Bianca Spezial Band 8
Ort und Zeit an Bedeutung verloren. Sie waren beide in den Fängen eines heftigen Sturmes, den sie selbst heraufbeschworen hatten. Ein Ausdruck des Erstaunens mischte sich in ihre heftigen Aufschreie, als sie gemeinsam den Höhepunkt erreichten.
Als sie langsam wieder zur Ruhe kamen und sich atemlos aneinanderklammerten, zog Brady das Oberbett vom Fußende des Bettes hoch und deckte Libby und sich selbst damit zu. Lange Zeit schwiegen sie und lauschten bloß dem Herzschlag des anderen.
„Hallo, du“, sagte Brady schließlich.
„Selbst hallo.“
„Ich sage jetzt nichts mehr.“
„Nein.“
„Ich erzähle dir jetzt nicht tausendmal hintereinander, wie wunderschön das eben war.“
„Okay.“
„Aber das war es wirklich, Libby. Wunder-wunderschön.“
„Das … das fand ich auch. Wusstest du schon, dass es … passieren würde, als wir uns in Scarletts Zimmer begegnet sind? Bist du dorthin gekommen, weil du mich gesucht hattest?“
„Was glaubst du denn? Ich könnte jetzt natürlich so tun, als hätte ich bloß nachschauen wollen, ob sie ihre Bettdecke wieder runtergestrampelt hatte.“
„Das hatte sie. Ich habe sie aber wieder hochgezogen.“
„Danke schön.“
Brady stützte sich auf einen Ellbogen und schaute Libby eindringlich an, berührte mit der Fingerkuppe erst ihre Nase, dann die Lippen. Dann folgte er mit seinem Mund, und sie küssten sich intensiv. Es sollte noch eine lange Nacht werden …
Scarlett erwachte um zwei Uhr morgens und weinte, als hätte sie schlecht geträumt. Ohne Brady zu wecken, stieg Libby sofort aus dem Bett. Auf dem Boden lag sein T-Shirt. Sie zog es sich über, und sein Geruch hüllte sie ein. Die Ärmel des Shirts reichten ihr bis zu den Ellbogen, und der Saum umspielte ihre Oberschenkel.
Libby wollte Scarlett nicht hochnehmen, weil sie fürchtete, dass sie in den Armen einer anderen Person als Daddy nur noch größere Angst bekäme. Also beugte sich Libby über das Bettchen und streichelte den Rücken des kleinen Mädchens. Dabei machte sie beruhigende Geräusche.
Vielleicht nahm Scarlett ja den vertrauten Geruch ihres Vaters wahr, der seinem T-Shirt anhaftete? Jedenfalls schien die Erinnerung an den schlimmen Traum schnell zu verschwinden, und bald schon war sie wieder eingeschlafen. Libby blieb noch eine Weile neben dem Bett stehen, falls Scarlett doch wieder aufwachen sollte, aber nein, sie schlummerte friedlich weiter.
Aber wo soll ich jetzt bloß schlafen?, fragte sich Libby.
Nach der erfüllendsten Liebesnacht, die sie je erlebt hatte, sollte ihr die Entscheidung eigentlich nicht schwerfallen. In Bradys Bett würde sie es warm und angenehm haben, während ihr eigenes sie unbenutzt und kalt empfangen würde. Andererseits hatte sie sich heute Nacht so sehr geöffnet, dass sie sich besonders verletzlich fühlte. Wenn sie nun zu Brady ins Bett kam und er sie zurückwies … der Gedanke machte ihr Angst. Bei Glenn hatte sie diese Angst nie gespürt, ihre Liebesnächte hatten sie nie so ergriffen wie diese eine mit Brady.
Als Libby an der Tür zu seinem Zimmer vorbeikam und seine regelmäßigen Atemzüge hörte, entschied sie sich, weiter den Flur hinunterzugehen.
8. KAPITEL
Libby rief gleich am Montagmorgen im Toyland Children’s Center an und teilte der Leiterin mit, dass sie die Stelle annehmen würde.
Brady hatte sie noch nichts davon erzählt, und sie konnte sich noch sehr gut an das erinnern, was er ihr vor etwa zehn Tagen gesagt hatte: dass Schweigen auch eine Art Lüge sei. Sie selbst sah das allerdings anders. Für sie war das Schweigen oft ein Schutz. War es etwa falsch, sich schützen zu wollen? Davor, dass sie sich von jemandem abhängig machte? Und davor, dass man ihr alle Entscheidungen abnahm?
Allmählich begann sie zu verstehen, wie ausgeprägt Bradys Sinn für Richtig und Falsch war, aber er konnte ja nicht ahnen, wie es in ihr aussah. Wahrscheinlich hatte er sich nie durch Schweigen schützen müssen, so wie sie. Daher behielt sie ihren Entschluss, die Stelle anzunehmen, erst mal für sich und wählte erst dann die Nummer von Toyland , als Brady bereits das Haus verlassen hatte.
„Wann können Sie anfangen?“, fragte Martha Dinmont, die Leiterin, sofort.
„Na ja, sobald Sie mich brauchen, würde ich sagen. Sie wissen ja, ich bin gerade erst von St. Paul hierher gezogen und habe noch keine anderen Verpflichtungen.“
Abgesehen davon, dass sie heute Nachmittag einen Arzttermin hatte und sich immer noch eine neue Unterkunft suchen
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