Bianca Spezial Band 8
musste. Am Wochenende war ihr noch einmal besonders bewusst geworden, wie wichtig es war, dass sie bald auszog. Sie hatte ein ganz schlechtes Gewissen, weil sie den Großteil des Wochenendes mit Brady verbracht hatte, statt weiter nach einer Wohnung zu suchen.
Wenn sich das, was sich zwischen ihnen entwickelte, bloß als ein Strohfeuer herausstellen sollte, war es umso wichtiger für Libby und Colleen, dass sie ihr eigenes Zuhause hatten.
„Um ganz ehrlich zu sein – eigentlich bräuchten wir Sie sofort“, sagte Martha Dinmont. „Gerade heute hat sich eine Mitarbeiterin krank gemeldet, außerdem haben wir momentan sowieso zu wenig Personal. Ich weiß ja, dass das jetzt etwas unvermittelt kommt, aber …“ Sie ließ den Satz einfach ausklingen.
„Sie möchten also, dass ich gleich heute anfange? Gut, ich bräuchte bloß noch etwa eine Stunde Zeit.“
„Natürlich, die sollen Sie auch haben. Sie tun mir damit einen riesengroßen Gefallen.“
„Um halb vier habe ich allerdings einen Arzttermin.“
„Ihre Arbeitszeit geht nur bis drei“, versprach Mrs. Dinmont. „Ich habe mir unseren Dienstplan angeschaut, und der bietet an, dass Sie täglich von sechs bis drei hier sind. Sie dürfen Ihre Tochter übrigens gern hierlassen, wenn Sie nachher zum Arzt gehen. Natürlich kostenlos, schließlich gehört sie bald ja auch zu uns.“
Martha Dinmont war offenbar sehr bemüht darum, dass Libby gleich heute anfing. Eigentlich war sie zwar noch nicht bereit dazu, aber sie passte sich den Gegebenheiten an.
Gerade wollte sie mit Colleen das Haus verlassen, da klingelte das Telefon. Es war nicht Brady, wie sie zuerst vermutete, sondern die Maklerin, mit der sie vor einer Woche über die Wohnungen mit Gartennutzung auf der anderen Seite des Flusses gesprochen hatte.
„Ich sollte Ihnen doch Bescheid geben, sobald eine Zweizimmerwohnung zur Verfügung steht?“, sagte die Maklerin.
„Ja, so hatten wir das vereinbart.“
„Ich rufe an, weil ich Ihnen so eine Wohnung anbieten kann. Ab dem ersten Dezember ist sie frei. Haben Sie noch Interesse?“
„Natürlich, kann ich sie mir mal ansehen?“
„Gern. Die Wohnung liegt eine Straße weiter als das Objekt, das Sie kürzlich besichtigt haben. Sie befindet sich im zweiten Stock und geht zum Garten raus, nicht zur Straße. Ich versuche mal, den derzeitigen Mieter zu erreichen, dann melde ich mich wieder bei Ihnen.“
„Oh, ich bin aber gleich nicht mehr hier.“ Libby gab der Frau die Nummer des Kindertagesheims, dann verließ sie mit Colleen das Haus.
Colleen klammerte sich an Libbys Bein fest und weinte, als ihre Mutter sie im Toyland zurücklassen wollte, um ihren Arzttermin wahrzunehmen.
„Willst du wirklich mit Mommy mitkommen?“, fragte Libby. „Okay, los geht’s.“
Colleen hörte sofort auf zu weinen, als ihr klar wurde, dass Mommy sie nun doch nicht allein lassen würde und dass sie nun beide in das Auto steigen würden. Das Krankenhaus war leicht zu finden, Libby stellte den Wagen im mehrstöckigen Parkhaus ab.
Es war bereits kurz nach vier, als der Doktor endlich zu Libby in die Untersuchungskabine kam. Wenigstens hatte sie Colleen bis dahin zu beschäftigen gewusst.
„Okay, dann sagen Sie mir doch mal bitte, welche Beschwerden Sie haben“, forderte Dr. Peel sie auf, noch bevor er die Tür ganz hinter sich geschlossen hatte.
Fünf Minuten später war Libby schon wieder fertig. Nun standen ihr einige Untersuchungen bevor: Zunächst sollte sie sich röntgen lassen, dann brauchte der Arzt noch Ultraschallbilder ihres Beckenbereichs.
„Das sind alles keine schlimmen Untersuchungen“, hatte Dr. Peel gesagt. Das Licht, das durch das Fenster fiel, hatte sich in seiner quadratischen Brille gespiegelt, als er sie ansah. Er hatte blassblaue Augen, eine blasse Hautfarbe und ein ebenso blasses, aufgesetztes Lächeln. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“
Libby hatte sich nicht für ihn erwärmen können, und sie bereute, dass sie es so lange hinausgezögert hatte, wegen ihrer schmerzhaften Monatsblutungen ärztliche Hilfe zu suchen. Zu Hause in St. Paul hätte sie zu ihrer Frauenärztin Anne Crichton gehen können, einer warmherzigen Frau Ende dreißig, die selbst zwei kleine Kinder hatte. Libby ging schon seit Jahren wegen Routineuntersuchungen immer zu ihr, und Dr. Crichton war auch diejenige gewesen, die ihr und Glenn mitgeteilt hatte, dass sie wegen Glenns Krankheit keine gemeinsamen Kinder haben könnten.
Dr. Peel war der Ansicht, dass
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