Bianca Spezial Band 8
liegend, schließlich sollten die Mädchen ja Zeit zusammen verbringen und sich allmählich besser kennenlernen. Trotzdem schüttelte Libby den Kopf.
„Nein, ich nehme sie dann lieber mit“, erwiderte sie schnell. „Das ist gar kein Problem. Dann komme ich zwar nicht ganz so schnell voran, aber ich möchte auch gern sehen, wie sie auf diese Häuser oder Wohnungen reagiert.“
Libby vertraut mir nicht, dachte Brady. Das sind doch alles bloß Vorwände.
Wahrscheinlich fürchtete sie, er würde nicht genug darauf aufpassen, dass sich Colleen auch nicht verletzte. Oder ihr zu viel ungesunde Dinge zu essen geben. Wie dem auch sei, am besten, er ließ das Thema erst mal ruhen. Würde er selbst Scarlett etwa einfach so bei Libby lassen? Eine Zeit lang dachte er darüber nach.
Doch, entschied er schließlich, er hätte das mitgemacht. Jedenfalls hätte er sich schon aus Prinzip dazu gebracht, das mitzumachen. Natürlich war auch er nicht ganz frei von Ängsten und Unsicherheiten, aber wo sie nun mal diese Verpflichtung eingegangen waren, damit die Kinder zusammen sein konnten, wollte er sich auch entsprechend verhalten.
Im Moment war Libbys Misstrauen nur ein kleines Ärgernis für ihn. Er beschloss, es einfach auf sich beruhen zu lassen, aber im Grunde wusste er, dass er das nicht konnte.
5. KAPITEL
Beide Mädchen lagen in ihren Betten und schliefen.
Es war schon nach acht Uhr abends, und Libby und Brady hatten seit ihrer Rückkehr vom Umzug immer noch nichts gegessen. Nun waren sie beide in der Küche. Im Radio spielte leise Countrymusic, und Brady deckte gerade den Tisch in der Frühstücksnische mit Platzdeckchen, Stoffservietten, Brotkorb und einer Flasche Wein – ein bisschen aufwendiger, als Libby erwartet hatte. Brady fing ihren erstaunten Blick auf.
„Wo du schon diesen tollen Eintopf gekocht hast, wollte ich ihm auch gerecht werden“, erklärte er. „Außerdem ist es unser erstes gemeinsames Abendessen hier.“
„Du hast den Eintopf doch noch gar nicht probiert.“
„Doch, hab ich. Ich hab mir vorhin einen Bissen von Scarlett geklaut, und der war sehr lecker. Ihr hat es ganz offensichtlich auch geschmeckt. Und den Wein musst du ja nicht trinken, wenn du nicht möchtest.“
„Na ja, immerhin ist es ein französisches Gericht. Die Franzosen würden dazu bestimmt Wein trinken.“
„Und was die Franzosen tun, müssen wir natürlich auch tun“, sagte er belustigt.
„Glaubst du etwa, ich suche nach Vorwänden? Ich trinke gern mal ein Glas Wein, dazu brauche ich keine Vorwände.“
„Manchmal sind Vorwände ganz in Ordnung.“ Die Worte gingen ihm langsam und schwerfällig über die Lippen. „Aber zu oft sollte man sie auch nicht hören müssen, sonst fragt man sich noch, was eigentlich los ist …“
Libby antwortete nicht. Sie tat so, als wäre sie gerade so damit beschäftigt, den Wein zu öffnen, dass sie nichts mehr mitbekam. Wahrscheinlich spielte Brady darauf an, dass sie vorhin sein Angebot, auf Colleen aufzupassen, ausgeschlagen hatte. Darauf wollte sie aber nicht näher eingehen. Schließlich konnte man niemanden dazu zwingen, einer anderen Person zu vertrauen. Jedenfalls wollte sie sich bestimmt nicht dafür entschuldigen, dass sie Brady nach so kurzer Zeit noch nicht uneingeschränkt vertraute. Das Einzige, was ihr leidtat, war, dass sie ihre Zweifel nicht besser hatte verbergen können.
Brady schaltete das Radio aus und stellte die Schüssel mit dem dampfenden Eintopf auf den Tisch, dann setzten sie sich gegenüber an den Tisch. Die Frühstücksnische war klein, altmodisch und gemütlich. Sie bestand aus einem an der Wand befestigten Holztisch und zwei gegenüberliegenden Bänken mit hochklappbaren Sitzflächen, unter denen sich das eine oder andere aufbewahren ließ.
Wenn Brady auch nur zwei Zentimeter größer gewesen wäre, würde er jetzt wahrscheinlich nicht mehr in die Nische passen, so konnte er sich gerade eben hineinquetschen. Libby musste die Knie ein Stück zur Seite schieben, um bloß nicht gegen seine Beine zu kommen. An der Haltung seines Oberkörpers sah sie, dass er sich aus dem gleichen Grund in die andere Richtung gedreht hatte.
Brady schenkte Wein ein und schob den Korb mit den knusprigen Brötchen zu Libby herüber. Dann lehnte er sich sofort wieder zurück, sodass sie nach dem Brot greifen konnte, ohne Gefahr zu laufen, ihn dabei zu berühren. Das Ganze kam ihr schon viel zu sehr wie eine romantische Verabredung vor – das erste Date zweier Teenager, die
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