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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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erhob sich.
    „Was heißt hier Zurückhaltung? Es muss doch gestattet sein, dass ich meine Liebste auch unterwegs dann und wann …“
    „Was gestattet ist, bestimme ich! Sie ist meine Begleiterin, meine
cameriera
und vor allem für mich da – vergiss das niemals!“
    Sein Zorn schlug jäh in Spott um. „Hoffentlich wird sie es nicht vergessen …“
    „Dafür sorge ich schon.“
    So sehr sich Anna der Zuneigung Giordanos erfreute, so wenig vergaß sie ihre Hauptaufgabe.
    „Ich werde ihn schon auf Abstand halten“, versprach sie.
    „Du bist besonnen, er ist es nicht“, warnte Bianca.
    „Ich weiß mit ihm umzugehen“, sagte Anna schnippisch.
    „Wir werden es sehen.“
     
    Da der Kaiser, wenn auch widerwillig, den Wünschen des Papstes nachgekommen war und seine Heeresmacht in Apulien gelassen hatte, verdoppelte er sein Gefolge wie auch die Leibgarde. Die Sarazenen umgaben ihn wie eine lebendige Mauer, besaßen auch eine eigene Musiktruppe, die sein Kommen ankündigte, als erscheine Christus zum Jüngsten Gericht. Pauken, Trompeten, Fanfaren und der festliche Klang einiger Schellenbäume ertönten, sobald der Zug sich einer Stadt näherte. Die Reise wurde bis Ancona mit Schiffen |179| unternommen und dann an Land fortgesetzt. Mitte September langten sie in Ravenna an und der Kaiser wurde vom Volk mit jubelnder Begeisterung, vom Senat der Stadt aber mit einiger Zurückhaltung empfangen. Die Rechtslage der einstigen Kaiserresidenz war ein wenig heikel. Der Frankenkönig Pippin hatte sie 755 der Kirche geschenkt, was Karl der Große dann bestätigte.
    Friedrich versuchte, Bianca gleich am nächsten Tag Ravennas besondere Situation zu erklären.
    „Den Päpsten gelang es nicht, hier wirklich Fuß zu fassen. Die Stadt liegt am äußersten Nordrand des Kirchenstaates und ist aus mancherlei geographischen Gründen nur schwer zu erobern. De facto ist Ravenna eine freie Stadtrepublik, de jure aber noch immer päpstliches Lehen. Dazu kommt noch, dass die Serenissima begierig auf diese Stadt schielt und, Gerüchten zufolge, auch schon verlockende Angebote gemacht hat. Venedig ist zwei Schiffstagesreisen entfernt, die Reise nach Rom dauert Wochen. Bei meiner Begrüßungsrede – ich hielt sie diesmal selbst – konnte ich es mir nicht versagen, Ravenna als die kostbarste Perle in der Krone des Patrimonium Petri zu bezeichnen. Da verzogen sich die Gesichter einiger Stadtväter, als hätten sie auf eine Zitrone gebissen.“
    Bianca schaute zum Fenster.
    „Draußen dämmert es schon, bald werden uns die
zanzare
überfallen …“
    Friedrich streichelte ihre Wange.
    „Aber Bianca, denkst du bei der bewegten Geschichte dieser Stadt wirklich nur an die Stechmücken?“
    Sie lächelte entschuldigend.
    „Ich bin müde und mir setzt die schwüle Luft zu, aber du hast Recht. Dafür kommt jetzt eine gescheite Frage: Kann man Ravennas Rechtslage mit der von Mailand vergleichen? Seit Friedrich Barbarossa ist die lombardische Hauptstadt kaiserliches Lehen und dennoch gibt sie sich den Anschein einer freien Kommune.“
    Friedrich küsste sie auf beide Wangen.
    „Ja, das ist freilich eine gute Frage, die ich damit beantworten kann, dass die Ähnlichkeit tatsächlich groß ist. Ravenna sollte dem Papst Lehensgeld bezahlen, tut es aber nicht, Mailand sollte dem Kaiser Tribute leisten und denkt nicht daran. Damit erledigt sich fast die Frage, ob von dort eine Abordnung hierherkommt …“
    |180| So war es dann auch: Weder erschienen die deutschen Fürsten mit König Heinrich an der Spitze, noch ließ der Lombardische Bund etwas von sich hören. Dafür kamen die unterschiedlichsten Botschaften und Geschenke von allen Seiten. Das kostbarste aber war ein Astrolabium, das Sultan Malik al-Kamil seinem kaiserlichen Freund nach Ravenna sandte. Friedrich war außer sich vor Freude, die auch nicht von der Tatsache getrübt wurde, dass – von den ghibellinischen Kommunen abgesehen – noch keine städtische Delegation erschienen war. König Heinrich sandte ein wortreiches Entschuldigungsschreiben, dass ihn die von den Guelfen gesperrten Gebirgspässe an der Weiterreise gehindert hätten.
    Seinen engen Vertrauten führte der Kaiser das Astrolabium vor, wohl wissend, dass es auch für die astronomisch Gebildeten ein Gerät war, von dessen Existenz sie zwar wussten, das sie aber noch niemals in einer solch kunstvollen Ausfertigung gesehen hatten. Auch Bianca war anwesend und wurde wie stets mit äußerster Höflichkeit behandelt – etwa wie

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