BIANCA SPEZIAL Band 06
Couchtisch und hielt ihre Hände zwischen seinen gefangen.
Besorgt blickte er sie an. „Bedrückt dich etwas?“
Maybelline, die zu ihren Füßen geschlummert hatte, hielt den Augenblick für gekommen, um Fangen zu spielen. Sie schnappte sich den Umschlag mit dem Maul und stürmte durch das Wohnzimmer, verfolgt von einem halben Dutzend Frauen.
Ungeachtet des Aufruhrs um sie her nickte April als Antwort auf Glens Frage. „Ich habe überhaupt nicht an eine Hochzeitsreise gedacht.“
6. KAPITEL
April stand am Zaun und sah den Männern beim Ballspielen zu. Es war wieder einmal ein glühend heißer Tag. Sie hob den Saum ihres T-Shirts und wischte sich damit über das Gesicht.
Unwillkürlich heftete sie den Blick auf den nackten Oberkörper ihres zukünftigen Mannes. Nur vage wurde ihr bewusst, dass jemand auf der anderen Seite des Zaunes stand. Sie war so fasziniert von Glens Sprint zur dritten Base, dass sie nicht nachschaute, wer das sein könnte. Er lief rasend schnell und war offensichtlich wild entschlossen, sich von niemandem aufhalten zu lassen. Es war ein bemerkenswerter Anblick.
„Du meine Güte“, flüsterte eine Stimme hinter ihr.
Widerstrebend löste April den Blick von Glen und drehte sich um. Mrs. Turner lehnte am Zaun, mit offenem Mund, und klammerte sich an die Querstange.
April lächelte. Nicht zum ersten Mal sah sie, dass eine Frau ihren Partner anstarrte, doch diesmal war es ein anderer Jahrgang als gewöhnlich. „Ein netter Anblick, stimmt’s?“
Mrs. Turner begegnete ihrem Blick und lächelte verlegen. „Er erinnert mich an meinen verstorbenen Mann. Als er noch jünger war, natürlich.“
„Sie meinen sein Herumtoben?“, hakte April nach.
Mrs. Turner blickte hinab auf die Querstange. „Das auch.“
April wurde sich bewusst, dass die sengende Sonne womöglich zu viel für die Siebzigjährige sein könnte und fragte: „Möchten Sie sich nicht ein bisschen in den Schatten setzen und eine Limonade trinken?“
Mrs. Turner nickte und folgte ihr zu dem Tisch auf der überdachten Terrasse.
Als sie im Schatten saßen und Fruchtsaft tranken, fragte April sich, was die aufsässige Nachbarin diesmal hergeführt haben mochte. Es sollte nicht lange dauern, bis sie es herausfand.
„Ich hasse es zwar, mich zu beschweren“, eröffnete Mrs. Turner, was wohl nicht ganz der Wahrheit entsprach, „aber all der Lärm und die Unruhe auf Ihrem Campingplatz stören meine Meisen. Sie sind schon seit Stunden nicht zum Fressen gekommen.“
„Es ist ein sehr heißer Tag“, entgegnete April sanft. „Bestimmt halten sich Ihre Vögel im Schatten auf und haben keinen Hunger.“
„Es ist nicht nur das. Auf meiner Veranda höre ich das Lachen und Schreien. Ich bekomme Kopfweh davon.“
Die Wiese, auf der das Ballspiel stattfand, lag zwar nicht weit von Mrs. Turners Grundstück entfernt. Dennoch dämpften die Bäume dazwischen und die Entfernung gewiss zum größten Teil die Geräusche.
Doch April hielt vorläufig lieber den Mund, um nicht etwas Falsches zu sagen. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Kinder, die unter der Anleitung von Mrs. Radway und Clyde einen Staffellauf durchführten.
Einen Moment lang wunderte es sie, dass so viele fremde Kinder zu dem Familientreffen gekommen waren. Dann fiel ihr ein, dass ihre Angehörigen zahlreiche Freunde mitgebracht hatten. Die Zusammenkünfte erwiesen sich stets als fröhliche Feste, und sie war froh, dass ihre Familie die Freude mit Freunden teilen wollte. Außerdem wies Clyde stets darauf hin, dass es in geschäftlicher Hinsicht vorteilhaft war, die Annehmlichkeiten des Campingplatzes so vielen Leuten wie möglich vorzuführen. Potenzielle Kunden, nannte er sie.
„Mrs. Turner, als Sie Ihr Grundstück von Mr. Irwin gekauft haben, wussten Sie, dass es neben einem Campingplatz liegt. Also mussten Sie darauf gefasst sein, dass in der Nähe Kinder spielen würden.“
Mrs. Turner schniefte. „Mein verstorbener Mann und ich hatten den Eindruck, dass der frühere Besitzer das Grundstück Stück für Stück verkaufen würde.“
„Aber stattdessen haben mein Partner und ich es gekauft, und es ist ein Campingplatz geblieben“, fügte April hinzu.
Mrs. Turner leerte ihren Pappbecher. „Nur noch lauter und belebter als vorher.“
Das traf allerdings zu. Mr. Irwin hatte mehr Geld und Energie in die Lotterie als in den Campingplatz gesteckt. Durch den Verkauf des Zipfels, der nun Mrs. Turner gehörte, hatte er seine finanziellen Probleme zu lösen
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