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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Speisenfolge war etwas karg und kaum geeignet, die Tafel des Goldschmieds in rühmender Erinnerung zu behalten. Dazu wurde ein allerdings vorzüglicher Würzwein gereicht, den der Hausherr aus einem von ihm geschaffenen silbernen Pokal trank. Antonia hatte ihn auf eine feierliche Art – sie trug ihn wie eine Reliquie – hereingebracht und vor ihn hingestellt. Giordano, als Ehrengast an der Seite des Hausherrn, erwiderte dessen nichtssagenden Trinkspruch mit den Worten:
    „Auf das Wohl Seiner Majestät, des Kaisers und mit dem Wunsch, der Himmel möge alle seine Vorhaben begünstigen und auf die rechten Wege leiten.“
    Dazu hatte er sich erhoben, die anderen taten es auch, nur der
orefice
schaffte es nicht. Er versuchte, sich hochzustemmen, ächzte laut, wollte etwas sagen, doch es gelang ihm nicht, denn jetzt trat blutiger Schaum vor seinen Mund, er verdrehte die Augen und sank langsam von seinem Stuhl.
    Antonia warf sich mit einem Schrei über ihn und rief:
    „Ach, ach, was ist mit dir? Hast du – bist du …?“
    Ein jüngerer Mann in schwarzer Gelehrtenkleidung drängte sie sanft beiseite und mit der Hilfe anderer legten sie den sich qualvoll windenden und laut stöhnenden Goldschmied auf den Tisch. Antonia schob ihm sorglich ein Kissen unter das Haupt, während der |315| Arzt – er hatte in die Sippe eingeheiratet – den Pokal ergriff und daran roch. Dann nickte er mehrmals und sagte:
    „
Allium
! Ich habe es mir fast gedacht, nur
arsenico
strömt diesen Geruch aus.“
    Nach den Anweisungen des Medicus wurde allerlei unternommen, der Vergiftung zu begegnen. So versuchte man, ihm stark verdünnte Milch einzuflößen, und es erfolgte auch das gewünschte Erbrechen und was er eben gegessen hatte, kam wieder ans Licht, doch stark vermischt mit Blut. Sie trugen den immer schwächer Werdenden ins Nebenzimmer. Nach einer Weile kam der Arzt heraus und meinte:
    „Da ist wenig zu machen, ich glaube nicht, dass er es überlebt. Jedenfalls müssen wir die Stadtmiliz rufen, denn hier liegt ein Verbrechen vor.“
    Giordano hob die Hand.
    „Das werde ich tun! Ich bin im Gefolge des Kaisers und …“
    Da rief Antonia laut und voll Empörung:
    „Nein! Ihr habt neben ihm gesessen und nur Ihr konntet – also, ich meine, da liegt der Verdacht schon nahe, dass …“
    Ein älterer Herr unterbrach sie.
    „Hüte deine Zunge, Antonia! Don Giordano ist ein hochgeehrter Gast und hätte nicht die geringste Veranlassung …“
    Jetzt unterbrach sie ihn.
    „Was wisst Ihr schon? Nichts! Ich sage Euch, dass mein Mann allen Grund hatte, sich über Graf Lancia zu erzürnen. Dieser Mensch versucht seit Wochen, mich zum Ehebruch zu verleiten, und zwar auf so schändliche Art, dass ich mich schäme, seine Worte zu wiederholen.“
    Giordano stand da und glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen.
    „Wa-was redet Ihr da? Ihr seid es doch, die – die mich in der Kirche auf eine Weise, die ich nicht nennen mag, dazu gebracht habt …“
    In diesem Augenblick stürmte die von einem Diener gerufene Miliz herein. Antonia wies mit ausgestreckter Hand auf Giordano.
    „Das ist er! Nehmt ihn fest! Er hat meinen Mann in seinem eigenen Haus auf üble Art zu Tode gebracht. Er saß neben ihm, nur er kann es gewesen sein, nur er!“
    Als sie ihn festnehmen wollten, rief Giordano:
    „Halt! Ich bin Graf Lancia und ein Vasall des Kaisers!“
    |316| Da hob der Anführer der Miliz unschlüssig die Schultern.
    „Dann werden wir Euch ins kaiserliche Lager bringen, Graf Lancia.“
    „Gut, aber die anderen Gäste müsst Ihr auch festnehmen. Jeder könnte es gewesen sein, obwohl für mich nur Donna Antonia in Frage kommt.“
    Ihre Augen sprühten Hass, ihr Mund verzerrte sich.
    „Was fällt Euch ein? Ich? Ich soll meinen eigenen, geliebten Mann vergiftet haben? Nicht einmal der Kaiser wird Euch das glauben.“
    „Auch ich mochte es kaum glauben, als Ihr zu mir von der Möglichkeit spracht, Euren Gatten mit Pilzen zu vergiften – Ihr nanntet es sein Lieblingsgericht.“
    Da blickten sich einige aus der Familie bedeutsam an. Woher sollte Graf Lancia von dieser Lieblingsspeise wissen?
    Unterdessen starb der Goldschmied qualvoll und während sie ihn aufbahrten, verkündete die Miliz den Anwesenden, sie seien bis zur Klärung des Falles unter Hausarrest gestellt.
    Bei einem Grafen Lancia musste ein Oberhofricher tätig werden, und das war in diesem Fall Petrus de Vinea. Der Kaiser war einige Tage auf Besuch bei seiner Gemahlin und de Vinea meinte, die Sache

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