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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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mich meine Eltern an einen Halbidioten verkuppeln wollten, bin ich geflohen.“
    Nun kam die von ihr erwartete Antwort.
    „Sehr schön, meine Dame, und Euer Vater wird mir für Eure Rückführung seinen Dank abstatten.“
    Sie zwang sich zu einem spöttischen Lächeln.
    „Nein, das wird er nicht, denn ich werde ihm erzählen, dass ich unter Gewalt hierher entführt wurde, um als Sklavin in eines der türkischen Länder verkauft zu werden. Zudem ist der Sklavenhandel in Venedig verboten und der Fall käme vor den Rat der Vierzig. Da möchte ich dann nicht in Eurer Haut stecken …“
    Nichts davon würde eintreten, das wusste sie genau, denn die Serenissima ließ sich von den türkischen Handelsherren das Recht zum Sklavenhandel mit großen Summen honorieren. Der Kapitän aber wusste, wie aussichtslos es war, der venezianischen Justiz zu entkommen, wenn sie ein Exempel statuieren wollte. Ihm waren einige Fälle bekannt …
    „Na gut, dann gibt es für Euch zwei Möglichkeiten. Entweder Ihr gesellt Euch zu den Sklavinnen, die heute Nacht hierhergebracht werden oder ich werfe Euch bei hoher See über Bord.“
    Sie ließ sich nicht einschüchtern.
    „Ich schlage eine dritte Möglichkeit vor: Ihr setzt mich für einen Dukaten in Ravenna an Land, mehr habe ich nicht.“
    Der Kapitän wusste recht gut, dass es für ein in die Sklaverei verkauftes Mädchen Möglichkeiten gab, sich auslösen zu lassen. |195| Dazu musste sie nur Verbindung zu ihren Eltern aufnehmen. Wenn ihre Besitzer ein Lösegeld witterten, war das ganz einfach. Als Nächstes würde man ihn zur Verantwortung ziehen. Sie über Bord werfen? Er war zwar schon vor Jahren zum Islam konvertiert, doch da regte sich immer noch ein christliches Gewissen. Zudem würde auch Allah über einen kaltblütigen Mord wohl kaum hinwegsehen.
    Er lächelte, doch das war unter seinem dunklen Vollbart kaum zu erkennen.
    „Ich nehme den Dukaten. Schlafen müsst Ihr an Deck, es ist sonst nirgendwo Platz. Es sei denn, Ihr nehmt meine Kabine und mich dazu in Kauf.“
    „Ich schlafe an Deck.“
    „Wann wollt Ihr bezahlen?“
    „Sobald wir in Ravenna anlegen und die
scala a corda
ausgerollt ist.“
    „Sobald die Strickleiter ausgerollt ist? Von Euch, meine Dame, kann man noch etwas lernen. Wollt Ihr eine andere Kleidung?“
    „Nein, nur eine Decke.“
    Sie ging zum Heck und setzte sich auf eine Taurolle. Wie sollte es weitergehen? Es gab mehrere Möglichkeiten. In Ravenna lebten ferne Verwandte, die schon vor zwei Generationen nach einem Gerichtsstreit aus Venedig geflohen waren. Ihr Vater hatte von losen geschäftlichen Kontakten gesprochen, die es gelegentlich gebe. Auch könnte sie es noch einmal bei Frauenklöstern versuchen, die Zerknirschte spielen und andeuten, dass von ihren Eltern letztlich doch eine Mitgift zu erwarten sei – für den himmlischen Bräutigam … Vielleicht gab es ja bei den Patrizierfamilien in Ravenna Bedarf an Zofen, Gesellschafterinnen oder sie heiratete einen alten Witwer, den sie dann beerben konnte?
    Messalina schüttelte den Kopf. Nein, nein und nochmals nein! Es war unsinnig, solchen verstiegenen Gedanken nachzuhängen. Vielleicht hätte sie es dennoch weiter getan, doch nun war die Nacht hereingebrochen und ein seltsames Rascheln und Flüstern hob an, unterbrochen von halblauten, ungeduldigen Stimmen.
    Die Sklavinnen kamen an Bord. Fast alle Sklavenhändler waren dazu übergegangen, keine gemischte Ware mehr aufzunehmen, sondern nur Frauen oder Männer. Da war es zu unschönen Szenen gekommen – Vergewaltigungen, Raufereien, Aufständen – und die Ware hatte darunter gelitten, was den Gewinn schmälerte.
    |196| Messalina duckte sich, kroch hinter ein aufgespanntes Netz und spähte hindurch. Manche mussten an Bord gezerrt werden, sträubten sich, schimpften und fluchten und flehten in den unterschiedlichsten Sprachen.
    Es gab kaum Licht und so konnte Messalina keine Gesichter erkennen, sondern nur huschende Schatten, die emportauchten, um dann unsanft unter Deck gestoßen zu werden. Eine wurde heraufgezerrt, wo sie sich sofort fallen ließ und so laut um Hilfe schrie, dass einer der Helfer sie so lange auf den Kopf schlug, bis sie verstummte.
    Messalina schloss vor hilfloser Empörung die Augen. Sie konnte nichts tun, als schweigend die Zähne zusammenzubeißen.

15
    Giordano war es leid, bei Anna um gut Wetter zu betteln – sie glaubte wohl, aus ihr sei nun eine feine Dame geworden? Freilich, als Leibdienerin der Gefährtin des Kaisers

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