Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
und Himmel zu verdecken.
Um das Treffen familiär zu gestalten, war außer Bianca nur noch Giordano geladen. Als Galvano mit seinem zehnjährigen Sohn Federico den Raum betrat, kam Friedrich dem Kniefall zuvor, erhob sich und umarmte die beiden.
„Federico!“, rief Bianca entzückt, „als ich euch verließ, hatten wir zuvor noch im Garten Fangen gespielt! Dazu bist du jetzt wohl zu groß?“
Der hübsche, schlanke Junge errötete und wagte es kaum, Bianca anzusehen.
„Na, na, ich bin deine Tante und dein Vater ist mein ältester Bruder, jetzt ziere dich nicht so!“
In Wahrheit war es so, dass sie alle, Bianca ausgenommen, die Anwesenheit des Kaisers einschüchterte, die das Familiäre erstickte. Friedrich spürte es und verhielt sich entsprechend. Er frühstückte mit ihnen, plauderte Belangloses und ließ durchblicken, dass er alles Politische später mit Don Galvano erörtern werde. Dann trank er noch auf das Wohl seiner Gäste und ehe er sich erhob, bat er die anderen, ruhig sitzen zu bleiben. Ausgerechnet der schüchterne Federico war es, der als Erster etwas sagte.
„War das jetzt tatsächlich der Kaiser?“
Bianca lachte fröhlich. „Aber ja, mein Kleiner, und du trägst seinen Namen.“ Noch ehe Galvano etwas sagen konnte, fragte sie: „Wie geht es meiner Berta?“
|183| „So genau wissen wir das nicht, sie hat uns vor einigen Monaten verlassen.“
Bianca runzelte die Stirn. „Verlassen? Was heißt das? Du wirst es mir schon genauer erklären müssen, lieber Galvano.“
„Giorgio da Ponte, also Jörg, mein Hauptmann, hat in Innsbruck geerbt, wenn auch auf traurige Weise. Sein Vater und sein älterer Bruder sind beim Fischen ertrunken. Seine Mutter bestand darauf, dass er sein Erbe übernehme und ihr im Alter beistehe.“
„Giorgio war davon gar nicht begeistert“, warf Federico ein.
„Dafür Berta umso mehr …“, sagte Galvano und bereute es sofort. Bianca horchte auf. „Wie das? Was ist geschehen?“
Galvano schaute sie etwas verlegen an. „Na ja, so recht behagte es ihr bei uns nicht mehr. Seit deinem Weggang fehlte ihr der Rückhalt, auch eine Aufgabe …“
Man sah Federico an, dass er etwas richtigstellen wollte. Sein rundes Bubengesicht hatte sich gerötet, die dunklen Augen blitzten ungeduldig.
„Verzeiht, Herr Vater, dass ich mich da einmische. Ich habe Berta gemocht und deshalb nicht selten Streit mit der Frau Mutter gehabt. So lange Bianca im Hause war, blieb der Frieden notdürftig gewahrt, aber dann – dann konnte sie es keinem mehr recht machen. Giorgio war ihr auch keine Hilfe, schon vorher nicht, wie wir alle wissen. Sie hatte die ewigen Sticheleien einfach satt und trieb ihren Mann zu einer schnellen Entscheidung. Mir hat sie leid getan …“
Giordano hatte bisher noch kein Wort gesagt, aber Bianca bemerkte eine Veränderung an ihm, die sie gut kannte. Er war bleich geworden, Schweiß trat ihm auf die Stirn und seine Finger trommelten auf die Tischplatte. Plötzlich ballte er die Faust und schlug auf den Tisch, dass ein angebissener Kreuzerwecken hinunterfiel und ein Stückchen über den Boden rollte. Er sprang auf und rief:
„Jetzt sind wir Lancia nach Jahren wieder vereint und wovon ist die Rede? Von einer
serva
! Gibt es kein anderes Thema? Wenn ihr damit fertig seid, komme ich wieder.“
Er ging auf die Tür zu, doch Biancas dunkle Stimme war scharf und hell geworden.
„Giordano, du bleibst! Und was die
serva
betrifft, so war sie meine Amme und heiß geliebte Ziehmutter, der ich viel zu verdanken habe. Nur sie und Großvater haben sich um mich gekümmert, |184| denn die Herren Brüder waren ja meist außer Haus. Ich will, dass mit Respekt von ihr gesprochen wird!“
Ja, Bianca hatte auch jetzt noch Gewalt über ihre Brüder, wozu vielleicht ihre Stellung als Konkubine des Kaisers beitrug. Giordano gehorchte, wenn auch sichtlich gegen seinen Willen. Er ging zu seinem Stuhl zurück, stützte sich auf die Lehne und blieb stehen.
„Setz dich!“, befahl Galvano leise und nachdrücklich, schaute dann Bianca besorgt an. „Wie geht es dir, Schwesterchen? Bist du gerne beim – am Hof oder sehnst du dich manchmal nach Pisa zurück?“
Bianca lächelte ihn beruhigend an. „Beides, großer Bruder. Ich bin die Gefährtin des Kaisers und Mutter seiner Tochter Costanza, die im Dezember zwei Jahre alt wird. Sie ist in der Christnacht geboren …“
„Ein gutes Omen“, meinte Galvano, doch du sagtest, beides …“
„Weil ich oft und gerne an die
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