BIANCA SPEZIAL Band 06
es nicht wissen, solange das Baby nicht geboren ist? Hast du vergessen, dass es ansteckende Krankheiten gibt?“
„Keine Sorge, Kumpel“, entgegnete sie unbekümmert.
„Die Samenbank untersucht die Spender, bevor sie beisteuern dürfen.“
Glen runzelte die Stirn. „Samenbank?“
„Ja. Die Befruchtungsklinik in der Stadt.“
„Du brauchst keine Samenbank, Babe!“, rief die Männerstimme aus der Nachbarzelle. „Ich habe sehr kräftige Sporen.“
„Soll das heißen, dass du momentan nicht schwanger bist?“, hakte Glen nach.
„Wieso? Sehe ich so dick aus?“
Er nahm seine Wanderung durch die Zelle wieder auf. Wie konnte sie auch nur daran denken, so etwas zu tun? „Du kannst nicht zu dieser Samenbank gehen.“
April öffnete den Mund, schloss ihn sogleich wieder und ließ sich auf die Pritsche fallen. Einen Moment lang starrte sie ihn eindringlich an, bevor sie sprach.
„Ich bin fast siebenunddreißig Jahre alt, Kumpel, und ich werde nicht jünger. Wenn ich jemals ein Baby haben will, dann muss ich es jetzt tun.“ Sie verschränkte die Arme vor dem T-Shirt, auf dem der Slogan geschrieben stand: Tu es einfach .
„Vielleicht solltest du noch mal darüber nachdenken.“
„Es ist nicht irgendeine Laune. Es ist eine Entscheidung, die ich mir gründlich überlegt habe.“ Sie griff zu dem Stetson, den er auf die Pritsche gelegt hatte, und strich gedankenverloren über das Hutband. „Du musst ja nicht gutheißen, was ich vorhabe, aber es wäre schön, wenn du mich trotzdem unterstützt.“
Wie konnte er sie darin unterstützen, von einem anderen Mann schwanger zu werden, wie anonym der Spender auch sein mochte?
„Und was ist mit dem Baby?“, wandte er ein. „Findest du es fair, ein Kind ohne Vater aufwachsen zu lassen?“
„Nach der Scheidung hat meine Mutter meine Schwester und mich allein aufgezogen, und wir haben uns gut entwickelt.“
Glen schwieg. Stella, ihre ältere Schwester, war während ihres letzten Schuljahres schwanger geworden. Hatte sie die männliche Zuneigung gesucht, die sie nicht länger von ihrem abwesenden Vater bekam?
Und nachdem Glen zum College gegangen war, hatte April impulsiv ihren gemeinsamen Freund Eddie Brock geheiratet. Vielleicht hatte sie in dieser Ehe das Glück und die Gesellschaft gesucht, die so offensichtlich im Leben ihrer Mutter fehlten.
Obwohl April dazu neigte, impulsiv zu handeln, und er ihr deshalb immer wieder aus der Patsche helfen musste, war ihre Entscheidung, ein Baby zu bekommen, offensichtlich reiflich überlegt.
Mit Sicherheit würde sie eine gute Mutter abgeben. Man brauchte sie nur mit den Kindern auf dem Campingplatz zu beobachten, um zu wissen, wie kinderlieb sie war. Und alle erwiderten ihre Zuneigung. Einige der jüngeren weinten sogar, wenn ihre Ferien zu Ende gingen und sie Miss April verlassen mussten.
Dennoch befürchtete er, dass sie sich wieder einmal vom Herzen statt vom Verstand leiten ließ. Doch was blieb ihm anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen, sie so weit als möglich zu beschützen und auf das Beste zu hoffen?
„Diese Klinik liegt in einem verrufenen Stadtviertel“, erklärte er. „Ich werde dich dorthin begleiten.“
Im nächsten Moment öffnete ein uniformierter Beamter die Tür und verkündete: „Sie können gehen.“
Als sie auf den Korridor traten, rief der Mann in der Nebenzelle: „Leb wohl, Hübsche. Es wäre schön gewesen, dich kennenzulernen.“
Es dauerte einige Tage, bevor April einen Termin bei der Samenbank bekam. Sie versuchte, Glen davon abzubringen, sie zu begleiten, aber er wollte nichts davon hören.
Sie kämpften sich durch dichten Verkehr in der Innenstadt, bevor sie das alte Gebäude fanden. Der Block bestand aus verschiedenen Häusern, von denen einige in Büros verwandelt worden waren. „Es sieht gar nicht nach einem so schlechten Viertel aus“, bemerkte April.
Glen lenkte den Wagen in eine Lücke am Straßenrand. „Dieser Abschnitt ist renoviert worden, aber zwei Blocks weiter sind die Häuser verkommen, und es treiben sich windige Gestalten herum. Erst letzte Woche hat es zwei Schießereien gegeben.“
April erschauerte trotz des warmen Frühlingstages. „Da kann ich nur froh sein, dass ich in Harmony Grove wohne. Es ist ein guter Ort, um dort eine Familie zu gründen.“
Glen ging um den Wagen herum und öffnete ihr die Beifahrertür. „Es ist nur schade, dass deine Familie nicht komplett sein wird.“
„Was soll das denn heißen?“
Sie gingen an
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