BIANCA SPEZIAL Band 06
ihr solltet ihnen das nächste Geschenk zum Auspacken geben“, bemerkte Grandma Cole, „bevor sie sich gegenseitig auspacken.“
April strahlte, als sie einen Koffer auswickelte und öffnete. „Grandma Hansons Decke.“
Eingehend betrachtete sie die Flicken – den rosafarbenen aus dem Kleid ihres Abschlussballs, den weißen aus Nicoles Taufkleid, den aus Spitze von Grandma Hansons Hochzeitskleid. Sie freute sich bereits darauf, ihrem eigenen Kind die Geschichten zu erzählen, die mit den Flicken verknüpft waren.
„Danke, Mom“, murmelte sie gerührt und umarmte sie.
„Es ist viele Jahre her, seit der letzte Flicken dazugekommen ist“, bemerkte Joan. „Du musst deine eigenen Erinnerungsflicken annähen.“ „Vielleicht bekommt dieses Negligé eines Tages einen Platz“, neckte Nicole.
„Wenn etwas davon übrig bleibt.“ Stella stieß April an und flüsterte ihr zu: „Es ist dir gelungen, deine Verlobung überzeugend echt wirken zu lassen.“
April mied ihren Blick. Denn sie befürchtete, dass ihre Augen verraten hätten, wie echt ihre Reaktion auf Glens Küsse war.
Er beugte sich vor und deutete auf einen Flicken am Rand. „Der erinnert mich an mein Fußballtrikot aus dem College.“
„Daher stammt er auch“, bestätigte Verna Radway, Glens Mutter. „Joan hat ihn angenäht, nachdem du bei diesem einen Spiel in die Mangel genommen wurdest und dir den Arm gebrochen hast. Das Trikot war so zerrissen, dass ich es wegwerfen wollte.“
„Aber er war doch gar kein Familienmitglied“, bemerkte Ardath gedankenlos.
Joan richtete sich auf. „Jeder, der so viele Mahlzeiten an meinem Tisch eingenommen hat wie er, gehört zur Familie.“
April strich über den Flicken, der als letzter hinzugefügt worden war und einen Zipfel bildete. Er stammte aus einem der weinroten T-Shirts mit dem goldenen Schriftzug Cozy Acres , die sie und Glen entworfen hatten und an die Camper verkauften.
Keiner der Flicken kündete von Eddie Brocks längst vergangener Anwesenheit in ihrem Leben. Er war ihr Ehemann gewesen, doch gemäß der Decke hatte er nie existiert. Glen hingegen wurde schon seit Langem als Familienmitglied ausgewiesen.
Er nahm ihre Hand. „Sie wird wundervoll in unserer neuen Wohnung aussehen.“
April setzte sich kerzengerade auf. „In welcher neuen Wohnung?“
„Du hast doch selbst gesagt, dass du eine größere Wohnung möchtest.“
Sie konnte sich nicht erinnern, etwas Derartiges gesagt zu haben. „Aber ich dachte …“
„Wir müssen ja nicht sofort umziehen. Aber du hast gesagt, dass du ein zweites Schlafzimmer willst.“
April schluckte und warf ihm einen warnenden Blick zu. Sie befürchtete, dass er sich verplappern und verraten könnte, dass sie nicht zusammen zu schlafen beabsichtigten.
„Du weißt doch“, fuhr er fort, so als hätten sie ausgiebig darüber gesprochen. „Für das Baby.“ Dann wandte er sich an die übrigen Anwesenden und fügte hinzu: „Wir wollen sofort anfangen.“
Grandma Cole schlug entzückt die Hände zusammen. „Oh, wie wundervoll.“
„Dann solltet ihr das nächste Geschenk auspacken“, drängte Stella mit schelmisch funkelnden Augen. „Das – und das Negligé – dürfte eurer Familiengründung zu einem glänzenden Start verhelfen.“
Glen entfernte das Papier und enthüllte einen Schminkkoffer im selben Design wie die beiden übrigen Gepäckstücke. „Der muss für dich sein.“
April hielt den Koffer auf dem Schoß und wagte kaum, ihn zu öffnen. Doch je länger sie wartete, umso größer wurde die Spannung unter den Zuschauern. Um nicht mehr Aufmerksamkeit als nötig auf das letzte Geschenk zu lenken, hob sie den Deckel und zog einen Umschlag mit einem handgeschriebenen Coupon heraus.
„Es ist ein Gutschein“, verkündete Nicole. „Für einen dreitägigen Aufenthalt in Virginia Beach.“
„Aber …“ April warf Glen einen verstohlenen Blick zu. Er sah aus wie ein Kind, das ein Fahrrad unter dem Weihnachtsbaum vorgefunden hatte. „Wir können nicht …“
„Wir wussten, dass du das sagen würdest“, unterbrach Joan. „Aber die Saison hat noch nicht angefangen, sodass ihr euch ein paar Tage für die Hochzeitsreise gönnen könnt. Was Clyde und Steven nicht bewältigen können, übernehmen wir.“
„Ich helfe auch mit“, versprach Verna und hob ihr Punschglas. „Auf meinen Sohn und seine wundervolle Frau.“
Der Umschlag bekam Eselsohren unter Aprils nervösen Fingern. Glen nahm ihn ihr ab, legte ihn auf den niedrigen
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