BIANCA SPEZIAL Band 03
Polizei!“
Schritte ertönten von drinnen. Kurz darauf dröhnte der Fernseher doppelt so laut wie zuvor. Irgendwo im Haus fiel eine Tür ins Schloss.
Hannah sprintete um das Haus herum, vorbei an einem Blumentopf, einem Kinderfahrrad und einem halben Dutzend anderer Hindernisse. Als sie die Rückseite erreichte, blieb sie verwundert stehen. Die Person im Haus hätte wesentlich schneller dort ankommen müssen, doch es war niemand zu sehen, und die Hintertür war geschlossen.
Es könnte eine Falle sein, durchfuhr es sie. Mit gezückter Waffe presste sie sich neben der Tür an die Mauer und starrte auf die Klinke. Nervtötend lange Momente geschah nichts.
Adrenalin schoss in ihre Adern, als sich die Tür schließlich öffnete. Sie sprang aus dem Schatten hervor. „Bleiben Sie stehen, Lisa.“
„Ich habe nichts verbrochen!“, protestierte die Frau mit schriller, angespannter Stimme. „Sie werden mich nicht festnehmen. Ich tue alles, um Sie davon abzuhalten.“
„Ich sage es Ihnen nur ungern, aber Sie können mich nicht davon abhalten, Sie festzunehmen.“ Hannah steckte die Waffe in den Gürtel und griff nach den Handschellen.
Lisa nutzte die Millisekunde und flitzte durch den Hinterhof davon.
Blitzschnell setzte Hannah ihr nach, holte sie ein und stürzte sich auf sie. Beide fielen auf den feuchten Rasen.
„So leicht kommen Sie mir nicht davon.“ Hannah zückte die Handschellen, doch ihre Gegnerin schlug wild mit den Fäusten um sich. „Hören Sie auf! Das nützt Ihnen gar nichts.“
„Lassen Sie mich in Ruhe! Lassen Sie mich los!“
„Ich kann Sie nicht loslassen, Furgeson. Ich werde Sie rechtzeitig zu Ihrer Verhandlung nach New York zurückbringen – und zwar lebendig.“ Endlich gelang es ihr, die fuchtelnden Arme festzuhalten und die Handschellen anzulegen.
„Sie sind gar nicht von der Polizei, oder?“, fragte Lisa mit zitternder Stimme.
Hannah schüttelte den Kopf. „Ich bin Kopfgeldjägerin.“
Dann wurde ihr bewusst, dass es ab sofort nicht mehr zutraf. Mit Lisa Furgesons Festnahme war diese Karriere vorbei, und es bedeutete auch das Ende vieler anderer Dinge, vor allem des Zusammenseins mit Chad.
10. KAPITEL
Chad hielt genau an der Stelle an, an der er vor der ergebnislosen Verfolgungsjagd geparkt hatte. Es war ihm gelungen, den Caddy und den Lincoln mehrere Meilen hinter dem Flughafen abzuschütteln, bevor er zum Haus der Furgeson zurückgefahren war.
Eine Weile saß er da und wartete, dass Hannah sich näherte, doch sie tat es nicht. Aus dem Funkgerät ertönten nur statische Störungen. Er nahm es zur Hand, drückte die Sprechtaste und rief: „Hannah?“
Keine Antwort. Wo mochte sie stecken? Er warf das Funkgerät auf den Beifahrersitz und blickte zu dem dunklen Haus gegenüber. Kalte Angst packte ihn, als ihm ein Gedanke kam. Sie war doch sicherlich nicht allein hineingegangen, oder? Sie hätte doch bestimmt auf ihn gewartet, richtig? Falsch.
„Verdammt.“
Chad sprang aus dem Auto und griff automatisch nach dem Revolver, den er in den Bund seiner Jeans gesteckt hatte. Er sprintete zur Haustür. Er durfte sie nicht auch verlieren wie seine Frau und seinen Sohn.
Im Schutz der Nacht bearbeitete er das Schloss mit einem Dietrich. Sekunden später schlich er sich hinein. Schnelle, lautlose Schritte brachten ihn ins Wohnzimmer, wo der Fernseher eine Werbung für Kosmetik ausstrahlte.
Keine Spur von Hannah. Er wich zurück in den Flur und rief: „Hannah?“
Mit gezückter Waffe hielt er sich in den Schatten, während er auf andere Geräusche als die aus dem Fernseher lauschte. Nichts.
Am Ende des Flures sah er einen Lichtschein. Er näherte sich der halb offenen Tür, die vermutlich in die Küche führte. Das Problem war, dass er nicht wusste, wer sich dort aufhielt. Er musste sehr vorsichtig vorgehen, falls es jemandem gelungen war, Hannah als Geisel zu nehmen.
Mit ausgestreckter Waffe stürmte er die Küche.
„Was hat dich so lange aufgehalten, Hogan?“
Erleichterung lockerte seine angespannten Muskeln. Hannah war nicht gefesselt. Sie lag nicht bewusstlos auf dem Boden. Im Gegenteil, sie war der hübscheste Anblick seit Langem für ihn. Er ließ die Waffe sinken. Die Schmutzflecken auf ihrem Gesicht verrieten ihm, dass sie nicht kampflos gewonnen hatte.
Er trat näher und berührte die Schwellung unter ihrem rechten Auge. „Was ist das?“
Hannah zuckte zusammen. „Lisa Furgeson mag zwar für eine Spielzeugfabrik gearbeitet haben, aber sie hat den fiesesten
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