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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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hochschreckte. Ich saß aufrecht im Bett und rieb mir das wunde Herz. Ich schloss die Augen, sah wieder das tote Gesicht von Felix. Weiteren Schlaf konnte ich vergessen. Ich stand auf, schlüpfte in Marthas Morgenmantel und sah aus dem Fenster.
    Der Regen hatte aufgehört, aber noch glänzte das Wasser auf der Straße, ein Auto glitt mit schmatzenden Reifen über den nassen Belag, seine Rücklichter verschwammen in Richtung Achern. Die Nässe gab allen nächtlichen Lichtquellen eine größere Strahlkraft: Die Straßenlaterne verwandelte das Weiß des Zebrastreifens in Perlmutt, selbst das Innere des Telefonhäuschens auf dem Rathausplatz war in warmes Gelb getaucht. Es wunderte mich, dass die Telefonzelle noch in Betrieb war, wo doch heute jeder ein Handy besaß. Ich starrte weiter aus dem Fenster. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
    Irgendwann wählte ich Adelas Nummer, hörte ihre vertraute Stimme auf der Mailbox. Leider konnte sie in den tibetanischen Bergen, irgendwo am anderen Ende der Welt, meinen Hilferuf nicht empfangen. FK um diese Uhrzeit zu wecken würde mit Sicherheit eine Ehekrise heraufbeschwören, blieb nur einer, Alban Brandt.
    Als er abnahm, stammelte ich etwas von einer Leiche im Fautenbach, doch ich merkte, dass beim Reden nicht alle Worte so aus dem Mund kamen, wie es sich gehörte.
    Â»Frau Schweitzer, sind Sie das? Ich versteh Sie so schlecht.«
    Â»Felix, der hat mir mal das Auge der heiligen Katharina aus dem Knie gezogen.« Auch das klang wirr, aber ich hatte keine rechte Kontrolle über meine Worte.
    Â»Hatten Sie einen Alptraum? Sind Sie betrunken?«
    Der gute Alban Brandt! Er versuchte immer, mich zu verstehen. Das mochte ich sehr an ihm. Ich mochte es auch, wenn er nach Feierabend auf ein Glas Wein in der Weißen Lilie vorbeikam und wir über dies und das plauderten. Oder wenn er mich an einem gemeinsamen freien Tag in seinen Schrebergarten einlud. Alban Brandt mochte mich auch, mehr als das, fürchtete ich manchmal. Zum Glück war er sehr zurückhaltend, was seine Gefühle betraf.
    Â»Tobi, Rossler, Borbler. Badisches Allheilmittel, hilft immer«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    Â»Ihnen wohl nur begrenzt, wenn Ihnen danach Leichen erscheinen«, konterte er trocken.
    Recht hatte er, aber die Leiche war keine Erscheinung, ganz bestimmt nicht.
    Â»Wo liegt sie?«
    Natürlich. Das musste er fragen. Er wollte ausschließen, dass ich ihm Schwachsinn erzählte. Also versuchte ich, es so gut möglich zu erklären.
    Â»Was haben Sie danach getan?«
    Â»Ich bin heim, aber Martha hat schon geschlafen.«
    Â»Wer ist Martha? Hat sie etwas mit dem Toten zu tun?«
    Wenn ich das nur wüsste! Hatte ich eigentlich mit Brandt jemals über meine Mutter geredet? Über diese Sprachlosigkeit, die zwischen ihr und mir herrschte? Diese ewigen Missverständnisse, in die wir uns verrannten? Darüber, wie neidisch ich wurde, wenn ich irgendwo in der Stadt zufällig auf ein fröhliches Mutter-Tochter-Paar stieß? Brandt hatte eine Tochter, fiel mir ein, und seine Frau war tot.
    Â»Ich fasse mal zusammen: Sie haben sehr viel Schnaps getrunken, Sie sind besoffen Auto gefahren, Sie haben Ihren Wagen in ein Maisfeld gesetzt, dann in einem nahen Bach die Leiche eines Felix’ gefunden und sind dann zum Haus Ihrer Eltern gefahren. So weit korrekt?«
    Ich nickte, murmelte ein Ja, als Brandt seine Frage wiederholte.
    Â»Darf ich Sie fragen, warum Sie noch nicht die Polizei angerufen haben?«
    Â»Felix ist tot, und es regnet. Ich habe gedacht …«
    Â»Es regnet?«, unterbrach mich Brandt. Seine Stimme klang plötzlich laut und heftig. »Wissen Sie, was das für die Spurenlage bedeutet? Sie rufen jetzt sofort die Polizei an, oder ich übernehme das.«
    Â»Aber ich kann doch nicht … Wie sieht das denn aus? Da mache ich mich doch direkt …«
    Â»Frau Schweitzer«, unterbrach er mich, zum Glück etwas weniger aufgebracht als zuvor. »Ich bin Polizist und kein Beichtvater. Und als Polizist sage ich Ihnen, dass Sie Ihre persönlichen Befindlichkeiten hintanstellen müssen. Denn es ist wichtig, hören Sie, dass alles, was es an Spuren gibt, so schnell wie möglich gesichert wird. Sie müssen sofort die Kollegen anrufen.«
    Â»Mach ich«, sagte ich, als mein Blick wieder auf die Telefonzelle fiel. »Ich ruf an.«
    Â»Und dann wecken Sie Ihre

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