Bibbeleskaes
nicht die Pizzeria von deinem Vater übernehmen?«
»Dir muss ich nicht erzählen, wie schwierig das ist! Klar hätte mein Alter mich gern im Betrieb, aber nur wenn ich nach seiner Pfeife tanze.« â »Carlo, Carlo, pronto, pronto«, machte er den alten Sivori nach. â »Doch ich will mein eigenes Ding machen. WeiÃt ja, was mein Traum ist, hab ich dir doch damals erzählt: die Verbindung von badischer und neapolitanischer Küche. Denk doch nur an Pizza und Flammkuchen â¦Â«
Ab jetzt brauchte ich nur noch Stichworte zu geben. Carlo redete begeistert von Spaghetti und Spätzle und anderen Möglichkeiten des Crossovers, ich schüttete derweil Borbler, Tobi und Rossler nach. Ich bekam nur am Rande mit, dass sich die Gaststube nach und nach leerte, Stühle auf die Tische gestellt wurden und jemand den Boden fegte. Irgendwann schnellte der Kuckuck in der Uhr über dem Tresen zwölfmal vor und zurück. Schon Mitternacht.
»Das kannst du nicht machen, ich hab doch noch gar nicht erzählt, wie ich das Lokal einrichten würde«, protestierte Carlo, der ordentlich einen im Tee hatte, als ich entschied, endlich nach Hause zu gehen.
»Das nächste Mal«, nuschelte ich, griff mir die Schnapsflasche und stolperte hinaus in die völlige Dunkelheit.
»Wo ist der Parkplatz?«, fragte ich mich selbst. Oben, gell? Immer weiter den Berg hinauf und dann rechts. Da steht es ja, mein liebes Auto. Ganz allein. Wo sind all die anderen? Sind alle schon heim? Sind wir zwei die Letzten? Wo ist der Schlüssel? Ach, da ist er ja, der kleine Schlingel! Wirst du wohl ins Schloss gehen? Na also! Brav, brav. Jetzt fahr mich heim, mein liebes Auto! Denk an die vielen Kurven runter nach Ottenhöfen! Oh, verdammt, das ist ja der dritte Gang! Macht Platz, ihr dunklen Tannen! »Und immer, immer wieder geht die Sonne auf â¦Â« Geschafft, geschafft, ihr blöden Kurven. Ãtsch, bätsch, ich krieg euch alle!
Hoppela, da ist ja schon die Abzweigung! Ganz breite StraÃe jetzt, wie toll. Was wollen die anderen Autos hier? Warum hupt der alte Sack? Huch, falsche StraÃenseite, hups. Besser nicht den Zubringer, sage ich dem Auto, besser den Mösbacher Schleichweg. »Regentropfen, die an mein Fenster klopfen, die bringen mir einen schönen Gruà von dir â¦Â« Wieso regnetâs eigentlich? Wo ist der Hebel für die Scheibenwischer? Ist es überhaupt ein Hebel? Oder ein Knopf? Ah, da kommt schon der gute alte Ossola-Steinbruch. Jetzt ist es nicht mehr weit. Nur die Abfahrt in Mösbach nicht verpassen, liebes Auto! Ist eine ganz kleine StraÃe, ganz winzig, scharfe Rechtskurve. »Regentropfen, die an mein Fenster â¦Â« Regen, wieso hast du nicht noch ein klitzekleines bisschen gewartet? Nur noch, bis ich daheim bin. Ah, da sind wir schon auf dem Drei-Kirschen-Weg! Hallo, ihr lieben Kirschbäume! Geht es euch gut? Ja, ja, ich weià schon, gleich kommt die hohle Gasse. »Durch diese hohle Gasse muss er kommen.« Juchhu, das ist wie Achterbahn fahren! Was macht der Mais da? Geh weg, du blöder Mais, hau ab! Die Kurve, Auto, du musst die Kurve nehmen. Nach links, du dummes Auto! Verflucht! Ist das ein Fahrrad? Nicht in den Mais!
Nicht in den Mais!
Rückwärtsgang, Auto, es gibt einen Rückwärtsgang. ScheiÃboden! ScheiÃmais! Und jetzt? Aussteigen am besten. Blöder Regen, blöder Boden, viel zu weich! Huch, das Fahrrad fährt davon. Gleicher Rücken wie Martha. Und die gleiche Bluse, Paradiesvögel auf türkisfarbenem Grund.
»Mama? Mama, bist du das?« Reagiert nicht. Was macht sie hier? âs ist doch mitten in der Nacht, und âs regnet. »Du und deine blöden Geheimnisse!« Brüllen tut so gut! »Du und deine blöden Geheimnisse!« Sie hört es nicht, sie hört es nicht, tritt sogar auf die Pedale. »Warum fährst du weg, Mama, warum?« Dann gucken wir doch mal, wo du gewesen bist. »Mir kannst du nichts vormachen, Mama, mir nicht!«
Was tut das Brüllen gut! Ah, fester Boden, da ist der Weg, Gott sei Dank. Geradeaus das Rückhaltebecken, links erst Mais, dann Bach. Rückhaltebecken auf keinen Fall, da muss ich klettern. Also zum Bach. Blöder Stein, musst du mitten auf der StraÃe liegen? Danke, Regen, dass du aufhörst! Und da kommt auch schon der liebe Mond, voll ist der auch, so voll wie ich, und der leuchtet mir, dass ich nicht in den
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