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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Kardinäle sich nicht einigen könnten, dann würden es zehn auch nicht tun.
    Der Kaiser fügte sich ihrem Rat und eine Nachricht aus Ostrom brachte ihn auf andere Gedanken. Der in Nikaia residierende oströmische Kaiser Johannes Vatatzes berichtete ihm von großen Erfolgen bei der Rückgewinnung der seit 1204 von Kreuzrittern eroberten und besetzten Gebiete. Die Bevölkerung weigerte sich nach wie vor, dem „lateinischen“, vom Papst beherrschten Christentum beizutreten. Die Kirchenspaltung von 1054 hatte so tiefe Gräben zwischen Ost und West aufgerissen, dass sie auch mit Gewalt nicht zu überwinden waren. Als beim Volk verhasster Schattenkaiser regierte Balduin II., hinter einer Truppenmacht verschanzt, ein fast nicht mehr vorhandenes Reich. Seine Hilferufe an den Papst und die katholischen Fürsten verhallten ungehört, denn niemand wollte Geld und Truppen in ein Unterfangen stecken, das für die meisten längst als verloren galt. Freilich schmerzte es die Päpste, dass sich ein Herrschaftsgebiet aufzulösen begann, mit dem sie die Hoffnung verbunden hatten, die Ostkirche werde sich Rom unterwerfen. Kaiser Johannes Vatatzes aber lehrte sie das Fürchten und würde mit seinen Truppen bald vor den Mauern von Konstantinopel stehen. Ihn zu unterstützen hieße Rom zu schwächen und die eigene Position zu stärken, so dachte Kaiser Friedrich. Seit Jahren führte er mit Johannes eine von gegenseitiger Sympathie getragene Korrespondenz und während der Lombardenkriege hatte ihm der oströmische Kaiser Hilfstruppen gesandt.
    Inzwischen war der Plan gereift, sich noch näher mit Johannes zu verbinden, und nach einer zarten Andeutung von Friedrich warb der verwitwete Oströmer um die Hand der kaiserlichen Prinzessin |392| Costanza, Biancas ältester Tochter. Friedrich hatte erfahren, dass sie zur Frau geworden war, doch ihm schien, sie habe sich noch viel Kindliches bewahrt. So schrieb Friedrich zurück, der Antrag ehre ihn überaus, doch solle Costanzas vierzehnter Geburtstag zu Weihnachten abgewartet werden. Was er dem Oströmer nicht mitteilte: Er wollte seine Zusage vom neuen Papst abhängig machen. War es einer aus dem ghibellinischen Lager, der den Bann aufhob, würde er sich hüten, ihn mit einer Annäherung an die Ostkirche zu verärgern. War es aber einer der kaiserfeindlichen Kardinäle, dann hätte Costanzas Ehe mit Kaiser Johannes einen politischen Sinn.
    Kaum hatte er diesen Plan zu Ende gedacht, kamen ihm Bedenken. Er wollte also kalten Herzens Biancas erstgeborene Tochter aus politischen Gründen verschachern? Er musste sich eingestehen, dass seine innere Bindung zu Costanza die schwächste war. Manfred, sein Ebenbild, war der erklärte Liebling, auch wenn Friedrich peinlich darauf achtete, es ihn nicht spüren zu lassen. Violante war das Hätschelkind und kam so sehr nach ihrer Mutter, dass dem Kaiser bei ihrem Anblick jedes Mal das Herz aufging.
    Im April siedelte er mit seiner Familie ins kühlere Melfi um, wo es zudem die besseren Jagdgründe gab. Die hochschwangere Aischa ließ er mit ihrer Freundin zurück, auch wenn er beabsichtigt hatte, die muntere Asma mit nach Melfi zu nehmen. Da machte ihm Aischa, was sonst nicht ihre Art war, eine tränenreiche Szene. Sie wolle ihr Kind nicht in einer Umgebung gebären, wo niemand sie verstand, auch die etwas törichte Dienerin sei ihr keine Hilfe. So musste Asma bei ihrer Freundin bleiben, obwohl sie lieber mit ihrem kaiserlichen Geliebten gegangen wäre. Dass Friedrich mit ganzem Herzen an seiner Familie hing, wusste sie, ahnte auch, dass Donna Bianca nur noch seine Seelenfreundin war. Ihn danach zu fragen, wäre ihr jedoch niemals in den Sinn gekommen.
    Trotz ihres Versprechens ließen die Eminenzen sich Zeit. Ende Juni traf dann endlich der Eilbote ein: Die Kardinäle hatten Sinibald Fieschi, den früheren Bischof von San Lorenzo, zum Papst erhoben; er wählte den Namen Innozenz IV. Friedrich zeigte sich erleichtert, denn Fieschi zählte zur sogenannten Friedenspartei, die auf Ausgleich mit dem Kaiser bedacht war, und so erschien ihm die Wahl wie ein Geschenk des Himmels. Er ließ im ganzen Königreich Dankmessen lesen und schickte eine Gesandtschaft nach Rom. |393| Lange genug hatte er gewartet, jetzt aber sandte er dem neuen Papst eine so überschwängliche Ergebenheitsadresse, dass sein Sekretär ihn beim Diktat einige Male ungläubig ansah.
    Die ersten Zweifel an der Kaiserfreundlichkeit des Papstes schlichen sich ein, als ihm gemeldet wurde, seine

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