BIANCA SPEZIAL Band 06
Sie reichte ihm ein Formular und erklärte mit charakteristisch lauter Stimme: „Füllen Sie das bitte aus. Dann werden Sie ins Behandlungszimmer gerufen, wo der Doktor Ihre … Familienjuwelen untersuchen wird.“
Inzwischen hatte April den vorausgegangen Streit zwischen ihnen vergessen. Sie schien sich zu amüsieren und sein Unbehagen zu genießen.
Tante Sophie deutete den Korridor entlang und fuhr mit ebenso lauter Stimme fort: „Anschließend gehen Sie mit einem Gefäß in den Raum dort und sehen sich einen Film ohne Handlung an, und schon bald werden Sie und Miss Hanson eine Familie sein.“
Er hätte schwören können, dass ein unterdrücktes Kichern aus der Ecke erklang, in der April saß. „Ich fürchte, hier liegt ein Irrtum vor“, erklärte er. „Ich bin nicht der Spender.“
Tante Sophie tätschelte ihm mitfühlend die Hand. „Nehmen Sie es sich nicht zu Herzen.“ Sie versuchte zu flüstern, doch ihr durchdringendes Organ war nicht zu dämpfen. „Viele Männer haben müde Kaulquappen.“
Inzwischen lachte April lauthals. Er bedachte sie mit einem strafenden Blick, und sie setzte eine ernstere Miene auf. Sie trat zu ihm, hakte sich bei ihm unter und lehnte sich an seine Seite. „Schon gut, Honey“, verkündete sie voller Mitgefühl.
„Ich liebe dich so, wie du bist.“
„Aber ich …“
Glen blickte von einer Frau zur anderen und erkannte, dass er so nicht weiterkam. Es war schlimm genug, dass April gegen seinen Rat hergekommen war, um das Baby eines Fremden zu bekommen. Zu allem Überfluss wurde nun auch noch seine Potenz öffentlich infrage gestellt.
„Du hattest recht, Darling“, sagte er und nahm Aprils Hand in seine.
Die Frauen im Wartezimmer verfolgten unverhohlen die Seifenoper, die sich vor ihren Augen abspielte.
April musterte ihn argwöhnisch, als er sich halb zum Wartezimmer umdrehte und laut und deutlich verkündete: „Ich habe es wirklich zu persönlich genommen. Es ist egal, wer der genetische Vater ist …“, er legte eine wirkungsvolle Pause ein, „… solange wir einander lieben.“
Sie starrte ihn an, so als hätte er den Verstand verloren. Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, doch er hielt ihre Hand eisern fest.
„Es war eine schwierige Zeit für mich – für uns beide.“
Er wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. Dann legte er sich ihre Hand an die Wange und küsste ihre Finger.
„Aber du warst die ganze Zeit über die Stärkere. Ich liebe dich, April.“ Seine Stimme klang ein wenig brüchig. „Ich habe dich immer geliebt, und ich werde dich ewig lieben.“
Ein leises Schniefen erklang aus dem Wartezimmer, in dem ansonsten völlige Stille herrschte. Nicht einmal das Rascheln von Zeitschriften war zu hören.
April öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ihr fiel nichts Passendes ein.
Glen nutzte die Gelegenheit. Er senkte den Kopf, küsste sie auf die Lippen und verscheuchte jeglichen Gedanken aus ihrem Kopf. Sie konnte nur noch seine aufreizende Nähe genießen.
Sie spürte seine warmen, starken Hände über ihre Seiten gleiten. Seine Daumen streiften die Rundungen ihrer Brüste.
Sie erzitterte und wusste, dass es nicht an der Kälte im Raum lag, die von der Klimaanlage kam.
Er umfasste ihre Hüften, und als ihre Lippen unter seinen gefügig wurden, spürte sie ihn erstarren. Trotz ihres anfänglichen Widerstandes erwiderte sie den Kuss.
Als er schließlich den Kopf hob, wurde ihr bewusst, dass er verlangend ihre Brüste betrachtete. Und seltsamerweise ersehnte sie sich, dass er die Lippen dem Pfad seines Blickes folgen ließe.
Es war nicht der erste Kuss, den sie tauschten. Einmal war es im Kindergarten geschehen, als sie sich im Sandkasten einen Splitter von einem verwitterten Brett zugezogen hatte, und ein zweites Mal bei einem Pfänderspiel während einer Geburtstagsparty. Und dann, als Teenager, hatten sie miteinander den Zungenkuss geübt, um sich später bei ihrem ersten Rendezvous nicht durch völlige Unerfahrenheit zu blamieren.
Sie hatte jenen Übungskuss genossen, auf jugendliche Weise, doch es war unbedeutend im Vergleich zu den Gefühlen, die sie nun empfand.
Glen lockerte den Griff um ihre Taille. Er bedauerte sein Verhalten. Ursprünglich hatte er ihr damit im Spaß heimzahlen wollen, dass sie sich öffentlich über ihn lustig gemacht hatte. Doch nun ging der Spaß auf seine Kosten.
So sehr es ihm auch missfiel, musste er die Liebkosungen einstellen, bevor er sie in jenen Raum mit dem Film ohne Handlung
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