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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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darauf, deinen Bruder zu treffen, ich sehe es dir an.“
    „Wenn du meinst …“
    Natürlich wussten beide, dass Bianca mitkommen würde, aber sie genossen ihre Wortgefechte.
     
    In den letzten Augusttagen setzte sich der kaiserliche Zug in Bewegung, ohne Truppenbegleitung, wie es der Papst verlangt hatte. Auf Ende September war in Ravenna ein Hoftag angesetzt, zu dem König Heinrich, die deutschen Reichsfürsten und die lombardischen Städte geladen waren.
    Friedrich hatte mit Bianca lange beraten, ob sie die fast zweijährige Costanza mit auf die Reise nehmen sollten und schließlich die Entscheidung ihr überlassen. Bianca rang sich dazu durch, das Mädchen in der Obhut ihrer erfahrenen und bewährten Kinderfrau zu lassen.
    „Da ist sie besser aufgehoben. Eine lange und anstrengende Reise ist nichts für eine knapp Zweijährige. Wir werden ja nicht so lange weg sein, dass ich später statt des Kindes eine junge Dame vorfinde.“
    „Mit einem halben Jahr musst du schon rechnen“, meinte der Kaiser.
    „An deiner Seite ist mir die Zeit immer zu kurz.“
     
    Nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug war in Friedrichs Wesen eine Veränderung eingetreten. Schon zuvor hatte er gespürt, dass von Biancas Gegenwart etwas ausging, das er kaum mit einem Wort benennen konnte. Die Frauen vor ihr hatten – von Adelheid abgesehen – auf ihn nur körperlich gewirkt. Wenn er an ihnen etwas geliebt hatte, dann war es die Summe ihrer äußeren Erscheinung. |177| Haare, Augen, Mund, Hals, Brüste, Hüften, Arme und Beine mussten nicht wie bei einem Idealbild in makelloser Schönheit harmonieren. Gerade die Unregelmäßigkeiten übten auf ihn einen Reiz aus, etwa eine leise Ungleichheit der Augen, eine zu große, aber edel geformte Nase oder Lippen, deren Schwung ihn begeisterte, auch wenn sie den Mund etwas zu groß erscheinen ließen. Nicht anders war es beim Körper. Zu breite Hüften, zu dünne Arme, zu kräftige Waden hatten ihn nicht gestört oder gar abgestoßen, ja, man kann sagen, dass fehlerhafte Proportionen ihn rührten und anzogen. So viel zum Äußeren. Das innere Wesen dieser Frauen bewegte ihn wenig. Es gab dumme und gescheite, ängstliche und dreiste, geschwätzige und wortkarge – er nahm es in geduldiger Nachsicht hin oder besser gesagt, er nahm es kaum wahr.
    Bei Bianca war das anders, wie er schon bald spürte, diese Frau war ihm geistig so ähnlich, dass er einmal zu ihr sagte: „Wenn ich mit dir spreche, dann scheint es manchmal, als redete ich mit mir selber.“
    Wie er bemühte sie sich nicht nur das Äußere der Dinge zu sehen, sondern in sie einzudringen, ihren Kern zu ergründen. Bei seinen Kebsweibern hatte es schon geschehen können, dass nach dem Beilager eine Ungeduld in ihm aufkam, als habe er eine schmackhafte, reichhaltige Speise genossen und möge nun, als Gesättigter, nicht mehr vom Essen reden, ja nicht einmal mehr daran denken.
    Bei Bianca war es anders. Gewiss, nach einer regen Liebesnacht waren sie beide körperlich satt, doch mochte er auch danach ihre Gegenwart nicht missen. Noch nie hatte er Frauen um einen politischen Rat gebeten oder sie um ihre Meinung zu Staatsangelegenheiten gefragt. Dazu war eine bewährte Schar von Freunden und Vertrauten da, deren vornehmlichste Aufgabe es war, sich über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen. Bei Bianca hatte er jedoch schon bald den Wunsch, ihre Ansichten zu hören. So auch jetzt, wenige Tage vor der Abreise.
    „Glaubst du, die Lombarden werden sich diesmal meinem Willen beugen?“
    „Es geht ja nicht nur um deinen Willen, es geht um das geschriebene und akzeptierte Gesetz.“
    „Gut, aber beantworte meine Frage.“
    „Nein, das glaube ich nicht. Du müsstest mit überlegener Streitmacht erscheinen, denn nur diese Sprache verstehen die lombardischen |178| Kommunen. Im Königreich Sizilien gilt dein Wort, denn sie haben dein Schwert schon spüren müssen. Diese Erfahrung fehlt den Lombarden.“
    Friedrich schüttelte erstaunt den Kopf.
    „Ich muss mich schon wundern, dass eine Frau so spricht. Unter deinen Vorfahren müssen Amazonen gewesen sein.“
    Sie lachte.
    „Nein, gewiss nicht, doch mein Großvater lehrte mich das Schachspiel und damit zugleich vernünftig und vorausschauend zu denken.“
     
    Am Abend vor der Abreise hatte sie ein kurzes Gespräch mit Giordano.
    „Du weißt, dass Anna mich auf die Reise begleitet und so möchte ich dich um Zurückhaltung bitten.“
    Gleich wurde er zornig, seine Augen blitzten und seine Stimme

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