BIANCA SPEZIAL Band 03
erregte. Aus dem Hauseingang, in dem Chad verschwunden war, trat ein dunkelhaariger Mann. Aus den Schatten in der Nähe gesellte sich ein zweiter zu ihm. Gemeinsam überquerten sie die Straße und trafen sich mit einem dritten Mann mit Glatze und Brille. Sie unterhielten sich einen Moment und schritten dann die Straße hinab.
Hitze und der Geruch von Staub schlugen Chad entgegen, als er Rita Minelli beschattete. Gedämpfte, alltägliche Geräusche drangen aus den Wohnungen.
Als er sich dem ersten Stock näherte, hörte er das Quietschen einer sich öffnenden Tür. Hastig duckte er sich hinter die Balustrade.
Eine ältere Frau in einer geblümten Kittelschürze trat auf den Flur. „Oh, Miss Minelli, das ist aber eine Überraschung. Sollten Sie heute Morgen nicht arbeiten?“
Rita Minelli wirkte nicht gerade erfreut über die Begrüßung der Nachbarin, aber sie blieb stehen. „Ja, Mrs. Gardner, das sollte ich. Aber es ist etwas dazwischengekommen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden …“
Sie war keine zwei Schritte gegangen, bevor die alte Frau verkündete: „Demnach waren Sie gar nicht zu Hause, als ich den Lärm gehört habe.“
Rita erstarrte ebenso wie Chad in seinem Versteck. „Lärm?“, hakte sie nach.
Die alte Frau lächelte. „Normalerweise stecke ich meine Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten, aber dieser Lärm war nicht zu überhören. Hat mich beim Frühstück gestört. Hat geklungen, als würde jemand Möbel verrücken.“
Chad wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Sein Jackett war unangenehm warm in der Hitze, aber nötig, um seinen Revolver zu verbergen.
„Ich bin sicher, dass Sie sich irren, Mrs. Gardner. Es kam wahrscheinlich von draußen.“
„Ich irre mich selten, Miss Minelli. Außerdem kamen direkt danach zwei Männer aus Ihrer Wohnung, und keiner von beiden war Ihr Freund. Einer ist da lang gegangen.“ Sie deutete zum Hinterausgang. „Der andere ist vorn rausgegangen.“
Rita eilte zur Tür der Nachbarwohnung. Mit deutlich zitternden Fingern wollte sie den Schlüssel ins Schloss stecken, doch durch den Druck öffnete sich die Tür von selbst.
Chad stürmte zu ihr und schob sie von der Tür weg. „Bleiben Sie hier draußen, Miss Minelli. Es könnte gefährlich sein.“
„Was soll das heißen? Warum sollte es gefährlich sein? Wer sind Sie?“
„FBI“, behauptete Chad. Dann lauschte er angestrengt.
Kein Laut drang aus der Wohnung. Er griff unter sein Jackett und holte seinen Revolver hervor.
Rita schnappte hörbar nach Luft und schlug sich dann eine Hand vor den Mund.
„Sie sollten eine Tasse Tee mit Mrs. Gardner trinken“, empfahl er ihr und schob sie zu der Nachbarin, die immer noch auf dem Flur stand.
Behutsam stieß er die Wohnungstür auf und spähte in das Halbdunkel. Nichts als Stille. Die Gardinen waren gegen die Morgensonne zugezogen. Es war beinahe unerträglich heiß. Wachsam trat er ein und blickte sich um. Zur Rechten befand sich ein Wohnzimmer mit abgenutzten Möbeln und zur Linken ein kleines Esszimmer mit Küche.
Alles wirkte normal. Zu normal eigentlich. Und zu still.
An der entfernten Wand befanden sich zwei Türen. Das Badezimmer und das Schlafzimmer, vermutete er. Lautlos durchquerte er das Wohnzimmer und öffnete ebenso lautlos die erste Tür. Mit schussbereiter Pistole blickte er sich in dem Schlafzimmer um. Nichts. Kein Persky. Nur eine Hose auf dem gemachten Bett kündete davon, dass sich kürzlich ein Mann dort aufgehalten hatte. Er spähte in den Kleiderschrank und trat wieder hinaus auf den Flur.
Er drückte sich flach an die Wand neben der Badezimmertür und lauschte. Kein Plätschern von Wasser ertönte, kein Rascheln von Kleidung.
Schweiß rann ihm von der Stirn, als er behutsam nach der Klinke griff. Er stieß die Tür auf und blieb an die Wand gepresst stehen, die Pistole in Bereitschaft. Nichts geschah.
Vorsichtig spähte er in das kleine Badezimmer und erblickte Persky. Doch er hatte nichts zu befürchten. Niemand hatte je wieder etwas von Eric Persky zu befürchten.
6. KAPITEL
Zögernd warf Hannah einen Blick in das Badezimmer. Der Mann, der Persky sein musste, lag in der altmodischen Badewanne, nackt und ganz offensichtlich tot. Laute Schluchzer von Rita Minelli, die in der Küche saß, vervollständigten die grausige Szene.
Hannah schüttelte sich, schloss die Tür und trat zu Chad. Bonny lehnte sich ihr kreischend entgegen, und sie nahm sie ihm ab.
Er zog sich das Jackett aus und
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