Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
Vom Netzwerk:
Ratgebern vortrage, mit dir etwas Politisches besprechen. Es dauert nicht lange, aber ich will deine Meinung dazu hören.“
    Eigenhändig schenkte er aus dem kleinen Krug die beiden Silberbecher voll.
    „Mit Wasser?“
    „Nein, jetzt nicht mehr …“
    „Der mitgeführte apulische Wein ist uns leider ausgegangen und der friulische scheint mir ein wenig sauer. Ich habe ihn etwas würzen und mit Honig süßen lassen.“
    Sie nickte.
    „Mein Bruder Galvano möchte Anfang des Jahres zurückreisen, weil er glaubt, Pisa könne ohne ihn nicht auskommen.“
    „Warum nicht? Wenn er für den geplanten Hoftag an Ostern Don Giordano einige Vollmachten überträgt, wird es auch ohne ihn gehen. Aber davon soll jetzt nicht die Rede sein. Ich will versuchen, der aufsässigen Lombardischen Liga etwas entgegenzusetzen, um vorerst einen Kräfteausgleich zu schaffen, und da habe ich an Venedig gedacht. Ein Bündnis mit der Serenissima würde gegen die Lombardische Liga ein ungefähres Gleichgewicht herstellen.“
    |187| „Ja, aber dafür wirst du etwas bieten müssen. Venedig ist gewiss käuflich, aber nur zu einem hohen Preis.“
    „Ich wäre bereit, ihn zu zahlen. Ich könnte umfassende Handelsfreiheiten und verlockende Steuersenkungen bieten. Bei der Rivalität mit Genua würde ich mich auf die Seite Venedigs stellen. Das fällt mir umso leichter, als die Genuesen kürzlich einen Mailänder zum
podestà
gewählt haben – eine deutliche Kampfansage.“
    „Ich bin eine schlechte oder zumindest nicht die richtige Ratgeberin, du müsstest die Probe aufs Exempel machen.“
    „Das werde ich tun! Noch ehe wir nach Süden zurückkehren, wird es dort einen Überraschungsbesuch geben – und du kommst mit!“
    Bis dahin sollten aber noch viele Wochen vergehen.
     
    In einer stürmischen Dezembernacht lagen Friedrich und Bianca im Bett und beide waren – von Liebesfreuden erschöpft – gerade dabei einzuschlafen, als Bianca plötzlich sagte:
    „Es wäre schon seltsam, wenn nach diesen heftigen Liebesnächten dein Samen nicht aufginge. Du hast meine fruchtbaren Tage so weidlich genützt, dass ich fest damit rechne. Aber Schluss damit! Man soll nicht in die Zukunft rätseln, sie liegt allein in Gottes Hand.“
    „Aber nicht nur, ein wenig müssen wir schon dazu tun, sie mitzugestalten. In diesen Wochen habe ich mich öfters gefragt, warum ich nur an dich denke, wenn mein Körper nach Liebesfreuden verlangt. Früher war mir fast jede recht, wenn sie jung, gesund und halbwegs hübsch war. Du kennst mich inzwischen so gut, dass ich dir des Rätsels Lösung überlasse.“
    Ihr leises dunkles Lachen klang durch den Raum.
    „Ah, ganz nach Art der Monarchen! Wenn sie selber zu keiner Lösung kommen, dann ziehen sie die Untertanen heran.“
    „Nicht die Untertanen, sondern nur eine, die Einzige, die Geliebte. Hast du schon eine Antwort gefunden?“
    „Aufs Erste keine leichte Aufgabe, aber das scheint nur so. Die geschlechtliche Vereinigung ist naturgegeben und wird vom Körper ausgeführt. In deinem Fall also: Dich hungerte nach Frauen, also nahmst du dir eine. Kopf und Herz hatten da kaum Anteil daran, ich nenne das lieblose Bettgeschichten. Nun aber habe ich dein Herz genommen und halte es fest und dein Kopf sagt dazu: Ja, so will ich |188| es! Jetzt hungert es dich nach einer Frau und in ganz Ravenna werden sich eilfertig Dutzende von Schlafkammern öffnen. Aber was erwartet dich da? Ein williger Körper, doch dein Herz ist bei mir und dein Kopf befiehlt: Hole es dir zurück! Dann kommst du zu mir, wir genießen Liebesfreuden und alles ist im Lot.“
    „Mag schon so sein, auch wenn es ein bisschen verwirrend klingt. Aber was ist mit meinem Herz?“
    „Das behalte ich als Pfand …“
     
    Kehren wir zu den Menschen außerhalb von Friedrichs Sphäre zurück. Dazu gehörte auch Biancas Zofe Anna, die den Kaiser wohl öfter sah als die meisten anderen. Wir haben erfahren, dass Giordano sich bei dem Familientreffen über sie beklagte, und dazu hatte er allen Grund. Denn Annas Verwandlung war weiter vorangeschritten – äußerlich wie innerlich. Im Laufe der Zeit hatte sie so manches abgelegte Kleidungsstück ihrer Herrin übernommen, und das war natürlich von allerbester Qualität. Dennoch besaß sie ein sicheres Gespür für Schicklichkeit und vermied es, diese Prachtstücke so zu kombinieren, dass sie der Kleidung einer Edeldame glichen. Was die Körperpflege betraf, so war Bianca ihr bestes und naheliegendes Vorbild. Das ging

Weitere Kostenlose Bücher