Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
Vom Netzwerk:
und gegen Krankheiten schien sie immun zu sein. Rechnete Bianca tatsächlich mit ihrer Rückkehr? Sie machte sich |111| keine Gedanken darüber, das alles lag in Gottes – nein, sie verbesserte sich – in Kaisers Hand.
    Der Capitano Giorgio nahm es gelassen hin. Wäre Galvano gereist, hätte es ihn schon gewurmt, nicht dabei sein zu können, aber Giordanos Befehlen zu gehorchen wäre ihm sehr schwergefallen. Dieser junge Spund hatte doch von nichts eine Ahnung!
    Giulias Vater, der
commerciante per mare
, hatte sich schon aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und überließ einem jüngeren Teilhaber die laufenden Geschäfte. Als er aber hörte, dass nicht sein Schwiegersohn, sondern dessen jüngerer Bruder zum Hoftag nach Barletta reiste, atmete er auf. Seine Tochter als Witwe – das hätte ihm gerade noch gefehlt! Zuletzt sagte Giulia wie nebenbei:
    „Bianca wird Giordano begleiten, der Kaiser hat sie zur Hofdame für seine Gemahlin bestimmt.“
    Da verschlug es dem alten Herrn doch ein wenig die Sprache, aber ein kaiserlicher Wunsch musste respektiert werden und von der ghibellinischen Lancia-Sippe war das als selbstverständlich vorauszusetzen.
    Er stellte ihnen einen mittelgroßen Küstensegler zur Verfügung, der für Giordano, Bianca und ihre bewaffneten Begleiter gerade ausreichte. Es verstand sich von selbst, dass Bianca nicht ohne weibliche Begleitung reisen konnte. Nach einigem Hin und Her – Galvanos Vorschläge erwiesen sich als unbrauchbar – kam Berta auf Anna zu sprechen. Sie war die Tochter eines Hirten, der – wie auch sein Vater – die Schaf- und Ziegenherden der Lancia hütete.
    „Wir haben sie zuerst in der Küche beschäftigt, aber das Mädchen war in vielerlei Hinsicht so tüchtig, dass sie fast für alles zu brauchen war.“ Berta deutete auf ihren Rock. „Den hat sie aus Resten zusammengesetzt und man sieht es kaum. Den Frauen im Haus richtet sie die Haare und vom Vater her – Hirten kennen ja jedes Kraut – hat sie auch gute Kenntnisse über Arzneipflanzen.“
    „Du rätst mir also zu, sie mitzunehmen?“
    „Wenn sie will und ihr Vater es erlaubt.“
    Der
pecorajo
machte keine großen Umstände. Er habe acht Kinder zu versorgen und wenn eines davon auf eigenen Füßen stünde, könne es ihm nur recht sein.
    Mit Anna war es nicht so einfach. Weder sie noch ihre Eltern wussten genau, wie alt sie war. Die Mutter meinte, sie sei im Jahr jenes Hagelsturmes geboren, der die halbe Ernte vernichtet hatte, |112| der Vater aber glaubte sicher, dass es im Jahr des kalten Winters war, wo sogar die Schaftränke im Wald zugefroren war. So ergab sich ein Alter von vierzehn oder fünfzehn Jahren.
    Anna hatte, wie viele Lombarden, rostrotes Haar, auf das sie besonders stolz war, wenn manche auch glaubten, dies sei eines der Hexenzeichen. Zudem sprenkelten einige lustige
lentiggini
die Haut um Nase und Wangen, was besonders im Sommer deutlich wurde.
    Berta schüttelte beruhigend ihren runden Kopf.
    „Rote Haare und Sommersprossen? Nein, nein, das hat keinerlei Bedeutung, genauso wenig wie die Mittel dagegen, etwa das Bestreichen mit den Federn junger Gänse. Manche finden Sommersprossen sogar reizvoll, besonders wenn’s nicht zu viele sind.“
    Das war nun bei Anna nicht der Fall, aber für sie waren diese blassbraunen Flecken – von denen man sagt, es seien Kotspritzer vom Kuckuck – ohne jeden Belang.
    In einer ausführlichen Besprechung versuchte Bianca ihr zu erklären, um was es ging und was sie von ihr erwartete.
    „Wir reisen mit dem Schiff und später zu Land nach Barletta, das ist eine Hafenstadt im Süden von Italien. Dort erwartet uns der Kaiser oder besser gesagt, dorthin hat er seine Verbündeten gerufen.“
    „Und die Lancia gehören dazu?“
    „Ganz Pisa ist ghibellinisch.“
    Anna blickte misstrauisch.
    „Ist das etwas Unrechtes?“
    „Nein, im Gegenteil, aber darum geht es jetzt nicht. Solltest du dich entschließen mitzukommen, dann als meine persönliche
serva
. Niemand anders hat dir etwas zu befehlen.“
    „Und was muss ich tun?“
    „Du redest mich als Donna Bianca an und gebrauchst die Ihr-Form. Also: Wenn du mich fragst, ob ich noch etwas benötige, dann sagst du: Habt Ihr noch einen Wunsch, Donna Bianca? Verstanden?“
    Anna nickte mürrisch.
    „Ist ja nicht so schwer.“
    „Gut, ansonsten richtest du mein Haar, hältst meine Kleider in Ordnung, hilfst mir beim An- und Auskleiden, aber das wird meistens nicht nötig sein. Unterwegs essen wir gemeinsam, am Hof

Weitere Kostenlose Bücher