BIANCA SPEZIAL Band 03
gemächlichen Bummel vortäuschte. Sie ignorierte die Angst, die in ihr aufstieg. Wenn die beiden Männer wirklich vom FBI waren, hielten sich vermutlich irgendwo in dem Gebäude zumindest zwei weitere Agenten auf und beobachteten sie ebenfalls. Sie schluckte schwer. Ihre Kehle war wie ausgedörrt bei der Vorstellung, dass sie geschnappt und wegen Betruges verurteilt werden könnten. Sie mussten einen Ausweg finden.
„So, jetzt wissen wir es. Sie verfolgen uns“, verkündete Chad, als sie etwa fünfzig Meter gegangen waren.
Hannah unterdrückte den Drang, sich umzudrehen. „Was jetzt? Wir haben keine Chance, sie abzuschütteln, wenn sie uns auf Schritt und Tritt beschatten.“
„Ach Hannah, du solltest inzwischen wissen, dass Chancen keine Rolle in unserem Leben spielen, sondern nur Geschicklichkeit zählt.“
„Du kannst manchmal so ein Aufschneider sein.“
„Wenn es uns lebend hier rausbringt, was macht das dann?“
Erschrocken blickte sie ihn an. Glaubte er, dass ihr Leben in Gefahr war?
„Hah“, stieß Bonny hervor.
Hannah starrte sie an und erkannte, dass sie ihren Namen zu sagen versuchte. „Oh nein, für dich bin ich Mommy, Spatz“, sagte sie entschieden.
Chad schloss die Finger um ihren Arm. „Und was bin ich?“
Ihre Wangen erglühten unter seinem Blick. Trotz der potentiellen Gefahr war sie sich ihrer prekären privaten Situation so sehr bewusst, als wären sie völlig allein und abgeschieden vom Rest der Welt.
„Das liegt wohl bei dir, Chad.“ Bedeutungsvoll begegnete sie seinem Blick, hoffte auf eine Antwort, versuchte zu ergründen, wie die Dinge zwischen ihnen standen nach allem, was in den vergangenen zwei Tagen geschehen war.
Ihre Hoffnung wurde schnell zunichte, als er den Kopf abwandte. Sie rief sich in Erinnerung, dass sie keine Zeit hatten, an vergangenen Schmerz zu denken oder über eine Zukunft zu reden, die in unmittelbarer Gefahr war.
Sie erblickte einen Wegweiser zu den Waschräumen. „Ich habe die Idee“, sagte sie unvermittelt. Sie ignorierte seine skeptische Miene und verkündete: „Du musst zur Toilette.“
„Und dann?“
„Ich bleibe mit Bonny hier und lenke die Aufmerksamkeit der Männer von dir ab.“ Sie nahm ihm den Kinderwagen ab und blieb in der Nähe des Korridors stehen, der zu den Toiletten führte. „Ich gebe dir drei Minuten. Dann gehe ich zur Damentoilette. Du stürzt dich auf einen, während ich mir den anderen vornehme. Und jetzt geh.“
Widerstrebend wandte er sich ab und ging den langen Gang entlang.
Einen Moment lang blickte sie ihm nach. Dann trat sie zu einem Zeitungsstand. Während sie Interesse an den Ansichtskarten vortäuschte, behielt sie verstohlen die beiden Männer im Auge. Keiner folgte Chad. Offensichtlich gingen sie wie beabsichtigt davon aus, dass er zu ihr zurückkehren würde.
Schließlich schob sie die Karre in den Korridor, der lang und leer war. Sie wagte einen Blick zurück. Die Männer folgten ihr, und sie beschleunigte den Schritt, was ihr ein aufgeregtes Krähen von Bonny einbrachte.
„Okay, Chad“, murmelte sie mit einem Blick auf die geschlossene Tür zur Herrentoilette, „du kannst rauskommen.“
Das Echo der Schritte hinter ihr änderte sich drastisch. Sie drehte sich um und erkannte, dass die Männer zu rennen begonnen hatten. Ihr Puls beschleunigte sich. Angst um Bonny schnürte ihr die Kehle zu. Wo blieb Chad?
Sie sprintete zum Damenwaschraum, schob den Kinderwagen hinein und wollte die Tür schließen. Doch einer der Verfolger schob einen Fuß dazwischen. Durch den Spalt sah sie den anderen zur Herrentoilette stürmen.
Flink holte sie ihr Pfefferspray hervor und bedeckte das Gesicht ihres Angreifers mit rotem Pulver. Ihre Bemühungen brachten ihr jedoch nichts weiter als ein Niesen ein, denn er trug eine Spiegelglasbrille, die seine Augen schützte.
Der andere Mann kam aus der Herrentoilette und rief: „Er ist nicht da!“
Der erste wirbelte zu ihm herum und gab Hannah endlich Gelegenheit, die Tür zu schließen. Als sie sich umdrehte auf der Suche nach etwas, das sich als Barrikade eignete, erblickte sie Chad. Er hockte neben dem Kinderwagen und unterhielt Bonny mit einem Schlüsselbund. „Warst du die ganze Zeit hier?“, fragte sie.
Er nickte und schob Bonny in die hinterste Kabine. „Guck mal, Fratz, Toilettenpapier. Bedien dich.“
Dann trat er zu Hannah, schob sie beiseite und stemmte sich gegen die Tür, die heftig vibrierte, als sich die Männer von außen dagegen warfen.
Er hielt
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