BIANCA SPEZIAL Band 06
einem Blumenbeet entlang, das den Weg zur Klinik säumte. „Was willst du tun, wenn dein Kind nach seinem Vater fragt? Willst du ihm ein Foto von einem Reagenzglas zeigen?“
Er stieß die Glastür auf und hielt sie ihr offen, doch sie blieb stehen und starrte ihn an. Es verletzte sie, dass er, ihr lebenslanger Freund, sie nicht unterstützte. „Ich dachte, du würdest verstehen, warum ich es tue.“
„Dass ich es verstehe, bedeutet noch lange nicht, dass ich es gutheiße. Ich bin nun mal der Meinung, dass ein Kind mit beiden Elternteilen aufwachsen sollte, wie es bei mir der Fall war.“
„Nur zu deiner Information, Glen Michael Radway, nicht jeder hat so viel Glück wie du.“ Verärgert stützte sie die Hände in die Hüften. „Wenn du dich nicht darüber freuen kannst, dass ich endlich bekomme, was ich mir immer gewünscht habe, dann kannst du sofort gehen. Ich lasse mir nicht verderben, was das glücklichste Ereignis meines Lebens sein könnte.“
Er kannte sie lange genug und wusste daher, dass es keinen Sinn hatte, mit ihr zu streiten, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Schließlich versuchte er seit Jahren vergeblich, sie zu überreden, mit ihm auszugehen.
Sie hatte die fixe Idee, dass ihre erste Ehe gescheitert war, weil sie einen Freund geheiratet hatte. Deshalb schlug sie seine tagtäglichen Einladungen aus. Dennoch konnte er nicht umhin, seinen Standpunkt zu vertreten.
„Ich bin nur der Meinung, dass dieses glückliche Ereignis in deinem Schlafzimmer stattfinden sollte, vorzugsweise mit jemandem, den du liebst.“
Vorzugsweise mit mir, dachte er. Doch er war klug genug, es nicht auszusprechen. Denn subtile Andeutungen führten bei ihr nicht zum Erfolg, und über direkte Annäherungsversuche lachte sie nur. Also blieb nur ein hinterlistiger Weg. Er nahm sich vor, darüber nachzudenken.
„Du hast gut reden. Du gehst aus. Du hast haufenweise Rendezvous. Aber hast du überhaupt eine Ahnung, wie rar akzeptable Männer in Harmony Grove sind?“
Glen stellte einen Fuß vor die Tür und nahm die Hand von der Klinke. „Deine Mutter sagt, dass du zu wählerisch bist, und ich kann ihr nur zustimmen.“
April verdrehte die Augen. „Fang nicht schon wieder damit an!“
Eine Frau in den Fünfzigern trat mit einem Armvoll Akten zu ihnen. Ein Ansteckschild auf ihrem bunt geblümten Kleid wies sie als die Büroleiterin namens Tante Sophie aus. „Du meine Güte! Sie sollten wirklich nicht streiten an einem Tag, der sich als der glücklichste Ihres Lebens erweisen könnte.“
Glen fing ein süffisantes Lächeln von April auf.
Die Frau wandte sich an April. „Wie ist Ihr Name?“
„Hanson. April Hanson.“
„Aha, Sie sind genau pünktlich. Kommen Sie doch herein, damit ich Ihre Karteikarte ausfüllen kann.“
Ungeachtet der Spannung, die zwischen April und Glen herrschte, führte die Büroleiterin einen unzensierten Monolog über die vielen Befruchtungsprobleme, die sie erlebt hatte, und über die hohe Erfolgsrate der Klinik.
„Wenn es nicht gleich klappt, probieren wir es einfach weiter“, verkündete sie munter. Sie nahm ein Klemmbrett vom Schreibtisch und reichte es April. „Ich liebe meinen Beruf. Ich habe selbst keine Kinder, aber ich fühle mich wie eine ehrenamtliche Tante von den Hunderten von Kindern, die geboren wurden, seit ich hier arbeite.“
Das erklärt das Namensschild, dachte April.
„Zwei sind sogar nach mir benannt worden.“
Trocken bemerkte Glen: „Ich hoffe, es sind Mädchen.“
Tante Sophie kicherte. „Sie sind ja ein richtiger Scherzbold!“ Dann sagte sie zu April: „Gut aussehend und witzig dazu. Sie sind ein Glückspilz.“
April lächelte nur und ging mit dem Formular ins Wartezimmer. Sie wählte einen Stuhl in der hintersten Ecke, entfernt von den anderen Patienten. Demonstrativ setzte Glen sich an die gegenüberliegende Wand. Sie hätte darauf bestehen sollen, allein zu kommen. Er machte sie durch seine Anwesenheit nur beide unglücklich.
„Mr. Hanson!“, rief Tante Sophie.
Glen hob den Kopf und stellte erstaunt fest, dass sie ihn anschaute. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, um festzustellen, ob sich ein weiterer Mann im Wartezimmer befand, doch nur drei Frauen waren zugegen.
Er trat an den Schreibtisch und erklärte: „Ich bin nicht Mr. Hanson. Ich heiße Radway.“
Sie schob die Brille auf ihrer Nase hinab und spähte ihn darüber hinweg an. „Aha, ich verstehe“, murmelte sie, doch offensichtlich war es nicht der Fall.
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