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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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mitzuteilen. So erfuhr der Kaiser, dass Bianca auf Isabellas Bitte gekommen und bis zur Niederkunft geblieben war. Mary vergaß auch nicht zu erwähnen, dass eine Arznei die Wehen ausgelöst hatte. Nach einer Woche scheinbarer Erholung hatte die Königin begonnen bei hohem Fieber zu delirieren und war am Morgen des ersten Dezember verstorben. Mary sah in Bianca die geschworene Feindin ihrer Herrin, die, zu scheinbarer Hilfe herbeigeeilt, die Gelegenheit genutzt hatte, Isabella zu vergiften. So stellte sie es dar, doch Friedrich wollte einen neutralen Zeugen hören und erst nach Tagen gelang es, eine der Hebammen aufzuspüren.
    Wie eine Gefangene wurde sie zum Kaiser eskortiert, der sich zur Ruhe zwang und die Verstörte mit sanfter Stimme befragte. Ihrem dialektgefärbten stockenden Bericht war zu entnehmen, dass sie und ihre Kollegin, zusammen mit den Ärzten, die Gefahr zwar erkannt, doch nicht gewagt hatten, das
secale cornutum
anzuwenden. Donna Bianca aber hatte es getan und damit die Abstoßung des toten Kindes erreicht. Wie aber hatte Donna Bianca von der richtigen Dosis gewusst? Sie habe mit den Ärzten darüber gesprochen. |370| Zuerst sei eine wohl nicht wirksame Dosierung angewandt worden, tags darauf eine stärkere. Die Hebamme aber wollte sich nicht vorwerfen lassen, diesbezüglich einen falschen Rat gegeben zu haben, so schloss sie eine falsche Dosierung mit Nachdruck aus. Wenn die Menge zu hoch gewesen sei, dann wäre die Königin bald nach der Einnahme gestorben. So aber habe sie noch eine Woche gelebt und es habe so ausgesehen, als gehe es ihr von Tag zu Tag besser.
    Friedrich ließ der Frau fünf
grossi
auszahlen und befahl die Beisetzung der Königin im Dom zu Andria, einem nahe gelegenen Städtchen, wo vor dreizehn Jahren Jolanda von Brienne bestattet worden war. Den jetzt dreijährigen Heinrich Carlotto, ein stilles zartes Kind, nahm Friedrich zu sich; er sollte in Melfi zusammen mit Biancas Kindern aufwachsen.
    Wohl verlockt durch die Belohnung, die der Kaiser der Hebamme gezahlt hatte, meldete sich kurz vor seiner Abreise einer der Ärzte bei ihm. Friedrich befragte ihn scharf und sagte, das Verschwinden der Medici könne man auch als Schuldbekenntnis auslegen. Nein, nein, wehrte sich der Arzt, er und sein Kollege hätten nichts anderes getan, als die Dosis der abtreibenden Arznei mit Donna Bianca zu besprechen.
    „Und wer hat sie der Königin verabreicht?“
    „Donna Bianca in eigener Person und sie hat am Bett der Königin gesessen, bis das Kind … bis die tote Leibesfrucht abgestoßen war.“
    „Aber die Todeskrankheit kann doch nicht auf das
Secale
zurückgeführt werden. Schließlich hat die Königin noch eine Woche gelebt.“
    „Wer kann das mit Sicherheit sagen? Vielleicht hat die doch bedenklich starke Arznei ihren Körper so geschwächt, dass er später zu fiebern begann und dann …“
    „Vielleicht – wer weiß – hätte – könnte … Ich habe genug von Euren haltlosen Vermutungen! Ihr seid doch hier eine Art von Hofarzt gewesen. Warum habt Ihr nichts Ernsthaftes gegen Fieber und Schwäche der Königin unternommen, nicht um ihr Leben gekämpft?“
    „Aber Majestät, seit die Königin hier lebte, war sie niemals krank. Erst als sich ihre Schwangerschaft zur Lebensgefahr entwickelte, haben mein Kollege und ich …“
    „Nichts getan! Sagt es nur freiheraus! Im Übrigen steht Ihr hier unter Hausarrest, bis der andere Arzt sich meldet.“
    |371| Jetzt begann der Medicus um sein Leben zu fürchten, denn wie grausam der Kaiser strafen konnte, war weithin bekannt.
     
    Isabella hatte in Foggia durch ihre fröhliche und liebenswürdige Art und durch ihre stets offene Hand das Volk für sich gewonnen gehabt. Als im vergangenen Frühjahr ein plötzlicher Sturm den Marktplatz in ein Trümmerfeld verwandelt und es auch Tote gegeben hatte, war sie es gewesen, die für den Schaden aufkam und die verwaisten Kinder unterstützte.
    Natürlich wusste hier jeder, dass es in Melfi die andere gab, die Kebse, die Hexe, die den Kaiser mit Zauberkraft an sich band. Biancas Gegner hatten dies ausgestreut und die meisten glaubten es. So hatte ihr Eintreffen einige Unruhe verursacht, auch als bekannt wurde, dass die Königin sie um ihren Besuch gebeten hatte. Diesen Wunsch, so sagten einige, habe Bianca der Königin eingehext, um in aller Ruhe die lebensbedrohende Schwangerschaft für ihre tödlichen Zwecke zu nutzen.
    Diese dummen Gerüchte sprudelten nun in wirrer Folge aus dem Arzt heraus, um den

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