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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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hätte ich Hedwig ihre Dummheit gerne um die Ohren gehauen, andererseits wusste ich, dass das vergebliche Liebesmüh war. Ich sollte mir endlich die Bleche holen und gehen. Aber eines wollte ich doch noch von ihr wissen.
    Â»Hedwig, du und Erna, ihr habt doch in der Winstub Mueller auch ein Zimmer zum Bach hinaus gehabt. Ist euch eigentlich in der Nacht nichts aufgefallen?«
    Hedwig tauschte einen verschwörerischen Blick mit Pascal, bevor sie mit Triumph in der Stimme sagte: »Da war ich nicht drin, Pascals Zimmer lag zum Biergarten hin.«
    Pascal, sieh an! Sollte ich mich getäuscht haben, als ich dachte, sie mache Luc beim Kochen Avancen? Auf keinen Fall! Ihr »Luc hier, Luc da« trillerte mir immer noch im Ohr.
    Wie auch immer, Luc und ich waren wohl nicht die Einzigen gewesen, die in der Winstub Mueller eine Liebesnacht verbracht hatten. Aber richtig verliebt war Hedwig nicht. Sonst hätte sie sich auf der Rückfahrt im Bus an Pascal gekuschelt, hätte niemanden als nur ihn gesehen, hätte sich weder für Felix’ Eheleben noch für mein Schuldenregister interessiert und auf keinen Fall Gift versprüht. Denn Frischverliebte leben immer auf einer imaginären Insel, für Frischverliebte gibt es nur den anderen, Frischverliebte nehmen ihre Umgebung gar nicht wahr, für die fließen Milch und Honig im Überfluss. Aber vielleicht war die Liebe für Hedwig eher Eroberung als Glück, oder sie spielte überhaupt keine Rolle, und Hedwig hatte einfach nur Angst vor dem Alleinsein.
    Â»Interessant übrigens, dass du das fragst«, sagte Hedwig noch. »Das wollte der Felix vor zwei Tagen nämlich auch wissen.«
    Â»Katharina, wegen dem Roadkill-Fleisch«, meldete sich Pascal zu Wort. »Ich würde mich wirklich freuen, wenn du mal vorbeikommst. Weil mich deine Meinung als Profi interessiert. Wenn eine Köchin wie du das auf ihre Speisekarte setzt …«
    Ich hörte ihm nicht zu, ich blieb bei dem hängen, was Hedwig gesagt hatte. Felix, wieso Felix? Konnte das nicht aufhören mit den Überraschungen? Anderseits: Wieso sollte nur ich wissen wollen, wer Murnier umgebracht hatte?
    Als mein Handy klingelte, wünschte ich so sehr, dass das Wünschen endlich einmal helfen würde und Luc der Anrufer wäre. Ich drehte eine halbe Pirouette weg von Hedwig, bevor ich das Gespräch annahm. Der Anrufer war nicht Luc, es war FK .
    Â»Schlechte Nachrichten, Katharina. Die Franzosen haben Luc wegen dringendem Tatverdacht verhaftet.«
    Ich drückte sofort die Off-Taste. Ich schaffte es irgendwie in den Gasthof hinein und schüttete mir auf der Toilette kaltes Wasser ins Gesicht. Ich sah nicht in den Spiegel, fand kein Papier, um mich abzutrocknen, merkte nur, dass die Kacheln zu weiß waren, das Licht zu grell und das Handyklingeln nicht aufhören wollte. Ich stellte das Teil aus. Auf dem Rückweg stolperte ich im Flur in Carlo hinein, ließ mich von ihm in die Gaststube zu einem Tisch in der Nähe der Küche bugsieren und auf eine Eckbank setzen.
    Â»Himmel, du brauchst sofort einen Schnaps«, rief er aus. »Hast du vergessen zu essen? Ist dir deshalb schlecht?«, fragte er, als er wenig später mit der Schnapsflasche und zwei Gläsern an den Tisch zurückkam. »Eine Hühnersuppe ist noch da, oder ich mach dir einen Elsässer Wurstsalat.«
    Ich nahm ihm wortlos die Flasche ab.
    Â»Der beste Tobi, den es gibt. Den hat die Begabteste Brennerin der Ortenau gemacht.«
    Ein Tobi, ein Borbler, ein Rossler, ein Schnaps mit vielen Namen, badisches Allheilmittel in allen Lebenslagen, eine Wunderdroge, ein Schmerzlinderer. Ich schenkte mir ein Glas ein, leerte es mit einem Zug, genoss das scharfe Brennen in der Speiseröhre.
    Â»Bestimmt geht es dir gleich besser. Schmeckst du, dass der Schnaps eher nussig als erdig ist?«
    Ich goss mir ein weiteres Glas voll. Nussig oder erdig war mir so was von egal. Carlo blickte besorgt.
    Â»Fährst du noch Skateboard?«, fragte ich, um von mir abzulenken, und trank das zweite Glas leer.
    Â»Einmal Skater, immer Skater. Ich roller immer noch gern. Wenn ich Zeit hab, bin ich auf der Rampe. Jetzt gibt’s eine in Achern, hinterm Möbel M & O. Handrail, Funbox, Barrier, alles da. Hast du dir eigentlich mal ein Brett gekauft?«
    Â»Zu alt«, sagte ich und goss ihm und mir einen weiteren Rossler ein. »Und was machst du hier in Allerheiligen? Wolltest du

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