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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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schwerer fallen als der Tochter. Immer wieder musste sie ihr vom ersten Treffen mit dem Kaiser bis in alle Einzelheiten berichten, doch die Sache mit dem Blutfleck verschwieg sie und dabei sollte es bleiben.
    Manfred, der „Mann“ im Haus, war vielseitig begabt und hielt das Zusammensein mit seinen Schwestern für vergeudete Zeit, so sehr er sie auch lieben mochte. In ihm regte sich ein Bündel von Talenten, sodass er nicht nur äußerlich, sondern auch geistig seinem Vater immer ähnlicher wurde. So sehr er sich für Waffenübungen begeistern konnte, so sehr schätzte er auch den Umgang mit seinen Lehrern, die er mit Fragen zu Mathematik, Geschichte, Astronomie, Biologie und anderen Wissensgebieten schier zur Verzweiflung |364| brachte. Religion interessierte ihn nur wenig, denn da sei alles längst festgelegt, wie er meinte, da könne und dürfe man keine Verbesserungen anbringen und Neues gebe es auch nicht mehr zu entdecken. Diesen Unterricht hatte bisher der Hofkaplan übernommen, doch nach dessen Weggang verschwand das Thema von seinem Stundenplan. Bianca ließ es geschehen, denn dies war auch im Sinne seines Vaters, der zeitlebens eher geneigt war, sich mit Religionen als mit der einen – einzig wahren – zu befassen. Manfred machte die Kälte nichts aus; er habe es nicht nötig, sagte er, sich unter die Röcke der Frauen zu verkriechen. Bianca lachte darüber und meinte zu Costanza:
    „Das sagt er jetzt, aber in drei, vier Jahren wird es damit anders aussehen.“
     
    Was die Prophezeiung des verstorbenen Michele Scotus betraf, so schien sie allmählich Gestalt anzunehmen. Während der Zeit des Wartens auf einen neuen Papst hatte Friedrich Verhandlungen mit Johannes Vatatzes aufgenommen, dem Kaiser von Nikaia. Es gab über Jahre einen Briefwechsel mit dem als Feldherrn überaus erfolgreichen Fürsten, der dabei war, das „Lateinische Kaiserreich“ zurückzuerobern. 1204 hatten nämlich Kreuzfahrer Konstantinopel, die Hauptstadt von Ostrom, widerrechtlich an sich gebracht und der orthodoxen Bevölkerung römisch-katholische Kaiser aufgezwungen. Bald regte sich dagegen ein erbitterter Widerstand, als dessen Haupt Johannes derzeit dabei war, die alten Zustände wiederherzustellen. Seit dieser Fürst ihm während des Lombardenkrieges Hilfstruppen gesandt hatte, war eine Art Freundschaft entstanden. In einem Bief an ihn schwärmte Friedrich:
    „Oh glückliches Asien, oh glückliche Machthaber des Ostens, die der Untertanen Waffen nicht fürchten und die Tücken der Priester nicht scheuen.“
     
    In diesen kalten Novembertagen traf ein halb erstarrter Bote aus Foggia ein und musste erst durch heißen Würzwein wieder zum Leben erweckt werden. Das Schreiben enthielt nur zwei fahrig hingeschriebene Zeilen:
    „Ich bitte Donna Bianca, sich der Mühe einer Reise nach Foggia zu unterziehen. Eures Rates bedürftig, verbleibe ich in der Hoffnung Eures baldigen Erscheinens. IR.“
    |365| Niemand in Biancas Umgebung wagte, einen Rat zu geben. Die Reise zu verweigern hieße die Königin von Sizilien zu kränken. Sie anzutreten war in dieser Jahreszeit als Zumutung zu betrachten. Anna bestand trotz ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft auf einer Teilnahme und Roberto sollte die Begleitmannschaft anführen. Bianca schüttelte ihren Kopf.
    „Nein, das geht nicht. Er ist Jagdaufseher und muss gerade um diese Jahreszeit ein Auge auf den Wildfrevel haben. Don Gentile soll die Männer anführen.“
    Anna gab sie zu bedenken, dass ein bis zu dreitägiger Ritt dem Kind nicht zuträglich sein konnte, doch die winkte ab.
    „Nein, im Gegenteil! Nicht wenige Ärzte meinen, dass viel Bewegung bis zum achten Monat für Mutter und Kind von Vorteil sei.“
    Für Don Gentile war dieser Auftrag recht ehrenvoll, gewiss, aber nicht gerade verlockend. Der Capitano näherte sich dem fünfzigsten Lebensjahr und er schätzte ein regelmäßiges Leben ohne Aufregung und Anstrengung. Doch er musste gehorchen, umso mehr, als der Besuch einem Wunsch der Landesherrin entsprach. Aber es handelte sich hier nicht um eine bequeme Reise, denn der Weg führte nicht nur über den brettebenen Tavoliere, sondern zum großen Teil durch Bergland, das nach tagelangem Regen fast unpassierbar geworden war. Don Gentile gab dies zu bedenken, doch Bianca schüttelte den Kopf.
    „Ja, das kann sein, aber der Kaiser würde es uns niemals verzeihen, einen dringenden Wunsch seiner Gemahlin missachtet zu haben.“
    Don Gentile drängte es, zu sagen: Und mir würde

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