Bianca Spezial Band 8
perlenbestickte Dinger. Genau so hatte er sich immer Aschenputtels Ballschuhe vorgestellt.
„Ich … ich zieh mich dann auch besser um“, entschied er sich laut. „Während du Colleen ins Bett bringst.“
Das Einzige, was ihm halbwegs passend erschien, als er seinen Kleiderschrank durchforstete, war ein dunkler Geschäftsanzug. „Hab ich nicht einen hübschen Jungen?“, lautete der Kommentar seiner Mutter, als er seinerseits die Treppe herunterkam.
Da sie keinen Tisch reserviert hatten, bestand heute, an einem Freitagabend, keine Hoffnung auf einen Platz in einem der edleren Restaurants. Also entschieden sie sich für eine der besseren Restaurantketten, wo sie einen ruhigen Tisch in Fensternähe ergatterten.
Nachdem sie bestellt hatten, lehnte Libby sich nach vorn und sagte: „Es ist wahrscheinlich gar nicht so verkehrt, dass deine Mutter uns hierzu gezwungen hat. Wir sollten die Zeit nutzen, um uns ernsthaft darüber zu unterhalten, was wir in drei Wochen unternehmen wollen, wenn Colleen und ich ausziehen.“
Eine Zeit lang sah Brady sie einfach nur an. „Nein“, sagte er schließlich. „Darüber reden wir heute Abend nicht. Alles, bloß nicht darüber, okay? Nur heute Abend?“
Sie runzelte die Stirn, und bevor Libby etwas sagen konnte, fuhr er fort: „Mom hat recht. Wir müssen miteinander klarkommen. Miteinander reden, uns vertrauen. Es reicht nicht, dass wir nachts übereinanderherfallen und über unsere Töchter reden, wenn wir beide angezogen sind.“
Er bemerkte ihren erstaunten Blick. Also gut, er hatte sich ein wenig grob ausgedrückt. Das tat ihm aber nicht leid. Libby war offenbar so nervös, dass sie nach und nach ihre Papierserviette zerriss und die einzelnen Stücke in ihrer Handfläche zu einer feuchten, kleinen Kugel zusammendrückte.
Brady wartete darauf, wieder so etwas wie ihr berühmtes, vermeintlich tapferes Es ist alles kein Problem zu hören. Wenn sie das heute schon wieder von sich gab, würde er ihr gründlich seine Meinung dazu sagen.
Doch Libby nahm ihm allen Wind aus dem Segeln, indem sie stattdessen erzählte: „Eine meiner Freundinnen hat eine sehr interessante Bemerkung gemacht, bevor ich St. Paul verließ.“ Sie sah ihm nicht in die Augen, während sie sprach, sondern blickte auf ihren leeren Teller. Aber ihre Stimme klang tiefer und ruhiger als sonst, wenn Libby ihm versicherte, dass etwas kein Problem für sie sei.
„Meine Freundin meinte, das hier wäre so, als würden wir uns scheiden lassen, bevor wir überhaupt verheiratet waren. Und irgendwie ist da was dran, finde ich. Obwohl ich mir das gar nicht gern eingestehe.“
„Na ja, ich war noch nie geschieden.“ Brady dachte einen Moment lang über ihre Worte nach. „Aber ja, stimmt, ich sehe da auch einige Parallelen.“
„Du hattest recht mit dem, was du eben gesagt hast.“ Nun blickte Libby auf und sah ihm mit ihren wunderschönen Augen direkt ins Gesicht. „Wir sollten heute Abend nicht über die Zwillinge reden. Erzähl mir lieber … warte mal … erzähl mir, warum du in die Baubranche eingestiegen bist und was dir daran so gefällt.“
Sie unterhielten sich über eine Stunde lang, während sie aßen. Und als sie mit dem Dessert fertig waren, hatten sie auf dem Tisch die Hände ineinander verschränkt.
„Meinst du, wir schaffen es noch rechtzeitig ins Kino?“, erkundigte sich Libby, als sie das Restaurant verließen und zum Auto gingen.
„Wir sind ein wenig spät dran, aber ich drücke einfach kräftig auf die Tube.“
„Nein danke. Wenn du Rennfahrer spielen willst, komme ich gar nicht erst mit.“
„Ich mache bloß Spaß, Libby.“
„Das weiß ich doch.“
„Wahrscheinlich entgeht uns nur die Werbung, sonst kommt das schon hin.“
Die nassen Straßen waren zwar nicht leer, aber auch nicht überfüllt, und so kamen sie zügig voran. Doch als sie gerade über eine große Kreuzung fuhren, kam urplötzlich ein Kleintransporter von rechts auf sie zugeschossen. Der Fahrer hatte eine rote Ampel ignoriert.
Einen schrecklichen, unendlichen Moment lang sahen sie den Transporter direkt vor sich, ein Ungetüm aus dunkelblauem Metall. Libby drückte den Rücken fest gegen den Sitz, stemmte die Füße in den Boden, hielt den Atem an und … betete. Sie wartete auf den Aufprall, den explosionsartigen Schmerz und das schwarze Nichts, das sie dann umhüllen würde.
Brady riss das Steuer nach links und trat mit aller Kraft auf das Bremspedal. Die rote Nadel des Tachos bewegte sich nach unten,
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