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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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erfahrenen Tiere mit ihren unfehlbaren Instinkten den Weg ergründen konnten.
    Heinrich verstrickte sich immer tiefer in Gedanken, die um seine triste und auswegslose Lage kreisten. Wie lange sollte dieses unwürdige Leben andauern? Von einer abgelegenen Burg in eine noch abgelegenere? Der Kaiser konnte damit doch nur bezwecken, ihn aufs Neue zu demütigen, sein Haupt immer tiefer zu beugen, sein Gesicht immer häufiger in den Schmutz zu drücken.
    Es war noch früher Nachmittag, doch die Wintersonne stand tief und ließ sich nur selten blicken. Wieder ertönte der Warnruf des Bergführers:
    „Absteigen! Absteigen! Die
muli
sofort an die Spitze setzen!“
    In Heinrich bäumte sich alles auf. Trotz seiner elenden Lage blieb er der gesalbte und gekrönte König!
Rex in aeternam
! Er duckte sich in den Sattel und als einer seiner Begleiter wütend an seinem Zügel riss, schlug er dem Tier die Sporen tief in die Weichen. Der plötzliche Schmerz trieb das Tier voran und es stolperte, stürzte. Da ließ Heinrich die Zügel fahren, streckte seine Arme in die Höhe und rief:
    „Frei sein! Ich will frei sein!“
    Er stürzte kopfüber auf einen felsigen Vorsprung und verlor das Bewusstsein. Sie schafften den Schwerverletzten in ein armseliges Bergdorf, das den treffenden Namen Martirano trug, und hier starb der Gefangene, der einstmals König Heinrich VII. gewesen war, am Morgen des zehnten Februar, ohne das Bewusstsein wiedererlangt |376| zu haben Der Capitano verfasste einen Brief an den Kaiser, in dem er jede Schuld abstritt, denn Heinrich habe, was viele bezeugen könnten, von sich aus den Tod gesucht.
     
    Friedrich war mit seiner Familie wegen des strengen Winters von Melfi nach Foggia gegangen, wo Bianca die früheren Räume der Königin Isabella beziehen sollte.
    „Ich werde es tun, doch einiges muss verändert werden.“
    „Was gefällt dir nicht daran? Du könntest wohnen wie eine Königin …“ Er wies auf die Truhen, Schränke, Tische und Stühle. „Alles von ersten Handwerkern geschaffen und brauchen kannst du sie auch.“
    Sie nickte.
    „Ja, sicherlich, lass mich nur machen.“
    Da wurde dann einiges umgestellt, der prunkvolle thronartige Sessel fortgeschafft, für die Kinder einige Räume hergerichtet.
    Von hier aus ging Friedrich häufig auf die Jagd, mit Vorliebe auf die Falkenbeize, denn in den dichten Wäldern des Tavoliere wimmelte es nur so von Vögeln und Niederwild. Meist war Roberto an seiner Seite, dessen Frau Anna schon das zweite Kind erwartete. Auf ihren langen Ritten kam es nicht selten zu Gesprächen, doch der Kaiser stellte ihm manchmal Fragen, die er nicht verstand oder die ihn verlegen machten.
    „Wie hältst du es während der Schwangerschaft? Besonders in den letzten Monaten ist der Bauch schon ein Hindernis. Ein kluger Arzt hat mir während dieser Zeit von jedem Verkehr abgeraten. Der einschießende Samen könnte den
embrione
schädigen oder irritieren, doch ich mag daran nicht glauben. Die Natur hütet in der Regel eigensüchtig das heranwachsende Leben. Während der Lombardenkriege ist eine schwangere Frau in mein Lager geflüchtet, die nach eigenem Bekunden von etwa einem Dutzend Männern vergewaltigt worden war. Ich habe sie später beobachten lassen und sie gebar einen völlig gesunden kräftigen Jungen. Was sagst du dazu?“
    Auf der Jagd hatte der Kaiser sich die Anrede Majestät verbeten und bestand auf dem lateinischen
dominus
.
    Roberto, wieder einmal in höchster Verlegenheit, stotterte herum. „Nun ja, Domine, was kann ich da sagen? Ich meine, jeder sollte das … sollte es für sich … oder … oder im Gespräch mit seiner Frau …“
    |377| Friedrich lächelte spöttisch.
    „Ist schon gut, brauchst mir deine Bettgeschichten nicht zu erzählen.“
    Auf einem dieser Jagdausflüge, es war in der Gegend von Troia, erreichte den Kaiser die Nachricht vom Tod seines Sohnes. Wie immer, wenn Eilkuriere in die fröhliche Jägerrunde platzten, gingen die anderen sofort respektvoll zur Seite. Der Kaiser ließ das Schreiben sinken, entlohnte persönlich den Boten und winkte ihn fort. Dann trat er langsam auf die anderen zu und zeigte ihnen eine Miene von Trotz und Aufruhr, so als sei ihm eine Verschwörung angekündigt worden.
    „Mein Sohn Heinrich ist gestorben, doch was soll es uns kümmern? Ein Verräter weniger auf der Welt ist doch kein Verlust, oder? Was meint ihr dazu?“
    Natürlich kam keine Antwort, alle senkten die Köpfe, einige nahmen die Hüte ab. Einer wagte dann

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