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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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lebte die ehemalige Gänsehirtin nun im inneren Kreis der Macht, doch ohne an ihr teilzuhaben. Der schnelle Aufstieg hatte sie offenbar übermütig werden lassen. Aber Hochmut kommt vor dem Fall, dachte er: Ich werde sie fallen lassen und wenn sie dann angekrochen kommt, kehre ich ihr den Rücken!
    Bei diesem Gedanken beruhigte sich sein Gemüt, doch die Lust auf eine feurige Liebesstunde blieb und so wollte er sich nach Ersatz umschauen. Aus seinem Inneren kam eine leise Stimme, die ihm sagte, dass keine Frau durch eine andere zu ersetzen sei, doch er hörte nicht hin.
    Bei einem abendlichen Bankett der ghibellinischen Abordnungen kam er mit einem Edelmann aus Cremona ins Gespräch und der schon ältere Herr schwärmte ihm etwas vor von erlesenen Kurtisanen, die ganz nach alter Art den Mann mit gepflegter Unterhaltung, auch mit Musik und Gesang verwöhnten, um ihn erst dann als krönenden Abschluss ihre „körperliche Gunst genießen zu lassen“. Um Himmels willen, dachte Giordano, kann man diesen schlichten Vorgang nicht einfacher ausdrücken? Und er sagte sich, dass man die Cremonenser wohl nicht umsonst allesamt als Lügner, Aufschneider und Schönredner bezeichnete.
    |197| Es ließ ihm aber dann doch keine Ruhe und er suchte das von dem Edelmann genau beschriebene Haus an der Porta Adriana auf. Im Gegensatz zu dem Gedränge in den großen
bordelli
außerhalb der Stadtmauer herrschte hier vornehme Stille. Ein kleiner Garten umgab das niedrige, doch weitläufige Haus; er stieg vom Pferd und band es an der Pforte zum Garten fest. Sein
garzone
sah ihn fragend an. Giordano hätte den Weg lieber ohne Begleitung gemacht, doch für die kaiserlichen Truppen galt die strenge Weisung, niemals allein auszureiten.
    „Du wartest hier!“
    Der Bursche nickte, sprang vom Pferd, setzte sich auf einen Stein, zog Brot und Käse aus seinem Ranzen.
    „Wenn ich bis Mittag nicht zurück bin, fragst du dort nach, verstanden?“
    „Jawohl, Capitano, das werde ich tun.“
    Im Garten arbeitete ein großer, kräftiger Mann, der sich jetzt aufrichtete und den Besucher beäugte. Der Anblick schien ihn zufriedenzustellen, denn er griff nach seiner Hacke und wühlte weiter im Boden.
    Giordano klopfte und ein etwas verschüchtert wirkendes Mädchen öffnete die Tür einen Spalt, schaute sich den Besucher genau an und bat ihn herein.
    „Ich rufe die Patrona.“
    Während er wartete, begann er diesen Besuch zu verwünschen. Hatte er das nötig? Wäre Anna nicht so bockig gewesen, dann hätte sich alles wie von alleine … Nein, er selber war ja nicht weniger störrisch gewesen.
    „So in Gedanken, mein Herr?“
    Er sprang auf und verbeugte sich.
    „Ja, manchmal hat man sie nicht recht in der Gewalt, die Gedanken …“
    „Ich heiße Messalina, aber bitte zieht keine weiteren Schlüsse daraus. Ein Deckname ist so gut wie der andere – wenigstens da können wir frei wählen, denn unser Taufname wird uns aufgedrückt wie ein unauslöschliches Siegel.“
    „Ja, da – da habt Ihr schon Recht. Aber eigentlich wollte ich …“
    Sie lächelte. „Ich kann mir schon denken, was Ihr wollt.“
    War Messalina schön zu nennen? Groß war sie und schlank, mit ovalem Gesicht, hoher Stirn und einer edel geformten, nicht zu |198| kleinen Nase. Ihre weit geöffneten, hellbraunen Augen blickten stolz und furchtlos in die Welt.
    Giordano ging nicht auf ihre Bemerkung ein, sah sie nur an und da kamen ihm die seltsamsten Gedanken. Schaut so eine
mezzana
aus? Da war nichts Verschlagenes, Profitgieriges und Hinterhältiges – oder doch? Wie hatte eine Kupplerin auszusehen?
    „Ich merke schon, es hat Euch die Sprache verschlagen. Wenn Ihr wollt, können wir uns eine Weile unterhalten, oder habt Ihr es Euch anders überlegt?“
    „Ja … nein … ich weiß nicht …“
    Er kannte sich selber nicht mehr. Sonst gehörte er doch zu denen, die früher losstürmten als alle anderen, und jetzt? Er räusperte sich und sagte entschlossen: „Verzeiht, Donna Messalina, ich bin heute etwas zerstreut. Also, nun führt mir einmal vor, was Ihr anzubieten habt.“
    „Nicht viel, dafür aber das Beste.“ Sie klatschte ein paarmal in die Hände und befahl der Dienerin: „Hole Irene und Helena!“
    Als die beiden eintraten, dachte Giordano, Messalina habe es offenbar darauf angelegt, den Kunden etwas Gegensätzliches zu bieten. Helena, sehr schlank, großgewachsen mit aschblondem Haar, grauen Augen und einem fast knabenhaften Körper unterschied sich von ihrer

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