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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Stätten meiner Kindheit denke und gewiss bin, sie eines Tages wiederzusehen.“
    Giordano hob die Hand, als melde sich ein Schüler zu Wort.
    „Noch etwas, das wir auf Wunsch Seiner Majestät keinem Schriftstück anvertrauen durften: Der Kaiser hat Bianca die Ehe versprochen – nicht vor aller Welt, aber vor Gott.“
    Galvano zwinkerte vor Überraschung mit den Augen.
    „Wie – wie ist das zu verstehen, nur vor Gott?“
    „Ganz einfach“, sagte Bianca und es klang etwas abweisend. „Ein Priester wird uns trauen, sodass Costanza und die noch zu erwartenden Kinder legitimiert sind, doch die Ehe muss geheim bleiben.“
    „Und das hat der Kaiser versprochen? War von einem Zeitpunkt die Rede?“
    „Nicht nur versprochen“, warf Giordano ein, „es gibt ein von ihm unterzeichnetes Dokument und was den Zeitpunkt betrifft, so heißt es darin: zu gegebener Zeit.“
    „Ja, gut, aber das wäre doch gerade jetzt, da der Kaiser verwitwet ist?“
    Bianca beugte sich vor und sagte mit eindringlicher Stimme:
    „Mein lieber Galvano, für mich kommt das auf eines hinaus. Der Kaiser kann keine Gräfin zur Königin machen und so hat er diesen Weg gefunden. Wir sind ein Paar, ich bin die Frau an seiner Seite, und – um auch das zu sagen – seine Haremsgeschichten berühren |185| mich nicht und er weiß es. Von den Lancia spricht er immer mit größter Hochachtung und zählt sie zu den Treuesten. Lassen wir es damit gut sein und berichtet mir von zuhause. Federico, wie viele Geschwister hast du inzwischen?“
    Offenbar hatte sie den Jungen aus irgendwelchen Träumereien gerissen, denn er stotterte: „Oh, Tante Bianca, wie viele … was?“
    „Geschwister! Du
sognatore
!“, half sein Vater nach.
    „Ah so, Geschwister, ja – zwei, bis jetzt.“
    Galvano nickte. „Ja, die Lancia-Sippe wächst. Wenn wir deine Costanza noch dazuzählen, dann …“
    „Das geht nicht“, sagte Bianca ruhig, „das Mädchen ist eine kaiserliche Prinzessin.“
    Ja, sie mussten es hinnehmen, die Grafen Lancia, dass Biancas Kinder nicht ihrer Familie zuzurechnen waren.
    Galvano wandte sich an seinen Bruder: „Und was ist mit dir, Bruderherz? In deinem Alter war ich schon Ehemann …“
    „Ich bin nicht du“, sagte Giordano abweisend. „Sollte ich eine Heirat in Erwägung ziehen, erfährst du es als Erster.“
    „Wie sich das gehört“, sagte Galvano steif.
    Bianca lächelte. „So ganz unbeweibt ist er auch wieder nicht …“
    Da brach es aus Giordano heraus: „Ah, so nennst du das! Deine Anna macht sich inzwischen so rar wie ein Edelstein zwischen Bachkieseln. Nie hat sie Zeit für mich, immer gibt es etwas Wichtigeres!“
    Bianca hob die Schultern. „Ich werde mich da nicht einmischen, das geht einzig und allein euch etwas an.“
    Da ließen auch die anderen das Thema fallen und es war nur noch vom Pisaner Stadtklatsch die Rede.

14
    Im Laufe des Oktobers trafen die Abordnungen der ghibellinischen Kommunen ein, doch die Städte des Lombardischen Bundes blieben fern und schwiegen sich aus. Kaiser Friedrich sah sich gezwungen, über Mailand, Verona, Padua und andere Städte zum wiederholten Mal die Reichsacht zu verhängen. Was nun seinen Sohn, den König Heinrich betraf, so erkannte er dessen Ausflüchte, er habe der gesperrten Gebirgspässe wegen der Versammlung fernbleiben |186| müssen, nicht an. Da viele der Reichsfürsten über die östlichen Alpenstraßen und Venedig nach Ravenna gekommen waren, sandte er einen schroffen Brief an den deutschen Königshof und befahl seinem Sohn zu dem erneut einberufenen Hoftag um die Osterzeit des nächsten Jahres pünktlich zu erscheinen. Weil Friedrich diese Entwicklung hatte kommen sehen, nahm er sie, zum Erstaunen seiner Umgebung, gelassen hin.
    „Was mich nicht überrascht, kann mich auch nicht erschüttern“, bemerkte er zu seinen Freunden.
    Immer wieder sprach Friedrich von dem Grab der Galla Placidia und als die kühle Jahreszeit die meisten Aktivitäten zum Erliegen brachte, schaute er sich den Ort mit einigen Freunden an. Am nordwestlichen Rand von Ravenna, noch innerhalb der teilweise zerstörten Stadtmauern, fanden sie das unter Geröll und Sand halb verschüttete Gebäude. Noch am gleichen Tag erteilte der Kaiser den Befehl, das Grabmal freizulegen.
    Am Abend, der jetzt schon früh einsetzte, zog er sich mit Bianca in ihre geheizte Kemenate – er gebrauchte das deutsche Wort – zurück und verbat sich jede Störung.
    „Verzeih, aber diesmal möchte ich, ehe ich es meinen

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