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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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ist die einzig richtige, wahre und wahrhaftige.“
    „Oh nein, mein Freund. Objektiv betrachtet ist jede Religion falsch, subjektiv gesehen ist jede die wahre. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass die Erde noch andere Kontinente trägt, mit riesigen Ländern wie China, dessen Seide wir schätzen, und Asien, dem Ursprung begehrter Gewürze. Dort werden Götter verehrt und Buddha hat eine hier kaum bekannte Religion gestiftet. Ob Juden, Christen, Muselmanen, Buddhisten oder Götterverehrer, jede dieser Religionen ist wahr für all jene, die mit ihr aufgewachsen und mit ihrem Inhalt vertraut sind. Aus neutraler Warte betrachtet, ist aber jede von ihnen falsch, denn ihre heiligen Bücher, wie immer sie heißen mögen, sind Menschenwerk, auch Bibel und Koran.“
    Der Mullah schüttelte so heftig das Haupt, dass sein Bart wie ein Besen über sein Obergewand strich.
    „Nicht der Koran, Erhabener, nicht der Koran!“
    „Damit gibst du meiner Einschätzung Recht: Du vertrittst gläubig den Islam, so ist er für dich die einzig wahre Religion und der Koran ein heiliges Buch.“
    „Darf ich eine Frage stellen, erhabener Sultan?“
    „Jede, wenn sie nicht mich oder meine Religion beleidigt.“
    „Seid Ihr ein gläubiger Christ?“
    Der Kaiser schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    „Aber ja, wo denkst du hin? Als Herr des christlichen Abendlandes muss ich es wohl sein.“
    „Natürlich, Erhabener, verzeih.“
    |388| Nun durfte der Mullah gehen, doch als kluger Kopf erkannte er wohl, dass dieser seltsame Sultan im Grunde an nichts glaubte, abgesehen von dem, was er sah, fühlte und hörte. Immerhin, sein Verständnis für den Islam war für einen christlichen Herrscher ungewöhnlich und er hatte dies nicht nur mit schönen Worten, sondern auch mit Taten bewiesen, Lucera war dafür das beste Beispiel.
     
    Einen Tag vor seiner Rückreise entschloss sich Friedrich, die Sklavin Aischa mit nach Foggia zu nehmen. Sie hatte er als Einzige zweimal zur Gefährtin erwählt. Etwas an ihr fesselte ihn so, dass er sie vorerst nicht missen wollte, und er fragte sich lange vergebens, woran das lag. Unter den Mädchen, die vor dem Kaiser sangen und tanzten, gab es gewiss hübschere, auch solche, die Aischa an Kunstfertigkeit übertrafen. Erst später erkannte Friedrich, dass es andere Eigenschaften waren, die ihn anzogen. Aischa war eher schweigsam, doch wenn sie sprach, dann kam kein seichtes Redegeplätscher, sondern Notwendiges und Vernünftiges. Sie erwies sich als heißblütige Geliebte und der vielerfahrene Friedrich konnte bei Frauen eine vorgetäuschte Leidenschaft recht gut von einer echten unterscheiden. Sie wusste weder, wie alt sie war, noch woher sie kam. Wie alle in Lucera sprach sie Arabisch, verstand auch einiges Italienisch, ohne sich darin ausdrücken zu können. Vermutlich war sie als ganz kleines Kind bei einem Scharmützel geraubt und als künftige Sklavin nach Lucera verschleppt worden. Ein kinderloses Ehepaar nahm sie auf, doch die Pflege eines Kleinkindes erweckte in der Frau eine bisher verborgene Fruchtbarkeit und da sie von nun an Jahr um Jahr ein Kind gebar, musste die inzwischen sechs- oder siebenjährige Aischa weichen. Sie wurde an eine Tanzschule verkauft, lernte dort singen und musizieren und musste bei abendlichen Banketten einem der Herren die Nacht versüßen, manchmal waren es auch zwei oder drei. Sie tat es so willig wie unbekümmert, denn die meist älteren Männer verlangten nicht viel, doch dann kam der Sultan. Natürlich wusste sie schon vorher, dass es ihn gab und wer er war. Eines der älteren Mädchen hatte erklärt, er sei der Herr aller Christen auf dieser Erde, aber Aischa sagte das nicht viel. Sie kannte nur die Welt von Lucera und wusste weder wie viele Christen es auf der Welt gab, noch was sie von den Muselmanen unterschied. Vielleicht stammte sie sogar aus einem christlichen Haus, doch ihre Pflegeeltern hatten |389| sie islamisch erzogen und ihr aus Begeisterung über das erste Kind den Namen einer von Mohammeds Lieblingsfrauen gegeben. Aischa war die Tochter von Abu Bakr gewesen, einem langjährigen Freund des Propheten, der die kaum Vierzehnjährige in Medina zur Frau nahm.
    Nun, da Aischa den Kaiser nach Foggia begleitete, konnte sie erahnen, welch ein mächtiger Herr ihr Gebieter war. Wer sich ihm näherte, sank in den Staub und in Foggia lief das Volk scharenweise auf die Straße und bejubelte seinen Einzug. Friedrich hatte Aischa eine Dienerin zugeteilt, doch sie sagte ihm, wie

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