BIANCA SPEZIAL Band 03
das T-Shirt, das er ihr in Atlantic City gekauft hatte. Leider hatte sie nicht daran gedacht, sich Kleidung zum Wechseln zu kaufen.
Während nebenan das Wasser weiterhin rauschte, kramte sie ein zweites Mal in dem Rucksack. Sie zog ein übergroßes T-Shirt heraus und einen nagelneuen weißen Slip. Sie nahm ihn aus der Verpackung und hielt ihn sich an die Hüften.
Das Rauschen des Wassers verstummte. Hastig klemmte sie sich T-Shirt und Slip unter den Arm, als Chad die Tür öffnete.
„Gut, du bist fertig.“ Sie eilte an ihm vorbei ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
Ich bin an wesentlich mehr schuld, hörte sie Chad im Geiste sagen, als sie in die Dusche stieg.
Das heiße Wasser vertrieb die Kühle der Klimaanlage, nicht aber das Echo seiner Worte. Was mochte er damit gemeint haben?
Du misst dem zu viel Bedeutung bei, sagte eine innere Stimme. Sie neigte dazu, alles bis ins Extrem zu analysieren. Es war eine gute Angewohnheit für einen Polizisten und Kopfgeldjäger, aber ein Nachteil in privaten Beziehungen.
Ihre Haut wurde heiß, doch es lag nicht an dem warmen Wasser. Zum ersten Mal gestand sie sich ein, dass sie Chad für alles, was je zwischen ihnen schiefgelaufen war, verantwortlich gemacht hatte und noch immer machte.
Diese Einsicht über ihr Verhalten gegenüber Chad änderte alles – oder zumindest vieles. Wenn sie ihm den Eindruck vermittelt hatte, dass er in ihrer Beziehung alles falsch gemacht hatte, dann war sie schuld an ihrer Trennung, nicht er.
Das ist doch lächerlich, sagte ihr Verstand entschieden.
Es ist die Wahrheit, entgegnete ihr Herz.
Hannah stellte das Wasser ab, schnappte sich ein Handtuch und frottierte sich kräftig ab. Sie versuchte sich einzureden, dass es nicht mehr wichtig war, dass Chad keinen Platz in ihrem und Bonnys Leben hatte. Doch es fiel ihr schwer. Denn sie hatte gesehen, wie sanft und liebevoll er mit Bonny umging, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Und diese Momente hatten die Hoffnung genährt, die sie insgeheim stets im Herzen getragen hatte – dass sie eines Tages zu dritt eine Familie sein würden.
Ein Klopfen an der Außentür unterbrach ihre Grübelei. Hastig schlüpfte sie in T-Shirt und Slip und griff zu der Betäubungspistole, die sie auf das Waschbecken gelegt hatte.
Sie lehnte sich an die Wand neben der Tür, die Pistole schussbereit. Mit pochendem Herzen wartete sie darauf, dass sich der Besuch als FBI vorstellte.
„Das macht zwölf Dollar und sechzehn Cents.“
Erleichtert ließ Hannah die Pistole sinken. Sie öffnete die Tür ein paar Zentimeter und spähte hinaus.
Chad händigte gerade der Frau, die ihnen das Zimmer gegeben hatte, Geld aus. Sie trug ein Baby im Arm, das nicht viel älter als Bonny war, und reichte ihm eine Tüte und einen Stapel Handtücher. „Wie geht es der Kleinen?“
Er schaute über die Schulter und begegnete Hannahs Blick. „Sie schläft.“
„Wenn Sie einen Babysitter oder sonst etwas brauchen, sagen Sie mir Bescheid. Ich habe viel Erfahrung mit Kindern, denn ich habe noch zwei weitere. Ich bin übrigens Betty Browning, die Besitzerin.“
„Vielen Dank für das Angebot“, sagte er und schloss die Tür hinter ihr.
Er blickte zu Hannah, die noch immer in der Badezimmertür stand. „Ich habe chinesisches Essen bestellt.“ Er sah die Waffe in ihrer Hand. „Sag bloß nicht, dass du mich dafür abknallen willst.“
Sie legte die Waffe auf den Waschtisch und verließ das Badezimmer.
„He, McGee, du hast ja mein T-Shirt an.“ Sein glühender Blick glitt über ihren Körper, vom pochenden Puls an ihrem Hals über ihre straffen Brüste unter dem weißen Stoff bis zu dem Saum, der ihre Schenkel umspielte. Sie stand wie angewurzelt da und beobachtete, wie sich seine grauen Augen verdunkelten und seine Muskeln spannten. Er schluckte hörbar, und das Geräusch wirkte ungewöhnlich laut in dem stillen Raum. „Es sieht an dir besser aus als an mir. Behalte es.“
Ihre Haut prickelte unter seinem Blick. Mühsam wandte sie sich ab und setzte sich vorsichtig auf das Bett, in dem Bonny immer noch schlief. Das Hühnchenfleisch in dem Pappbehälter, den Chad ihr zusammen mit den Ess-Stäbchen reichte, roch verlockend.
„Warum siehst du mich so an?“Verlegen steckte sie sich einen Bissen in den Mund.
„Nur so. Mir ist nur gerade eingefallen, dass süßsauer immer dein Lieblingsgericht war. Es ist schön zu sehen, dass sich manche Dinge nicht ändern.“
Sie nahm noch einen Bissen, aber das Schlucken
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