Bianca Spezial Band 8
aus“, wiederholte sie. „Was für eine wunderhübsche Familie!“
„Danke“, murmelte Brady.
„Adoptiert?“ Nun betrachtete sie Lisa-Belle, ihre helle, nordische Erscheinung.
„Genau.“ Die Situation war ihm äußerst unangenehm, und so war er froh, als sich die Frau endlich wieder entfernte.
Libby hatte allerhand damit tun, beide Mädchen gleichzeitig im Auge zu haben und sie in der Nähe zu halten. Das war alles andere als leicht, weil sie auch noch den Hut trug, der schon wieder bis oben mit Bonbons gefüllt war.
„Colleen, mein Schatz, bleib hier bei Mommy. Scarlett, nicht weglaufen, komm zu …“, sie stockte „… zu mir.“
Für Scarlett war sie also nicht die Mommy. Noch nicht. Das konnte Brady ihr allerdings nicht vorwerfen, aber es war eine weitere Hürde, die es zu überwinden galt.
Nun hatte die Blaskapelle ihren Standort fast erreicht, von den schwarz und rot gekleideten Musikern und marschierenden Bandmitgliedern ging eine ungeheure Energie aus, die ansteckend wirkte. Die Zwillinge hatte es schon erwischt.
„Gehen wir hinterher?“
„Wenn du magst.“
„Auf jeden Fall! Die Mädchen hätten ihren Spaß daran.“
Scarlett weigerte sich, wieder in den Kinderwagen gesteckt zu werden, und Brady konnte das gut verstehen. Sie wollte eben auf eigenen Beinen erkunden, was es zu erkunden gab. Also faltete er schnell den Wagen zusammen und hob sie auf die Schultern. Dort saß sie nun und umklammerte seinen Kopf. Libby legte den mit Süßigkeiten gefüllten Hut im anderen Kinderwagen ab, hob sich Colleen auf die Hüfte und schob den Wagen mit einer Hand weiter.
Die Blaskapelle beschleunigte ihren Schritt, und sie liefen hinterher, im Takt zur Musik. Erst als die Band in die High Street bog, hielt Libby inne und sah Brady an. Sie war ein wenig außer Atem, wahrscheinlich tat ihr mittlerweile auch der Arm weh, weil sie Colleen so lange getragen hatte.
„Wollen wir noch weiter mitgehen?“, fragte sie.
„Das können wir ja unseren Junioren überlassen.“
Die Zwillinge hatten immer noch eine gehörige Portion überschüssiger Energie. Als sie an einer niedrigen Ziegelmauer vorbeikamen, wurde Scarlett auf Bradys Schultern ganz unruhig. „Lannieren!“, rief sie aufgeregt. Brady verstand sofort: Balancieren war ihre Lieblingsbeschäftigung.
Er setzte seine Tochter auf die Mauer und hielt ihre Hand, während das Mädchen langsam einen Schritt vor den anderen setzte. Sobald Colleen erblickte, was ihre Schwester da tat, wollte sie mitmachen. Brady nahm Libby den Kinderwagen ab und klappte ihn zusammen. Den prall mit Süßigkeiten gefüllten Hut klemmte Brady im Stoffsitz fest, dann nahm er beide Kinderwagen unter den Arm, während die Zwillinge die Mauer entlangbalancierten.
„Der Umzug war toll!“, rief Libby aus.
„Genau das Richtige für die beiden, was?“
„Für mich auch.“
„Ja, es ist keine richtige Massenveranstaltung, bei der man sich erst mal einen Platz erkämpfen muss, von dem aus man auch etwas sehen kann, wie bei den meisten Umzügen.“
„Langsam bekomme ich Appetit.“
„Hm … ich auch. Hast du nicht vorhin was von einem Rindfleischeintopf erzählt, den du von zu Hause mitgebracht hast und für uns aufwärmen wolltest?“
„Habe ich. Sobald wir bei dir sind, kommt er frisch aus der Mikrowelle auf den Tisch. Es dauert also nicht mehr lange, und es ist auf jeden Fall genug für alle da.“ Schließlich sagte Libby: „Danke, Brady. Das hat die Stimmung ein bisschen aufgelockert. Wir waren ja beide erst mal etwas … befangen, als ich gerade angekommen war, nicht?“
Ja, befangen konnte man das wohl auch nennen, aber Brady fielen spontan noch einige andere Begriffe ein, die besser gepasst hätten – zumindest auf ihn.
Mit ihren blauen Augen blickte Libby ihn ernsthaft an. Sie schien ihn wortlos um etwas bitten zu wollen, aber er verstand sie nicht. Ihre Wangen waren zart und von der kalten Abendluft leicht gerötet. Nachdem sie ihren letzten Satz zu Ende gesprochen hatte, schloss sie den Mund und presste die vollen Lippen aufeinander.
„Wir, also, ich …“, begann er. Er wusste nicht genau, was er ihr antworten sollte. „Ich weiß nicht, ob du es schon gesehen hast, aber ich hab dir die Zeitungsseiten mit den Immobilienanzeigen herausgelegt. Einige Objekte habe ich angestrichen, aber du gehst da besser selbst mal durch. Wenn du dir am Wochenende etwas ansehen möchtest, kann ich mich gern solange um Colleen kümmern.“
Der Vorschlag war nahe
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