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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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verkündete, starrte Friedrich auf die Empore, um – so vermutete Isabella – mit seiner
mistress
bedeutsame Blicke zu wechseln. Da sitze ich an seiner Seite und er zieht sie in Gedanken aus, so vermutete sie. Doch ihr Verdacht war falsch. Friedrich hatte zwar zur Galerie hinaufgeblickt, doch sein Lächeln galt Manfred und Ricardo, den Söhnen, auf die er besonders stolz war, weil sie ihm so auffallend glichen.
    Übrigens war die Zeit vorbei, da Friedrich bei Biancas Anblick schwerer zu atmen begann, sein Herz pochen fühlte und die Hose ihm zu eng wurde. Mit jedem Kind, das sie ihm geboren hatte, kühlte sich die körperliche Leidenschaft ab, doch die geistige Verbundenheit wurde immer enger. Während seine nächsten Vertrauten, an der Spitze Petrus de Vinea, ihm mit Rat und Tat zur Seite standen, war Bianca es, mit der er den Dingen auf den Grund ging. Sie bekam |307| auch seine Zweifel zu hören, ganz offen und unverstellt, wie er sie vor anderen niemals geäußert hätte. So hatte er ihr gestanden:
    „Ich bin in einer fatalen Lage und mir wird immer deutlicher bewusst, was ich im vergangenen Jahr falsch gemacht habe. Das liegt gewiss nicht an meinen Ratgebern, nein, es liegt an mir, ihnen nicht genauer zugehört zu haben. Der Karren ist verfahren, wie man auf Deutsch sagt. Inzwischen habe ich den Beschwerdebrief des Papstes erhalten und die Liste ist lang. Ich will das mit dir nicht erörtern, gebe aber zu, dass es aus der Sicht des Heiligen Stuhles manches zu bemängeln gibt. Das betrifft vor allem Sardinien und da ist es schon so, dass ich weniger auf die Scharfmacher, sondern eher auf die Besonnenen hätte hören sollen. Prinz Enzio mit der Erbin Sardiniens zu verheiraten, war ein Fehler. Wie ich Adelasia einschätze, wird sie bald dem Papst zu Füßen fallen und um Vergebung ihrer Sünden winseln.“
    Bianca hob zweifelnd ihre Brauen.
    „Kennst du sie so genau?“
    „Ich bin ihr nur zweimal begegnet, doch da tat sie Äußerungen, die mich aufhorchen ließen. So etwa, der Papst sei unser aller Vater und wir als seine Kinder sollten alles tun, um ihn nicht zu erzürnen. Was mich betrifft, ist das inzwischen geschehen und bald wird Gregor seinem Zorn auf eine Weise Ausdruck verleihen, die mich zweifeln lässt, ob nicht einige der Reichsfürsten daraus Konsequenzen ziehen.“
    „Du meinst den Kirchenbann?“
    „Was sonst? Aber wie könnte ich ihn verhindern?“
    Bianca hob unschlüssig die Schultern.
    „Dazu fällt mir nur eines ein: Du musst versuchen, auf die Kardinäle einzuwirken. Nicht alle schätzen Gregors zunehmend kaiserfeindliches Verhalten, denke nur an Giovanni Colonna, der in den letzten Jahren, so gut es eben ging, auf deiner Seite stand.“
    Friedrich nickte.
    „Er und einige andere, doch sie sind zu wenig.“
    Diese nur vor Bianca geäußerten Sorgen trug der Kaiser niemals nach außen. Er gestaltete die Monate in Santa Justina wahrhaft kaiserlich, wobei ihn Abt Arnold nach Kräften unterstützte. Nüchtern betrachtet, war Friedrichs Aufenthalt in ihrem Kloster für die Mönche eine Zumutung. Ihr Tagesablauf mit Gebet, Studium und bäuerlicher Arbeit war durch den vielköpfigen kaiserlichen Tross empfindlich |308| gestört. Friedrich wohnte mit den wichtigsten seiner Hofbeamten im Kloster, alle anderen mussten sich mit Zelten begnügen, die sich wie ein Schwarm bunter Vögel auf den umliegenden Feldern niedergelassen hatten. Diese Belästigungen erforderten eine Gegengabe, die nicht einfach zu erbringen war. Abt Arnold erwartete die kaiserliche Bestätigung für Besitzurkunden, die Ezzelino als nichtig betrachtete. Da er nun Friedrichs Schwiegersohn war, erforderte dies eine gewisse Rücksichtnahme, doch die Autorität des Kaisers war so groß, dass auch da ein gangbarer Weg gefunden wurde.
    Da dies nun erledigt war und Rom sich in Schweigen hüllte, nahm Kaiser Friedrich seine so überaus geschätzten Jagdausflüge wieder auf, wobei die Falkenbeize im Mittelpunkt stand. Diese Ausritte wurden gelegentlich bis nach Noventa ausgedehnt, wo der Kaiser seiner Gemahlin Isabella dann einen förmlichen Besuch abstattete und den kleinen Heinrich Carlotto in Augenschein nahm. Das ist wörtlich zu verstehen, denn bei diesem Kind begnügte er sich mit dem Anblick und Bemerkungen wie „Ist er nicht etwas größer geworden?“ oder „Ich hoffe, er ist gesund und munter?“
    Wie sehr Isabella sich nach mehr Zuwendung sehnte, mochte Friedrich vielleicht spüren, doch etwas vorzutäuschen, das nicht von

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