BIANCA SPEZIAL Band 03
sah Chad die Gabel drücken. „Ich kann es nicht fassen, dass du das getan hast“, murrte sie verärgert.
„Ich brauche das Telefon.“ Er streckte die Hand nach dem Hörer aus.
„Was hast du vor?“
„Ich gehe davon aus, dass Persky gestern von hier ein Ferngespräch geführt hat. Wenn es zutrifft, dann hat die Telefongesellschaft Unterlagen darüber. Und wenn ich Zugang zu diesen Unterlagen bekomme, haben wir Furgeson.“
Wenige Stunden später war der Alfa Romeo im Parkhaus des Flughafens von Atlantic City sicher abgestellt. Chad lehnte sich auf seinem Sitz zurück und bettete Bonny auf seinem Schoß um, als das Flugzeug auf Turbulenzen traf und heftig durchgeschüttelt wurde.
Die Telefonnummer, die Persky am Vortag angerufen hatte, ruhte in seiner Brieftasche. Mit viel Charme, Überredungskunst und einer erfundenen Geschichte von einer kranken Mutter hatte er der Angestellten der Telefongesellschaft die Nummer mit der Vorwahl von Houston in Texas entlockt. Es war die einzige Nummer, die Persky angerufen hatte, und zwar zweimal, bevor er sich die Kugel eingefangen hatte. Nun war nur zu hoffen, dass Furgeson noch nicht weitergezogen war.
Chad legte den Kopf zurück an die Rücklehne und musterte Hannah, die neben ihm schlummerte. Sie sah erschöpft aus. Es war nicht verwunderlich, da sie während der vergangenen Nacht kaum geschlafen hatte. Ebenso wie er. Die meiste Zeit hatte er den ungewohnten Geräuschen gelauscht – Hannahs rastlosem Umherwälzen und Bonnys gurrenden Lauten. Im Morgengrauen war er schließlich eingeschlafen, nur um gegen fünf Uhr durch Bonnys Weinen wieder aufzuwachen. Einen Moment lang hatte er sich zurückversetzt gefühlt in jene Zeit, als Joshuas Geschrei seine Ohren gefüllt hatte.
Konzentrier dich auf den Fall, ermahnte er sich und verdrängte jene Erinnerung. Er verstärkte den Griff um seine zappelnde Tochter, die nicht an Schlaf interessiert zu sein schien.
Mit großen, neugierigen Augen blickte sie zu ihm auf und tätschelte mit feuchten Fingern sein bartstoppeliges Gesicht. Er nahm ihre Hand, führte sie spontan an die Lippen und küsste jeden Finger. Als sie entzückt krähte, lächelte er. Und zum ersten Mal seit einer scheinbaren Ewigkeit war es ein echtes Lächeln.
In diesem Moment erkannte er, dass sich dieses kleine Wesen entgegen all seiner Vorsätze und Schwüre in sein Herz gestohlen hatte. „Du wirst eine kleine Schönheit sein, genau wie deine Mom“, sagte er nüchtern.
Bonny betatschte weiterhin sein Gesicht, so als wollte sie sich mit ihm vertraut machen. Sie zwickte ihn in die Nase und stieß einen spitzen, verärgerten Schrei aus, als er ihre Finger entfernte. Er schmunzelte. „Offensichtlich wirst du auch genauso aufsässig wie deine Mom.“ Um sie abzulenken, bot er ihr die Spucktüte aus der Sitztasche vor ihm.
Was wäre passiert, wenn ich vor fünfzehn Monaten von Hannahs Schwangerschaft erfahren hätte?, schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf, doch er verdrängte die Frage wieder.
Sie war zu einem Zeitpunkt in sein Leben getreten, als ihm so ziemlich alles gleichgültig gewesen war. Er war von einem Gelegenheitsjob zum anderen gewechselt und hatte sich für keine Arbeit richtig interessiert, bis er die Kopfgeldjagd für sich entdeckt hatte.
Chad nahm die Saftflasche aus der Windeltasche und gab sie Bonny, die sie eifrig schnatternd annahm.
Er und Hannah waren gemeinsam auf einen Fall angesetzt worden. Auf den ersten Blick hatte er sich von ihrer frischen, vielschichtigen Persönlichkeit und ihrem schlanken, verlockenden Körper angezogen gefühlt. Ihre unglaubliche Vitalität hatte ihn erwärmt und die Starre vertrieben, mit der er gelebt hatte. Als sie bei ihm eingezogen war, hatte er ihr gleich gesagt, dass er nie wieder heiraten wollte, dass er nichts mehr in eine Ehe einzubringen hatte. Er war davon ausgegangen, dass es reichte, es ihr einmal zu sagen. Offensichtlich hatte er sich geirrt.
Er beobachtete, wie Bonny immer wieder die Augen zufielen. Schließlich kuschelte sie sich an seine Brust, und die Saftflasche fiel ihr aus dem Mund zu Boden.
Chad blickte zu Hannah. Selbst im Schlaf strahlte sie diese Vitalität aus, die ihn vor drei Jahren angezogen hatte. Er wusste, dass es mehr war als nur ihr wildes rotes Haar, das ihr diesen Eindruck verlieh. Sie war eine Kämpfernatur, die das Leben leidenschaftlich liebte, und sie war eine Überlebenskünstlerin.
Seit dem Wiedersehen in Elliotts Büro am Vortag wurde ihm immer mehr
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