Bianca Spezial Band 8
Scarlett gern im Keller, er machte ihr keine Angst. Den Betonboden hatte er mit hellgrauer Farbe gestrichen und ihr in einer Raumhälfte eine Spielecke eingerichtet. Dort gab es einen dicken Teppich, eine Rutsche, ein grünes Plastikkrokodil als Schaukelpferd und eine Spielzeugküche. Als er Scarlett absetzte, lief sie sofort zur Rutsche, sodass Brady in Ruhe erkunden konnte, was hier passiert war.
Die Tür des Trockners stand offen, und in der Trommel lag ein Haufen feuchter Wäsche. Der Geruch, den er wahrgenommen hatte, kam von der Entlüftung hinten an der Maschine. Offenbar hatte sich der Motor überhitzt. Brady schaute sich um. Drüben am Heizofen hing Wäsche auf der Leine.
Libbys Unterwäsche.
Er versuchte, nicht genauer hinzuschauen. Wieso sollte er auch?
Der Motor des Wäschetrockners war kaputt. Libby ließ sich nicht auffinden. Und ihm wurde schon ganz schwummerig vor Hunger. Diese Dinge waren jetzt wichtig, nicht ihre Unterwäsche. Warum war Libby nicht hier, sollte er sich etwa Sorgen machen? Versuchte sie gerade jemanden zu organisieren, der den Trockner reparieren konnte? Hatte sie vielleicht eine Nachricht hinterlassen? Und sollte er nicht erst mal Scarlett etwas zu essen geben, bevor ihr Hunger noch so groß wurde wie seiner?
Im Moment schien das Mädchen sich auf der Rutsche durchaus wohlzufühlen, also ging er einen Schritt weiter zur Unterwäsche. Vielleicht sollte er die nassen Kleidungsstücke aus dem Trockner ebenfalls aufhängen? Ob sie dort wohl auch noch hinpassten? Nun ja, er konnte schlecht herausfinden, wie viel Platz noch auf der Leine war, ohne sich die Wäsche, die dort schon hing, genauer anzuschauen.
Das war also ihre Unterwäsche …
Die Sachen waren zwar nicht knapp geschnitten, dafür aber ziemlich durchsichtig. Brady betrachtete die dünnen Spitzen-und Seidenstoffe, die in den gleichen Pastell-und Cremetönen gehalten waren wie die Röcke und Oberteile, die Libby gewöhnlich trug. Zarte BH-Körbchen, verspielte Rüschen und kleine Zierschleifen.
Er stöhnte leise auf.
Sekunden später hörte er, wie oben die Haustür ins Schloss fiel und jemand mit kleinen Schritten über den Boden tapste. Er fühlte sich ertappt und rief ein wenig unwirsch: „Libby, bist du das?“ Dann trat er ein Stück vom Trockner zurück … und weg von dem, was tatsächlich seine Aufmerksamkeit gefesselt hatte.
„Oh, du hast es also schon entdeckt!“
Allerdings, und es war spannender als ein ganzer Unterwäschekatalog.
„Es tut mir so leid, es ist alles meine Schuld“, fuhr Libby fort. „Natürlich bezahle ich die Reparatur oder eine neue Maschine.“
„Ach, der Trockner.“ Darum ging es also gerade! „Ja, ich hab’s gerochen.“ Er hörte ihre Schritte auf der Kellertreppe. „Es ist aber nicht deine Schuld“, beruhigte er Libby. „Das Ding war schon ziemlich alt.“
Nun stand sie vor ihm, Colleen auf dem Arm. Wahrscheinlich waren sie eben noch spazieren gewesen. Beide hatten glühende Wangen, rote Nasen und leuchtende Augen.
„Doch, ich hab nämlich vergessen, das Flusensieb zu reinigen, bevor ich die Wäsche reingelegt habe“, erklärte sie. Sie setzte Colleen ab, holte das Sieb aus der Maschine und zeigte es Brady. Der geschwungene Drahtfilter war mit einem weichen Filz aus graublauen Fusseln überzogen, die in etwa die gleiche Farbe hatten wie seine Handtücher. Sie zog die Fusselschicht ab. „Siehst du? Deswegen hat die Belüftung nicht funktioniert.“
„Nein, der Motor war schon zu alt und hat einfach seinen Geist aufgegeben. Alles nicht so schlimm. Hey, ich bin ja ganz beruhigt, dass es auch ein paar Dinge gibt, die du nicht hundertprozentig perfekt erledigst, Libby. Ich vergesse nämlich auch immer, das Flusensieb zu reinigen.“
„Ich mag es sogar ganz gern, wenn die Fusselschicht so richtig schön dick ist. Dann lässt sie sich nämlich gut in einem Stück abziehen.“ Libby runzelte die Stirn. „Ganz schön komisch von mir, nicht?“ Offenbar hatte sie sich mit ihrem eigenen Verhalten überrascht. „Das habe ich übrigens noch nie jemandem erzählt … dass ich diese Vorliebe für Trocknerfusseln habe.“
„Keine Sorge, ich werde dich damit nicht erpressen.“
„Ja, das sagst du jetzt . Aber irgendwann kommen dann doch die Forderungen nach immer unverschämteren Beträgen.“
Brady lachte und fühlte sich befreit. Jetzt, wo sie ihm ihre Schwäche für Fusseln anvertraut hatte, konnte er ihr vielleicht auch beichten, dass er ihre Unterwäsche genauer
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