BIANCA SPEZIAL Band 04
wenn du etwas erwartest, solltest du ins Büro gehen.“
„Ich erwarte nichts“, entgegnete er. „Außerdem habe ich im Büro nichts zu suchen.“
„Hm“, meinte Rose und blickte zu Olivia und Khalid, als ob die Aussage ihres Sohnes keine Bedeutung hätte. „Ich dachte, dir wäre aufgefallen, dass Jessicas Freundin Abbie hübsch ist.“
„Sie ist schwanger“, warf er ein, als ob ihr dieser Umstand noch nicht aufgefallen wäre.
Rose lachte leise. „Hast du Angst davor? Den meisten Männern geht es so. Jetzt verstehe ich, warum du ihr aus dem Weg gehst.“
Mac hatte das Gefühl, dass seine Mutter Gedanken lesen konnte. „Ich habe keine Angst vor ihr“, behauptete er fest. „Ihr Zustand hat mit mir nichts zu tun, und sie ist nicht einmal einen Tag hier. Wie kann man denken, dass ich ihr aus dem Weg gehe?“
Rose zog vorwurfsvoll die Brauen hoch. „Das war nur eine einfache Bemerkung, Makin. Ich habe bis jetzt nur wenig mit Abbie gesprochen, aber sie scheint sehr nett zu sein und ähnliche Interessen zu haben wie du. Aufregen wollte ich dich nicht.“
„Ich bin nicht aufgeregt“, log er. Schon ruinierte Abbie sein Leben, indem sie sich hinter seinem Rücken mit seiner Mutter anfreundete. Das allein war schon schäbig. „Ich weiß nicht, wieso du glaubst, dass ich mit ihr Gemeinsamkeiten hätte.“
„Jessica hatte schon einige Zeit geglaubt, dass du ihre Freundin mögen könntest, aber jetzt ist sie der Meinung, dass du etwas gesagt hast, womit du Abbie gekränkt hast.“
Wunderbar. Abbie hatte Jess auf ihre Seite gezogen und ihr den Gedanken vermittelt, dass er sie verletzt hätte. Es sprach für ihre Verschlagenheit, dass sie innerhalb kürzester Zeit Spekulationen über ihn auslöste. Wahrscheinlich war Tante Vi auch schon an den Gesprächen beteiligt. Wenn seine Abwesenheit vom gestrigen Abendessen, heutigem Frühstück und Mittagessen sowie sein fehlendes Erscheinen im Büro mit Abbies Anwesenheit in Verbindung gebracht wurden, dann würde er alles noch schlimmer machen, wenn er es leugnete. „Ich kann mich nicht an etwas Negatives erinnern, was ich gesagt haben könnte. Vielleicht macht ihr Zustand sie überempfindlich.“
Wieder sah Rose ihn gründlich an, bevor sie Olivia und Khalid betrachtete. „Er ist auch stur“, beobachtete sie.
„Wie sein Vater.“
Mac erhob sich von der Bank, weil er das Gefühl hatte, dass er sich von dem Gesprächsthema Abbie entfernen musste. „Ich habe heute Nachmittag eine Verabredung in Austin, falls jemand denkt, ich gehe ihr aus dem Weg.“
Roses Lächeln wirkte sehr geheimnisvoll. „Pass auf dich auf, mein Sohn.“
„Immer“, entgegnete er und versuchte so zu tun, als sei er völlig unbekümmert.
Rose blieb noch in der Halle, nachdem Livy Jabbars Fohlen in die Scheune geführt hatte. Sie atmete den Geruch nach Pferden ein und hatte auf einmal Sehnsucht nach Sorajhee, wo sie so glücklich gewesen war. Rose wusste, dass sie Glück gehabt hatte, von einem Mann wie Ibrahim geliebt worden zu sein, selbst wenn sein Tod viele ihrer Träume beendet hatte. Ihr waren jedoch seine Söhne geblieben: Alim, Makin und Kadar. Außerdem konnte es sein, dass das Baby, das man ihr nach der Geburt weggenommen hatte, noch am Leben war. Sharif, der Adoptivsohn des Verbündeten ihres Mannes. Völlig verblüfft hatte sie sein Gesicht auf den Hochzeitsfotos von Kadar und Serena in Balahar gesehen. Erst befürchtete sie eine Halluzination, aber als Serena über ihren Vater, König Zakariyya von Balahar, und ihren Bruder, den Kronprinzen, sprach, erkannte Rose, dass ihr Sohn doch noch am Leben sein konnte. Sie hatte König Zakariyya schon geschrieben und ihm mitgeteilt, dass sie Sharif für ihren Sohn hielt. Noch behielt sie diese Idee für sich, bis die Wahrheit ans Licht gekommen war. Sie wollte Zakariyyas Antwort abwarten, bevor auch andere sich Hoffnung machten.
„Hi“, sagte Livy schüchtern, als sie ohne Fohlen und Stute aus der Scheune kam. „Ich bin für heute fertig, aber Stanley Fox arbeitet draußen noch mit einigen Pferden, falls Sie zuschauen möchten.“
Rose gefiel die kleine Person mit den violetten Augen und dem lockigen braunen Haar. „Danke, aber ich bin hier zufrieden. Sie haben ein großes Talent.“
„Meinen Sie mit den Pferden?“ Livy schaute nach unten. „Vielleicht schon. Mac meint, ich könne eine gute Trainerin werden.“
„Mein Bruder sagt, dass Makin schon sehr jung eine innige Verbindung zu Pferden hatte. Er erkennt die gleiche
Weitere Kostenlose Bücher