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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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er niemals verzeihen, wenn Euch etwas zustieße, doch als Krieger stand es ihm nicht zu, an Befehlen herumzudeuteln.
     
    So brach die Reisegruppe in den ersten Novembertagen auf und führte vorsorglich eine zerlegbare Doppelsänfte mit, falls das Reisen zu Pferd für die Damen, besonders für Anna, zu beschwerlich würde. Nun, das Wetter meinte es gut, meist brachte eine müde und tief stehende Spätherbstsonne sogar einen Hauch von Wärme. Nur wenige Stunden vor Foggia, es war gegen Mittag, näherte sich vom Meer eine gewaltige Gewitterfront mit tief hängenden schwarzen Wolkenballen und einem orkanartigen Wind. Gerade noch erreichten sie ein kleines Dorf mit armseligen Häusern, als die Fluten herabstürzten und sie alle in wenigen Minuten durchnässten. Sie |366| drangen mit Gewalt in eines der Häuser ein, da sich auch auf heftiges Klopfen nichts regte. Ein altes, wohl taubes Ehepaar blickte schreckensstarr auf die Eindringlinge, doch Bianca trat vor und die Gegenwart einer gut gekleideten, freundlich lächelnden Frau beruhigte die beiden.
    Kaum eine Stunde später klärte sich der Himmel auf und sie konnten weiterziehen. Zuerst wollte Bianca den Schreck mit einem Geldgeschenk gutmachen, doch dann bat sie Don Gentile, den noch reichlich vorhandenen und in Foggia nicht benötigten Proviant ins Haus zu schaffen. Dem Capitano schien das gar nicht zu gefallen, doch dann stapelten sich die Beutel und Säcke mit Brot, Käse, Schinken und ein Korb voll Äpfel in der kleinen verräucherten Küche. Nach draußen hörten sie die Greisenstimmen rufen: „
Grazia a Dio, grazia a Dio
!“
    Am frühen Abend trafen sie in Foggia ein und die Königin empfing sie sofort. Ihr einst so wunderhübsches Gesicht war von der nutzlosen Schwangerschaft wie auch von Sorgen entstellt. Sie nahm Biancas beide Hände.
    „Verzeiht, dass ich Euch um diese Jahreszeit hergebeten habe, aber ich weiß mir keinen Rat mehr.“
    Sie schilderte ihre Situation und schlug gegen ihren aufgetriebenen Leib, als wolle sie das tote Kind für seine Existenz bestrafen.
    „Da drin steckt ein Kadaver, faules Fleisch, zu nichts nütze, als mich am Ende zu vergiften! Wie werde ich es los? Wie nur?“
    „Was sagen die Ärzte?“
    Sie winkte heftig ab.
    „Die Ärzte – pah! Da wagt sich keiner an die Königin heran, die haben nicht Angst um mein, sondern um ihr Leben.“
    Bianca konsultierte die Medici, sprach mit der Hebamme und vernahm im Kern die immer gleiche Antwort: Die tote Frucht muss schnell ans Licht. Nach einem langen Gespräch mit der Königin einigten sie sich darauf, dass Isabella zuerst eine geringe Dosis des
secale cornutum
nehmen sollte und – wenn diese ohne Wirkung bleibe – zwei Tage später eine höhere. Unterdessen hieß es, geduldig abzuwarten, doch Geduld gehörte nicht zu Isabellas Stärken. Bianca musste ihr die ganze Zeit über Gesellschaft leisten, wobei einiges zur Sprache kam.
    Die Königin hatte sich auf ihrem Bett ausgestreckt, Kopf und Oberkörper von einem Kissenberg gestützt.
    |367| „Ich habe mich oft gefragt, was Friedrich bewog, Euch während seiner letzten beiden Ehen die Treue zu halten. Ich sage das jetzt so, denn die Treue wird üblicherweise auf einen Ehepartner bezogen.“
    Bianca nickte.
    „Ihr dürft es ruhig so nennen, auch wenn es daneben immer wieder andere Konkubinen gab, kurzlebige Liebschaften, die nicht zählen. Ja, warum also? Unser Friedrich hatte es mit den Frauen immer leicht. Ein hübscher Bursche von hohem Adel, im leichtlebigen Palermo aufgewachsen, über ihm der Glanz der Krone von Sizilien. So einer braucht um Frauen nicht zu werben, sie fallen ihm gleichsam in den Schoß und wenn er die Hand ausstreckt hat er an jedem Finger ein Dutzend davon. Dann wird er mündig und die Politik bestimmt sein Leben, also legt man ihm eine um zehn Jahre ältere Witwe ins Bett. So geht es dann weiter und immer sind es die Päpste, die ihn zu neuen, politisch auch für sie vorteilhaften Ehen nötigen. Er ist König und Kaiser, der Politik verpflichtet – was soll er tun? Als heißblütigem jungen Mann ist ihm das staatlich verordnete Beilager nicht genug und so holt er sich junge und schöne Frauen ins Bett, meist nur um des Vergnügens willen. Doch manchmal spricht sein Herz und dann kommen eine Adelheid, vielleicht eine Anais und zuletzt ich, Bianca Lancia aus Pisa. Ich versichere Euch, Donna Isabella, es lag nicht nur an ihm oder mir, da war etwas Höheres im Spiel. Vielleicht wollte Gott ursprünglich nur

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