BIANCA SPEZIAL Band 06
Toastdrittel.
„Geschenke? Für wen?“ Sin blickte nicht auf.
„Für Mom und Dad.“ Herausfordernd musterte ihn Bobbi in der Erwartung einer Reaktion. Niemand anderes hätte es bemerkt, aber Bobbi sah die Vertiefung, die sich unter seinem Mund bildete. Dies geschah nur, wenn er sich ärgerte.
„Ich lasse ihnen jedes Jahr einen Obstkorb über meine Kanzlei schicken.“
Einen Moment herrschte Schweigen.
„Ist ja toll.“
Sin stellte seine Tasse ab und fixierte Bobbi gereizt. Bobbi erkannte jedoch gleichzeitig auch Enttäuschung in seinen Augen und wusste, sie galt nicht ihr allein. Seit dem letzten Besuch in Candle Bay hatte Sin oft an seine Eltern denken müssen. Gegen seinen Willen, davon war Bobbi überzeugt.
„Deinen Namen streiche nur gleich von der Geschenkeliste.“ Er legte die Zeitung zusammen. „Santa Claus führt nicht nur eine Liste über die Guten und Bösen, er merkt sich auch die Nörgler genau.“
Bobbi griff über den Tisch nach seiner Hand. „Das haben Frauen nun mal so an sich. Wenn du dich dem nicht aussetzen wolltest, hättest du Single bleiben müssen. Übrigens, das Messing der alten Kajütlampe vom Flohmarkt glänzt wieder wie neu. Ich wette, sie würde deinen Eltern gefallen.“
Sin missfiel der Vorschlag, einmal, weil er nicht abstreiten konnte, dass Bobbis Idee gut war, zum anderen, weil Bobbi und seine Eltern so rasch und herzlich aufeinander zugegangen waren. Bobbis Herzlichkeit und Begeisterung machten es schwer, am alten Groll festzuhalten, wie er es zu tun beabsichtigte.
„Wir könnten sie nach London schicken, wo sie sie allerdings erst nach ihrer Rückkehr aus Gstaad vorfinden werden.“
„Sie sind in L.A.“ Bobbi hielt ihm ihre leere Tasse entgegen.
Sins Hand mit der Kanne verharrte kurz. „Woher weißt du das?“
„Deine Sekretärin sagte es mir gestern am Telefon, als sie mir die Zahlen für den Vertrag nannte, an dem du gerade arbeitest.“
„Darf ich fragen, wie das Gespräch auf meine Eltern kam?“
Bobbi berührte seine Hand, um ihn zu erinnern, dass er ihr Kaffee einschenken wollte. Dabei lächelte sie hintergründig. „Offenbar erzählten sie deiner Sekretärin, dass sie mich gut leiden können und wie fabelhaft du dich dem häuslichen Glück widmest.“
„Wirklich …“
„Ja. Und deine Sekretärin wusste nichts von Gstaad, aber sie war anwesend, als deine Eltern jemand anderem in der Kanzlei mitteilten, dass sie noch bis nach der Geburt des Babys in den Staaten zu bleiben gedächten.“
„Fein.“ Sin stand auf. „Senden wir die Lampe also nach Los Angeles, heute noch. Laut Voraussage soll sich das Wetter ändern.“
Bobbi lächelte verkrampft. „Schnee?“
„Gegen Abend. Wir sollten am besten auch gleich unseren Weihnachtsbaum besorgen.“
Bobbi ging um den Tisch herum und wollte Sin freudig umarmen. Nur drei Sekunden zögerte Sin, ehe er ihre Taille umfasste. Dann gab er ihr einen halb strafenden, halb liebevollen Klaps auf den Po und schickte sie, den Mantel zu holen.
„Er ist nicht hoch genug“, sagte Bobbi.
Sin hielt die Douglastanne auf Armeslänge von sich. „Sie ist über ein Meter achtzig. Wie hoch soll sie denn deiner Meinung nach sein?“
„Die Höhe des Wohnraums geht über zwei Stockwerke.“
Bobbi wies auf einen breiten, vier Meter fünfzig hohen Baum.
Sin ließ Bobbis Wunschbaum von dem geduldig wartenden Verkäufer zurückstellen und versuchte, Bobbi davon abzubringen. Er hatte einen gesehen, der ungefähr drei Meter hoch war. „Was hältst du davon, Bobbi? Mit einem Stern oder Engel auf der Spitze wird er die Decke ankratzen.“
„Er ist hinten ein bisschen dünn.“
„Wir stellen ihn mit der lichten Seite an die Wand. Er ist hübsch gerade gewachsen. Wir nehmen ihn.“
„Meinst du nicht, dass der vier Meter hohe Baum schöner ist?“ Bobbi ließ nicht locker.
„Willst du die Leiter hinaufklettern zum Schmücken? Unsere Leiter ist nur einsachtzig hoch.“
„Wir könnten dich an den Füßen von der Galerie herablassen.“
„Pass nur auf!“, warnte Sin. „Von Santa Claus’ Liste bist du bereits gestrichen. Willst du auch noch von meiner verschwinden?“
„Du hast ja bereits ein Geschenk für mich.“
Sin zog die Brauen zusammen. „Woher weißt du das?“
„Ich habe das Päckchen gesehen, schaute aber nicht hinein.“
„Das hatte ich sorgfältig unter dem Bett versteckt.“
„Ich versuchte nur, an meinen Slipper heranzukommen.“
Sin musterte sie argwöhnisch, während er ihr auf den
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