Bianca Spezial Band 8
und gar nicht, wie du das alles geregelt hast.“ Er sah zu den Töpfen hinüber, die vor ihr auf dem Herd standen, und ärgerte sich darüber, dass sie sich in dieser ernsten Situation immer noch mit so etwas Unbedeutendem wie dem Kochen beschäftigen konnte. „Und eines sollte ich dir noch sagen“, fügte er hinzu. „Schreib es dir ruhig auf, für deine künftigen Aktivitäten in der Küche: Ich mag keine Champignons.“
„Gut“, entgegnete sie tonlos. „Ich werde es mir merken.“
„Können Sie etwas erkennen?“, fragte Libby die Frau, die die Ultraschalluntersuchung durchführte.
Die Frau blickte konzentriert und ernst drein, in ihrem Gesicht bewegte sich kaum ein Muskel und ganz sicher keiner von den sieben, die man zum Lächeln brauchte. Sie bewegte den Schallkopf auf der klebrigen Gelschicht hin und her, die sie auf Libbys Unterleib aufgetragen hatte.
„Ihr Arzt wird mit Ihnen über die Ergebnisse sprechen“, erwiderte sie und wandte den Blick nicht eine Sekunde vom Monitor ab. „Ich bin nicht berechtigt, Ihnen eine Diagnose zu geben.“
„Gut, ich verstehe.“
Libby blieb geduldig liegen. Noch immer ging ihr nicht aus dem Kopf, wie schrecklich Colleen geweint hatte, als sie sie vorhin im Toyland zurücklassen musste. Hatte sie etwa panische Angst davor, noch ein zweites Mal in ihrem Leben von der Mutter verlassen zu werden? Waren das unterbewusste Erinnerungen daran, wie sie ins Waisenhaus gekommen war? Nein, sagte Libby sich, ich bin wahrscheinlich bloß überempfindlich. Viele kleine Kinder haben eine Klammerphase, in der sie ihre Mommy immer bei sich haben wollen.
Als Nächstes stand die Röntgenuntersuchung an.
Solange es nur kein Krebs ist, nehme ich alle Strapazen und Schmerzen gern auf mich, sagte Libby sich – das sagte sie sich seit vier Tagen ununterbrochen. Sich und niemandem sonst.
Ja, sie hatte Brady davon erzählen wollen. War die Worte fünfzigmal im Kopf durchgegangen. Aber immer, wenn sie in seiner Nähe war, konnte sie ebendiese Worte nicht mehr wiederfinden. Montagabend, nachdem sie schweigend und in angespannter Atmosphäre zusammen gegessen hatten, war sie noch einmal zu ihm gekommen. Die Mädchen schliefen schon, und er sah fern. Doch als Libby ihm von hinten eine Hand auf die Schulter legte, verstand er nicht, dass sie damit ein Gespräch beginnen wollte. Er dachte, dass sie auf etwas anderes hinauswollte. Und dann waren sie bloß wenige Minuten später wieder im Bett gelandet.
Es war schön gewesen, ganz wunderbar sogar. Brady war ein rücksichtsvoller, großzügiger Liebhaber, das war ihr bewusst. Instinktiv schien er zu wissen, was ihr gefiel und wann sie kurz davor war, den Höhepunkt zu erreichen.
Ihr fiel es schwer, ihm gegenüber genauso sensibel und unbefangen zu sein. Gewisse Dinge hinderten sie daran. Zum Beispiel konnte sie sich zunächst gar nicht vorstellen, dass es ihm gefiel, wenn sie auch Forderungen stellte und ihm ganz direkt sagte, was sie sich wünschte.
„Sag mir, was du gernhast“, hatte er sie aufgefordert. „Ich meine das ehrlich. Oder zeig es mir. Nimm meine Hände und führe sie einfach.“ Er rutschte zur Seite und zog seine Hand unter Libby hervor. „Vielleicht willst du, dass ich dich hier berühre oder dort küsse oder dich mit den Fingern oder meiner Zunge streichle. Und wenn ich dir zu schnell oder zu langsam bin, zu hart oder zu weich, dann zeig es mir. Oder sprich es aus.“
Und zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie das auch tatsächlich. In der Hitze ihres Verlangens brachte sie kurze Worte hervor, die sie noch nie in diesem Zusammenhang benutzt hatte. „Da! Ja! Oh, ja! Nicht so hart … ja, genau so …“
Anfangs schämte sie sich natürlich und befürchtete, dass er sich deswegen von ihr abwenden würde. Aber das tat er nicht. Im Gegenteil, er küsste sie und hielt sie in den Armen. Es war wunderschön.
Natürlich hätte sie ihm in diesem Moment von ihren Ängsten erzählen können, aber die Worte steckten ihr bleischwer im Hals fest. Unwillkürlich musste sie an Glenn denken und daran, wie wütend er geworden war, als sie ihm gestand, dass sie es besonders schlimm fand, kein Kind mit ihm haben zu können.
„Wie bitte?“, hatte er sie angefahren. „Ich bin vielleicht unheilbar krank, und du weinst deswegen ? Um ein Lebewesen, das noch nicht mal existiert?“
„Und das nie existieren wird, Glenn. Ist das etwa kein Verlust? Und natürlich bin ich nicht bloß deswegen traurig. Aber … verlang bitte nicht von
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