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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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dagegen nur etwas harmlos Pflanzliches enthalten, und so schaufelte er von der schwarzen bröckeligen Masse zwei Löffel voll in ein mitgebrachtes ledernes Säckchen. Er musste sich dabei ziemlich anstrengen, da seine dick umwickelte linke Hand kaum zu gebrauchen war. Zu einem jedenfalls war sie nütze: Sie erinnerte ihn an die nach wie vor offene Rechnung mit diesem grünen Bürschchen, das wohl glaubte, sein adliger Name könne die Erfahrung und das Wissen eines altgedienten Kriegers aufwiegen.
    Zwei Tage später gab es für die Männer ein Abschiedsbankett, wobei der Castellano mit den drei Hauptleuten an einem Tisch saß. Urso tat alles, um bieder und harmlos zu erscheinen, Don Gentile unterhielt sich flüsternd mit dem Burgvogt. Giordano tat es inzwischen leid, dass er Urso verletzt hatte, und er bemühte sich um Ausgleich.
    „Deine Fäuste haben mir einfach Angst eingejagt, das musst du schon verstehen. Sie erschienen mir wie Dreschflegel, die alles niedermachen.“
    Urso versuchte ein verständnisvolles Grinsen.
    „Natürlich verstehe ich das und heute weiß ich auch, wie sehr meine dumme Bemerkung dich geärgert haben muss – also Schwamm drüber!“
    Er streckte ihm seine gesunde Hand hin, die Giordano kräftig drückte.
    „Darauf trinken wir eins! Warte hier, ich hole einen Krug vom Besten.“
    Der hier ausgeschenkte Wein war tatsächlich ein Krätzer; etwas für einfache Männer, die nichts anderes gewöhnt sind. Giordano drückte dem
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einen
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in die Hand und bekam dafür einen kleinen, etwa zwei
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fassenden Krug vom versiegelten Herrschaftswein. Urso hatte unterdessen etwas von dem schwarzen Zeug unter dem Tisch zerdrückt und in Giordanos Becher gegeben. Das ging nur, weil der Capitano mit Don Gentile nach wie vor in ein Flüstergespräch vertieft war und sie ihm fast den Rücken zukehrten. Er rechnete schon mit einer Geschmacksveränderung, |173| aber vielleicht war der andere schon so angesäuselt, dass er es nicht merkte.
    Als Giordano den ersten Schluck genommen hatte, verzog er das Gesicht und spuckte aus.
    „Bäh – was ist denn das? Der Kerl hat mir statt des Herrschaftsweines Essig verabreicht! Den werde ich …“
    Urso bekam es mit der Angst.
    „Nein, nein, jetzt warte mal. Vielleicht ist etwas von dem Siegel in den Wein geraten.“
    Schnell nahm er den Becher, schüttete ihn aus, spülte etwas nach, füllte ihn dann neu, roch daran und trank.
    „Einwandfrei“, sagte er und goss aus dem Krug in den anderen Becher. Jetzt war auch Giordano zufrieden, doch nach einiger Zeit griff er sich an den Bauch.
    „Mir wird schlecht“, ächzte er, „ich glaube, ich muss …“
    Und schon schoss ihm ein Strahl Erbrochenes aus dem Mund.
    „Sauf nicht so viel!“, rügte Don Gentile und wandte sich angeekelt ab.
    Der Burgvogt schüttelte den Kopf. „Die jungen Leute kennen kein Maß …“
    Für Urso war es das Erwachen aus einem bösen Traum. Was hast du da getan? Du wolltest einen Menschen umbringen! Einen Kameraden! Adlig zwar, aber ein Krieger wie du! Im selben Rang! Und warum? Warum nur?
    Urso sprang auf und lief hinaus, brach durch die Dornenhecke in den „Garten Eden“ und warf sich dort zu Boden. Wenn Giordano jetzt starb? Es würde nicht lange dauern und man käme auf die alte Mamo. Auch der Castellano würde sich seiner seltsamen Frage nach dem Rattengift erinnern. War Anna das wert? Ein unbändiges Selbstmitleid ergriff ihn. Er hatte es doch nur für Anna getan! Nun stand er als Mörder da! Ein schlechter Lohn für Liebe, Zuneigung, Fürsorge! Wie ein Hammerschlag traf ihn die Erkenntnis, dass Don Giordano gewissermaßen der Schwager des Kaisers war. Biancas Bruder! Ein Lancia!
    Trotz der frühsommerlichen Wärme brach ihm kalter Schweiß aus. Das ist – das ist, als hätte ich einen Verwandten Seiner Majestät umgebracht …
    Er sprang auf, stieß den heckenschneidenden Gärtner beiseite und lief zur Nordseite des Kastells, wo eine selten benutzte Tür in |174| den Innenhof führte. Nur die drei Capitani trugen den passenden Schlüssel bei sich und so fingerte Urso an dem Schlüsselring, bis er den richtigen gefunden hatte. Um die Tür war jetzt allerlei Unkraut aufgeschossen und es kostete ihm einige Mühe, bis er sie so weit aufgezwängt hatte, dass er durchschlüpfen konnte.
    Die Aufbruchstimmung trieb alle Beteiligten bunt durcheinander und so herrschte im Burghof ein Menschengewimmel, in dem kaum einer auf den anderen achtete. Als Urso am Wachraum

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