BIANCA SPEZIAL Band 06
und dein Baby erwartete?“
Ungeduldig sah Sin Bobbi an. „Versuche nicht, die Situation zu analysieren, okay?“
„Die Situation ist uninteressant. Ich mache mir deinetwegen Sorgen.“
„Das ist überflüssig. Mir geht es gut.“
Schweigend sahen sie den Tanzenden zu. „Wetten, dass du deine Eltern auch nie anrufst?“ Sie lächelte Sin an. „Das ist einfacher, nicht wahr? Du wartest, dass sie auf dich zugehen. Wie bei mir damals. So wirst du zumindest auch nicht zurückgestoßen.“
„Bobbi …“
„Aber deine Eltern werden älter, weißt du. Wenn du zu lange mit dem Verzeihen wartest, kann es zu spät sein.“
„Es geht nicht ums Verzeihen, sondern darum, dass sie mich lange Zeit nicht brauchten. Nun brauche ich sie nicht mehr.“
„Warum bist du in die Kanzlei deines Vaters eingetreten, wenn du ihren Halt nicht brauchtest? Warum stelltest du dich nicht auf eigene Füße?“
„Es war einfacher so.“
Bobbi schüttelte den Kopf. „Du bist kein Mensch, der den einfachen Weg sucht, Sin. Dein Kind wird Großeltern brauchen, und ich kann ihm keine geben.“
Sin stöhnte auf. „Warum tust du das?“
„Weil ich dich liebe.“
Sin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Der Streit langweilte ihn. „Halte dich da raus, Sweetheart “, murmelte er.
„Ich gehöre nun mal dazu, Sweetheart , und habe es nicht gewollt. Ich wollte allein bleiben, aber du überredetest mich, mich der Liebe stellen, dir Vertrauen zu schenken, Verantwortung zu überlassen. Und nun gefällt mir dieses Leben. Ich werde dich weder in Ruhe lassen noch gestatten, dass du dich in deinen gefühlsduseligen Schmollwinkel zurückziehst.“
Sin drehte sich zu ihr um. Bedrohlich funkelten seine Augen. „Du begibst dich auf gefährliches Terrain, Frau.“
Unerschrocken erwiderte sie seinen Blick. „Du hast mir selbst beigebracht, dass nichts außer der Liebe Bedeutung hat. Möchtest du tanzen? Wir könnten Partner tauschen, und du fragst deine Mutter, ob sie Lust hat, Weihnachten mit uns zu verbringen.“
„Ich weiß nicht …“
„Janice!“ Bobbi schenkte Sin einen warnenden Blick, als sich seine Mutter in diesem Moment ihm gegenüber setzte. „Wir sprachen gerade darüber, dass wir Sie gern zu Weihnachten in unsere Hütte einladen würden.“
Janice blickte von Bobbi zu ihrem Sohn und musterte ihn lange. Als der den Blick senkte, verdüsterte sich Janices Miene schmerzvoll. Doch dann bedankte sie sich lächelnd bei Bobbi. „Das wäre wirklich zauberhaft gewesen. Aber wir werden für die Feiertage in Gstaad erwartet. Im Januar, wenn das Baby kommt, sind wir bestimmt zurück.“ Sie lächelte Sin kühl an. „Du hast doch nichts dagegen, wenn wir Bobbi und das Baby im Krankenhaus besuchen?“
Bevor Sin antworten konnte, erschienen die anderen zu einer weiteren vergnügten Runde. Es wurde Kaffee gereicht, geplaudert und gelacht. Erst viel später, als die Männer die Mäntel holten und Gina zur Damengarderobe geeilt war, hatte Bobbi Gelegenheit, Janice noch einmal allein zu sprechen.
„Es tut mir sehr leid wegen Sins …“, begann sie.
Janice legte ihr lächelnd einen Arm um die Schulter. „Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis. Aufrichtig gesagt, Sin hat recht, wenn er uns gegenüber Groll empfindet. Wir waren zu beschäftigt, ihm in seiner Kindheit viel Zeit zu widmen. Wir meinten, das Richtige zu tun, indem wir ein Geschäft aufbauten und hofften, es einmal an ihn weitergeben zu können. Zudem glaubten wir, ein geregelter Tagesablauf sei für ihn besser als unsere tägliche Hetzjagd. Wir waren sehr engagiert, und ich denke, wir opferten ihn unserer Arbeit. Bereits zu Beginn seiner Highschoolzeit stellte er sich gegen uns, sobald wir ein wenig Zeit mit ihm verbringen wollten. Und später, während seiner Studienzeit, verbrachte er alle Ferien und Feiertage mit Patrick.“ Sie lächelte resigniert. „Wir dachten, Sin würde eines Tages erwachsen sein, unsere Handlungsweise verstehen und uns verzeihen. Ich kann nicht glauben, dass es so schlimm war, wie er es jetzt darstellt. Hoffentlich haben wir unsere Rollen als Eltern und Großeltern nicht ganz verwirkt.“
„Ich werde ihn in diesem Sinne bearbeiten“, versprach Bobbi.
„Tun Sie das, bitte. Trotz allem, was er Ihnen erzählt haben mag, wir lieben ihn von Herzen. Wir haben damals nur leider eine merkwürdige Entscheidung getroffen.“
In diesem Moment kamen die Männer zurück. Bobbi nahm Sins Arm und seufzte schwer, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch,
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