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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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ein kostbarer Gegenstand, den der Kaiser besonders hoch schätzte. Petrus de Vinea überlegte im Stillen, was dem Kaiser nun wertvoller sei, das Astrolabium oder seine
concubina
… Etwas in ihm verbat sich diese respektlosen Gedanken, manchmal aber geht der Kopf seine eigenen Wege und lässt sich kaum davon abbringen. Bianca verschwieg dem Kaiser, dass sie zuhause ein solches Instrument besessen hatte, doch bei seiner Vorführung konnte sie feststellen, dass ihres nur eine primitive Ausführung für nautische Zwecke gewesen war.
    Der Kaiser wohnte mit seinem engeren Gefolge in dem notdürftig wiederhergestellten Palast des Königs Theoderich in unmittelbarer Nähe der Basilika Sant’Apollinare. Um die Wartezeit zu verkürzen, besuchten Friedrich und Bianca diese wohl schönste Kirche der Stadt. Es wurde ein sachkundiger Führer bestellt, der als Meister in einer der Mosaikwerkstätten arbeitete, die auf Weisung der Stadt anfallende Reparaturen auszuführen hatten. Friedrich dachte an die Ostertage vor fünf Jahren zurück. Das Hochamt war in San Vitale gefeiert worden und das Mosaikbildnis der Kaiserin Theodora hatte ihn plötzlich an Bianca erinnert – an das Kind Bianca … In einfacher Kleidung und mit kleiner Begleitung betraten sie die zuvor abgesperrte Kirche, deren Pracht und Reichtum Bianca so verwirrte, dass sie schon am Eingang stehen blieb. Friedrich sah sie fragend an.
    |181| „Ich muss mich erst sammeln“, flüsterte sie und ging dann zögernd weiter. Die buchstäblich vom Boden bis zur Decke mit goldstrotzenden Mosaiken bedeckten Wände zeigten vor allem Szenen aus dem Leben Christi, der hier nach alter Art als bartloser Jüngling dargestellt war.
    Während Bianca sich von der kunstvollen Arbeit gefangen nehmen ließ und den Reichtum an Farben und Formen nicht genug loben konnte, stellte Friedrich Fragen über Fragen nach der Arbeitsweise und dem Material der Mosaiksteine. Da blieb ihr Begleiter stehen, hob die Hände und sagte:
    „Wir benützen alles, was hart und farbig ist, hauptsächlich aber Marmor, Halbedelsteine, farbige und farblose Glaswürfel. Die farblosen werden mit Gold- oder Silberfolie überzogen und darauf eine Glasschicht aufgetragen. Das kann niemals verblassen, verwittern oder sonstwie vergehen, das hält für alle Ewigkeit.“
    „Nichts hält ewig“, wandte der Kaiser ein, „irgendwann wird auch dies vergehen.“
    Der Begleiter nickte eifrig.
    „Natürlich, Majestät, aber nur durch Gewalt, etwa Erdbeben oder Brand.“ Mit beiden Händen machte er eine kreisende, alles umfassende Bewegung. „Dies alles, der Goldgrund, die herrlichen Farben, strahlt so frisch, als sei es erst gestern vollendet worden, und doch ist es schon über sechshundert Jahre alt.“
    „Möge Gott diese Kirche künftig vor Brand oder Erdbeben bewahren“, sagte der Kaiser und der Begleiter bestätigte es mit einem frommen „Amen“.
    Auf Friedrichs Frage, ob es ältere Mosaiken als diese gebe, schüttelte ihr Führer energisch den Kopf.
    „Nein, und wohl auch keine schöneren – mit einer Ausnahme: der Basilika San Vitale; doch auch im Grabmal der Galla Placidia soll es wunderschöne Mosaiken geben. Leider ist es schon vor Jahren bei einer Sturmflut untergegangen.“
    „Das müssen wir uns ansehen!“, rief der Kaiser und stürmte hinaus.
    Die Besichtigung musste aber verschoben werden, denn ein Bote meldete die bevorstehende Ankunft der Abordnung aus Pisa. Bianca hätte sich freuen müssen, aber etwas hinderte sie daran und sie konnte oder wollte es nicht benennen. Sie fühlte sich jetzt mehr dem Kaiser zugehörig als der Lancia-Familie, auch wenn der kirchliche Segen noch ausstand und vermutlich in weiter Ferne lag.
    |182| „Ich werde sie gleich morgen empfangen“, sagte Friedrich, zögerte etwas und fügte hinzu: „Willst du Galvano als Erste begrüßen?“
    „Das steht mir nicht zu …“
    „Immerhin ist er der Dominus deiner Familie.“
    „Ja, das schon …“
    „Wir werden ihn gemeinsam empfangen, einverstanden?“
     
    So wurde der Graf Galvano Lancia zu einem späten Frühstück in der fünften Tagesstunde gebeten. Friedrich hatte einen der kleineren, im Erdgeschoss gelegenen Räume für den Empfang herrichten lassen.
    Das Wetter war umgeschlagen, von der See kam ein steifer, böiger Wind und am Himmel jagten sich weiße Wolkenlämmer, doch manchmal war ein großes graues Schaf darunter, das sich langsamer bewegte, als würde es auf die anderen warten, um gemeinsam mit ihnen Sonne

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