstorbenen Adelheid, und dem zehnjährigen Ricardo, Sohn einer syrischen Konkubine. Zu Isabellas Ärger überragte die mit einem Holzgitter abgetrennte Galerie die Thronsitze um ein Beträchtliches, sodass die Kebse quasi auf die legitime Gattin herabblicken konnte. War das mit Absicht geschehen? Nein, denn am
palazzo della città
hatte man gewiss keine Umbauten vorgenommen, vermutlich war es eine Empore für die Zuschauer bei öffentlichen Ratssitzungen. Absicht aber konnte es sein, dass er seine
mistress
mit ihren Kegeln und die anderen
bastards
da oben postiert hatte, um ihre Bedeutung zu unterstreichen. Mit der Zeit würde es sich erweisen, wer mehr politisches Gewicht besaß – ihr legitimer kaiserlicher Prinz Heinrich Carlotto oder diese Horde von Bankerten.
    Nun traten die Honoratioren von Padua an, vorgestellt von Ezzelino da Romano, um dem Kaiser ihre Aufwartung zu machen. Zuvor hatte ein
master of ceremonies
der Stadt die neue Königin mit den Worten präsentiert:
    „An der Seite Seiner kaiserlichen und königlichen Majestät begrüßen wir Isabella von England, die neue Gemahlin Seiner Majestät. Wir alle wissen, dass sie dem Kaiser und damit der christlichen Welt einen Prinzen geschenkt hat, für den wir Gottes Segen auf seinem Lebensweg erflehen.“
    Während der Zeremonienmeister dies

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