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Bibel der Toten

Bibel der Toten

Titel: Bibel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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waren Opfer der Roten Khmer, des ehemaligen maoistischen Terrorregimes von Kambodscha.
    »Und was will sie dort?«, fragte Jake.
    Tyrone trank sein Bier aus.
    »Anscheinend wurden die beiden Historiker in den siebziger Jahren von den Roten Khmer in die Ebene der Tonkrüge geschickt – sie wurden von den Kommunisten gezwungen, sich dort irgendetwas anzusehen.«
    »Wie bitte?«
    »Du weißt doch, was die Ebene der Tonkrüge ist, oder?«
    Jake setzte zu einer stotternden Antwort an. »Riesige … alte … Steinkrüge. Über eine …« – er zögerte – »Ebene verteilt?«
    Sie lachten.
    Tyrone fuhr fort: »Die Ebene der Tonkrüge. Zweitausend Jahre alte Krüge. Richtig große Teile. In der Nähe von Phonsavan. Hab sie mir vor Jahren mal angesehen. Nicht sonderlich aufregend, aber doch irgendwie eigenartig. Niemand weiß, wer sie gemacht hat oder warum.«
    »Und was haben diese Krüge mit …«
    »… den Roten Khmer zu tun?« Ty lächelte jovial. »Keine Ahnung. Aber wie es scheint, haben sich die Roten Khmer und die Pathet Lao brennend für diese Krüge interessiert und sie in den siebziger Jahren ausführlich untersuchen lassen. Möglicherweise wurden die beiden Historiker gezwungen, dabei mitzumachen, und jetzt versucht Chemda herauszufinden, warum …«
    »Und?«
    »Offensichtlich sind die Professoren in den siebziger Jahren ziemlich geschockt von dieser Expedition zurückgekommen. Irgendetwas muss dort passiert sein, oder sie haben etwas gefunden.«
    »Aber warum ist Chemda im Krankenhaus? Warum ist sie hier?«
    Ein Tuk-Tuk ratterte vorbei. Sein Zweitaktmotor hustete stinkenden Qualm in die milde Tropennacht. Auf der Ladefläche zählten barfüßige deutsche Mädchen lachend Bündel mit Kipscheinen. » Kharb jai, danke schön, kharb jai .«
    Tyrone lächelte Jake an. »Wie es scheint, ist einer der beiden Profs auf eine Bombe getreten. Eine von diesen buttergelben kleinen Streudingern. Du weißt ja, die Gegend ist massiv bombardiert worden, und es ist noch immer lebensgefährlich, sich abseits befestigter Wege und Straßen zu bewegen – alles voll mit unseren tollen amerikanischen Streubomben.«
    »Ich weiß. Ihr habt es damals in Laos richtig krachen lassen.«
    Tyrone nickte; Jake hakte nach. »Haben die Amerikaner im Vietnamkrieg nicht mehr Bomben auf Laos abgeworfen als auf ganz Deutschland im gesamten Zweiten Weltkrieg?«
    »Aber hallo, wem sagst du das? Wir haben hier mehr Bomben abgeworfen als auf Deutschland und Japan zusammen.« Ty seufzte tief. »Wie auch immer. Wo war ich gerade? Ach ja. Dieser zerstreute Professor ist wohl auf einen Blindgänger getreten, und prompt wurde ihm das halbe Bein weggerissen. Chemda musste ihn ins nächste Krankenhaus bringen, und das war – in einem rückständigen kleinen Land wie Laos – hier unten in Vang. Sie waren einen ganzen Tag lang unterwegs, mit diesem armen Teufel auf dem Rücksitz des Pick-ups, und er hat natürlich geblutet wie eine Sau …«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt fährt sie wieder zurück. Ihre Mission zu Ende bringen, der Sache auf den Grund gehen. Ganz schön stur und zielstrebig, dieses Mädchen. Wie der Rest ihrer Sippe.« Tyrone drehte sich um und winkte dem jungen Kellner. » Sabaydee . Zwei Bier? Kharb jai .«
    »Sie fährt in die Ebene der Tonkrüge zurück?«
    »Ja, morgen früh. Hat sie mir jedenfalls erzählt. Sie hat irgendwie spitzgekriegt, dass wir mit unserem Auftrag fertig sind. Deshalb hat sie mich gefragt, ob ich Lust hätte, sie zu begleiten und einen Artikel darüber zu schreiben. Für die Phnom Penh Post , die New York Times , was weiß ich. Ich habe allerdings sofort abgewinkt. Nein danke, ohne mich, auch wenn das Ganze noch so interessant ist; ich mache diesen Bildbandjob zum Vergnügen, und von dieser ganzen Kriegskacke habe ich erst mal die Schnauze voll – und außerdem steige ich eher mit einem alten Ayatollah ins Bett, als mich vier Tage lang auf laotischen Straßen durchschütteln zu lassen, bloß um mir ein paar alte Steinkrüge anzuschauen.«
    Tyrone nahm einen Schluck und studierte Jakes nachdenkliches Gesicht. Dann stöhnte er laut auf.
    »Sag bloß, du willst das machen? Du willst diese Story? Du willst darüber einen Artikel schreiben? Dir endlich einen Namen machen!«

3
    W as ist jetzt eigentlich genau passiert, in der Ebene der Tonkrüge?«
    Jake saß neben Chemda im Führerhaus des Pick-ups. Die Augen der jungen Kambodschanerin waren von einem tiefen Dunkelbraun, wie in Sherryfässern gereifter Whisky; sie

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