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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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das Begehren zu lesen, wozu noch der süße Triumph kam, dass sie unerreichbar war und es bleiben musste für alle Zeiten. Sie wagte aber nicht, Friedrich nach dem Grund seines Verhaltens zu fragen, ein wenig auch aus Stolz, denn eine Prinzessin von England musste eine gemeine Volksbelustigung für durchaus entbehrlich halten.

6
    Dem Grafen Giordano Lancia fehlte an diesem Tag die Festlaune, auch dass einige Tische weiter dieser Roberto mit Anna turtelte, als gäbe es nur sie beide, machte ihn nicht heiterer. Auf den Bänken der Handwerkergilden erspähte er Antonia, die dem Goldschmied gegenübersaß, der so sauertöpfisch dreinschaute, als nehme er an einer Grablegung teil. Sie unterhielt sich lebhaft mit einem jungen, stutzerhaft gekleideten Mann zu ihrer Linken. Dabei fuchtelte sie mit den Händen und stieß einen Weinkrug um, dessen Inhalt sich blutrot über den Tisch ausbreitete, als habe dort eine Schlachtung stattgefunden.
    Solche Gedanken gingen Giordano durch den Kopf und er fragte sich, warum ihn eine Weinpfütze gleich an Blut erinnerte. In einer Woche würde er mit Antonia am Tisch des Goldschmieds sitzen, |313| ein letztes Mal in ihrer Gesellschaft. Ja, er hatte sich fest vorgenommen, die Füchsin danach niemals wiederzusehen, und daran würde er sich halten. Nichts könnte ihn dann umstimmen – nichts! Ob es ein Fehler war, die Einladung anzunehmen? Womöglich hatte der Goldschmied Antonias Liebschaft entdeckt und wollte ihn jetzt, gleichsam vor aller Augen, zur Rechenschaft ziehen. Nein, das hielt er für wenig wahrscheinlich, wusste doch alle Welt, dass Giordano Lancia zur engeren Gefolgschaft des Kaisers zählte. Wenn, dann würde er es in aller Stille tun, um kein Aufsehen zu erregen.
    Giordano ermannte sich. Schließlich bin ich der Graf Lancia und niemandem außer dem Kaiser Rechenschaft schuldig! Aber ein Ehebrecher bist du auch, beharrte die Stimme seines Gewissens. Ja, und es tut mir leid und ich werde es beichten. Tiefe Reue fühle ich schon jetzt …
    Keines seiner früheren Liebesverhältnisse war durch das Bewusstsein getrübt, gegen das sechste Gebot verstoßen zu haben. Jetzt aber, bei Antonia, hatte ihn das Sündhafte seines Tuns zuletzt so bestürzt, dass er sich schwor, die Verbindung abzubrechen. War es, weil er früher frei war und auch seine Liebschaften nicht verheiratet waren? Von Ehebruch konnte da nicht die Rede sein, jetzt aber war es ein doppelter: der ihre und seiner. Wie die meisten Menschen machte auch Giordano sich nicht die Mühe, ein wenig tiefer zu schürfen. Vielleicht hätte er dann herausgefunden, dass weniger der Ehebruch, sondern mehr Antonias widerliches Verhalten ihn zuletzt so abstieß, dass er dem ein Ende bereiten musste.
    Das mittägliche Festessen sollte im Garten des Goldschmieds stattfinden, doch seine Beziehungen zu Sankt Peter schienen weniger gut, denn schon in den frühen Morgenstunden fuhr eine Reihe schwerer, schwarzer Wolkenwagen auf, die bei den ersten Donnerschlägen umkippten, als hätte sie eine Riesenfaust angestoßen. Ihre Ladung ergoss sich in so dichten Fluten, dass es eher einem Wasserfall als einem Regen glich. Im Haus des Goldschmieds gab es einen nur selten benutzten Festsaal und da gruppierten sich jetzt unterschiedliche, aus anderen Räumen herbeigeholte Stühle um einen runden Tisch. Früher hatte hier die
corporazione
der Gold- und Silberschmiede gelegentlich getagt, doch das war lange vorbei und so hatte dieser Tisch schon seit Jahren keine Gäste mehr gesehen.
    |314| Als Giordano eintraf, saßen die meisten schon und blickten ihm neugierig entgegen. Die Herren erhoben sich, drückten seine Hand und nannten ihre Namen. Überwiegend waren es Verwandte oder Verschwägerte, auch Freunde der Familie waren geladen. Die Damen stellte der Goldschmied vor, zuletzt die Frau des Hauses.
    „Das ist Donna Antonia, meine Gemahlin, aber flüchtig kennt Ihr sie ja, von der Anprobe des Ringes.“
    Heute würde ich einiges darum geben, wenn ich diese
baldracca
tatsächlich nur flüchtig kennengelernt hätte, dachte Giordano. Ihr Schoß ist kein Hort der Freude, sondern ein widerlicher Sumpf …
    Antonias Worte rissen ihn aus seinen Gedanken.
    „Ah, Don Giordano Lancia, der Graf aus Pisa! Dass Ihr zuerst Kunde, dann Gast unseres Hauses seid, ehrt meinen Gatten und mich besonders. Darf ich, dürfen wir hoffen, Euch bald wiederzusehen?“
    „Hoffen kann man immer …“, brummte Giordano und nahm auf dem ihm zugewiesenen Stuhl Platz.
    Die

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